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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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zum ersten Mal seit dem Tod meiner Frau wieder geweint.
    Ich kopierte den Song auf meinen iPod und nahm ihn mit ins
Schlafzimmer. Da hörte ich ihn mir noch einmal an. Und dann noch einmal. Irgendwann schlief ich endlich ein.

    Am nächsten Morgen erwartete Raya mich vor dem Bistro Janice in Ho-Ho-Kus, einer Kleinstadt im Osten New Jerseys. Niemand wusste genau, ob der Ort Hohokus, Ho Ho Kus oder HoHoKus hieß. Manche Leute behaupteten, der Name basiere auf einem Wort aus der Sprache der Lenni Lenape, dem Indianervolk, das dieses Gebiet bewohnt hatte, bis die Holländer 1698 ihre ersten Siedlungen bauten. Es gibt jedoch keinen echten Beweis dafür, welche Aussprache richtig ist, was die Alten aber nicht davon abhält, darüber zu streiten.
    Raya trug eine dunkle Jeans und eine weiße Bluse. Der oberste Knopf war offen. Sie sah teuflisch gut aus. Einfach teuflisch. Die weibliche Schönheit wirkte trotzdem, obwohl ich wusste, welches Spiel sie mit mir spielte. Ich war wütend auf sie, weil sie mich reingelegt hatte, fühlte mich aber trotzdem zu ihr hingezogen, und dafür hasste ich mich.
    Andererseits, so schön und jung sie auch war, mit Lucy konnte sie doch nicht ganz mithalten. Der Gedanke beruhigte mich. Ich hielt mich daran fest. Ich dachte weiter an Lucy, und ein seltsames Lächeln breitete sich in meinem Gesicht aus. Ich atmete etwas flacher. So war es mir früher immer in Lucys Nähe gegangen. Jetzt geschah es wieder.
    Versteh einer die Liebe.
    »Ich bin ja so froh, dass Sie angerufen haben«, sagte Raya.
    »Ich auch.«
    Raya gab mir einen Kuss auf die Wange. Sie verströmte einen leichten Lavendelduft. Wir gingen nach hinten, wo ein bemerkenswertes Gemälde, das die Tochter des Besitzers gemalt hatte, die ganze Wand einnahm. Lebensgroße Gäste sahen uns darauf an, und ihre Blicke schienen uns überallhin zu folgen. Wir setzten
uns in die letzte Nische unter eine riesige Uhr. Ich kam seit vier Jahren zum Essen ins Bistro Janice. Die Uhr war noch nicht ein einziges Mal richtig gegangen. Es handelte sich wohl um einen kleinen Scherz des Besitzers.
    Wir nahmen Platz. Raya versuchte, mich mit einem umwerfenden Lächeln zum Dahinschmelzen zu bringen. Ich dachte an Lucy. Die Wirkung war schlagartig verschwunden.
    »Also«, sagte ich, »Sie sind also Privatdetektivin.«
    Spitzfindigkeit brachte mir hier nichts. Dafür hatte ich jetzt weder Zeit noch Geduld. Ich sprach einfach weiter, bevor sie versuchte, das abzustreiten.
    »Sie arbeiten für Most Valuable Detection in Newark, New Jersey. Sie arbeiten nicht als Bedienung in diesem indischen Restaurant. Das hätte ich da schon merken müssen, als die Frau am Empfang Sie nicht kannte.«
    Ihr Lächeln flackerte kurz, strahlte dann aber mit derselben Intensität weiter. Sie zuckte die Achseln. »Wie sind Sie draufgekommen?«
    »Das sag ich Ihnen später. Wie viel von dem, was Sie mir erzählt haben, war gelogen?«
    »Eigentlich nicht sehr viel.«
    »Bleiben Sie dabei, dass Sie nicht wussten, wer Manolo Santiago wirklich war?«
    »Ja. Ich habe erst erfahren, dass er Gil Perez war, als Sie es mir erzählt haben.«
    Das überraschte mich.
    »Wie haben Sie ihn kennengelernt?«, fragte ich.
    Sie lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Ich muss nicht mit Ihnen reden. Es geht um Ergebnisse einer Ermittlung, die ich im Auftrag eines Rechtsanwalts durchgeführt habe.«
    »Das wäre ein Argument, wenn Jenrette Ihnen den Auftrag über Mort oder Flair gegeben hätte. Da gibt es allerdings ein Problem. Sie beobachten mich. Also werden Sie nicht belegen
können, dass zwischen Gil Perez und Ihrer Arbeit für Jenrette oder Marantz eine Verbindung besteht.«
    Sie sagte nichts.
    »Und da Sie keine Skrupel haben, mich unter Druck zu setzen, werde ich mich auch nicht zurückhalten. Ich darf davon ausgehen, dass Sie sich nicht ertappen lassen sollten. Und MVD braucht auch gar nichts davon zu erfahren. Eine Hand wäscht die andere, eine Win-Win-Situation, wenn Sie wollen, können Sie auch Ihr eigenes Klischee einsetzen.«
    Sie lächelte.
    »Ich habe ihn auf der Straße kennengelernt«, sagte sie. »Genau wie ich Ihnen erzählt habe.«
    »Aber das war kein Zufall.«
    »Nein, Zufall war das nicht. Meine Aufgabe bestand darin, ihm näherzukommen.«
    »Warum ihm?«
    John, der Besitzer vom Bistro Janice – Janice war seine Frau und die Köchin –, kam zu uns an den Tisch. Er schüttelte mir die Hand und fragte, wer die reizende Dame sei. Ich stellte ihn vor. Er küsste ihr die Hand.

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