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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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so.
    Beide setzten sich. Cingle Shaker schlug die Beine übereinander.
    »Also«, sagte Cingle, »MVD versucht mit allen Mitteln, Ihnen was anzuhängen.«
    »Sieht so aus.«
    »Das ist auch so. Ich hab das überprüft. Es ist eine Taktik der verbrannten Erde. Es werden keine Kosten gescheut und keine Gefangenen gemacht. Ihren Schwager haben sie schon erwischt. Sie haben einen ihrer besten Männer nach Russland geschickt. Und jede Menge andere Leute in alle Himmelsrichtungen ausgesandt. Wie viele sie auf Sie angesetzt haben, weiß ich nicht. Sie haben versucht, Ihren alten Kumpel Wayne Steubens zu bestechen. Um es kurz zu machen, MVD wird jedes noch so kleine Steinchen umdrehen, unter dem irgendwas versteckt sein könnte.«
    »Wissen Sie, was sie schon gefunden haben?«
    »Nein, bisher nicht. Nur das, was Sie auch schon wissen.«
    Ich erzählte ihr von Lucys Berichten. Cingle nickte.
    »So etwas Ähnliches haben sie schon mal gemacht. Wie zutreffend sind diese Berichte?«
    »Da stimmt einiges nicht. Ich bin nicht auf Blut gestoßen und hab auch nicht gesagt, dass wir das Ganze geheim halten müssen
oder so was. Aber sie wissen, welche Gefühle wir füreinander empfunden hatten und dass wir uns weggeschlichen haben und solche Dinge.«
    »Interessant.«
    »Wie können die an solche Informationen rangekommen sein?«
    »Schwer zu sagen.«
    »Irgendeine Idee?«
    Sie grübelte einen Moment lang. »Ich hab ja schon gesagt, dass sie öfter so vorgehen. Sie wollen einfach irgendwelchen Dreck aufwühlen. Ob das stimmt, spielt eigentlich keine Rolle. Manchmal muss man auch die Fakten etwas zurechtrücken. Wenn Sie verstehen, was ich meine?«
    »Nicht so recht.«
    »Wie soll ich … ?« Cingle überlegte kurz. »Wissen Sie, wofür die mich eingestellt haben, als ich bei MVD angefangen habe?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich sollte Ehemänner überführen, die ihre Frauen betrügen. Mit Ehebruch, Scheidungen und allem, was dazugehört, kann man viel Geld verdienen. Meine Firma ist da auch gut im Geschäft. Bei MVD hat das mindestens vierzig Prozent der Fälle ausgemacht, wenn nicht noch mehr. Und MVD sind die Besten, auch wenn sie gelegentlich etwas unorthodoxe Methoden anwenden.«
    »Wieso?«
    »Das hing immer ein bisschen vom Fall ab, aber der Anfang war immer der gleiche: Lies den Auftraggeber. Mit anderen Worten: Stell fest, was der Klient wirklich will. Will er die Wahrheit erfahren? Will er belogen werden? Will er nur beruhigt schlafen, oder dient das dazu, eine Scheidung zu provozieren oder was auch immer.«
    »Verstehe. Wollten nicht alle Klienten die Wahrheit wissen?«

    »Ja und nein. Hören Sie, ich bin keineswegs glücklich über diesen Aspekt meiner Branche. Ich habe nichts gegen Beschattungen oder Background-Recherchen – Sie wissen schon, einem Ehemann oder einer Ehefrau folgen, Kreditkartenabrechnungen, Telefonlisten und Ähnliches prüfen. Das ist alles nicht die feine Art, aber damit komm ich ganz gut klar. Das gehört einfach dazu. Aber dann wäre da noch die andere Seite des Geschäfts.«
    »Welche andere Seite?«
    »Die Seite, die will, dass es ein Problem gibt. Einige Frauen wollen zum Beispiel, dass ihre Männer sie betrügen.«
    Ich sah Muse an. »Das versteh ich nicht.«
    »Doch, natürlich tun Sie das. Ein Mann muss immer treu sein, oder? Ich kenne diesen Typ. Wenn ich mit ihm telefoniere  – und wir uns noch nicht von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden haben –, erzählt er mir, dass er seine Frau niemals betrügen würde, dass er sie liebt und so weiter. Aber dieser Kerl ist hässlich wie die Nacht und arbeitet als Verkäufer im Drogeriemarkt oder so – also denk ich mir: ›Wer soll den auch schon anbaggern?‹ Richtig?«
    »Ich versteh das immer noch nicht.«
    »Es ist viel einfacher, ein guter, anständiger Ehemann zu sein, wenn man nicht in Versuchung gebracht wird. Und in solchen Fällen hat MVD die Realität etwas zurechtgerückt. Indem sie mich als Köder eingesetzt hat.«
    »Wofür?«
    »Was glauben Sie, wofür? Wenn eine Frau ihren Mann wegen Ehebruch drankriegen wollte, bestand mein Job darin, ihn zu verführen. So arbeitet MVD. Sie haben gewartet, bis der Mann irgendwo in einer Bar sitzt, und mich dann losgeschickt, um ihn einem ›Treue-Test‹ zu unterziehen.«
    »Und?«
    »Und ich möchte ja nicht unbescheiden klingen, aber gucken
Sie sich das an.« Cingle breitete die Arme aus. Selbst in ihrem weiten Pullover war sie ein wahrlich beeindruckender Anblick. »Wenn das

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