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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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alles über das Ferienlager und was da passiert ist, gelesen.«
    »Andrew?«
    »Ach ja, ’tschuldigung. Ich hab ja schon gesagt, dass ich mit Maschinen besser umgehen kann als mit Menschen. Wobei ich natürlich keine Maschinen unterrichte, klar. Also die Studenten sind schließlich Menschen aus Fleisch und Blut, aber trotzdem …« Er räusperte sich. »Na ja, Sie erinnern sich doch noch, wie ich gesagt hab, dass dieses Bodenradar – das XRJ – ein echtes Wunderding ist?«
    »Ja.«
    »Also, na ja, ich hab Recht gehabt.«
    Muse nahm den Hörer in die andere Hand. »Wollen Sie damit sagen …?«

    »Ich will sagen, dass Sie schnell mal rauskommen sollten. Die Gerichtsmedizinerin ist natürlich auch schon unterwegs, aber wenn Sie sich das selbst noch angucken wollen …«

    Detective Yorks Telefon klingelte. Er nahm den Hörer ab. »York.«
    »Hey, hier ist Max, von der Spurensicherung.«
    Max Reynolds war der Verbindungsmann zur Spurensicherung für diesen Fall. Das hatten sie unten bei der Spurensicherung neu eingerichtet. Verbindungsleute. Für jeden Mordfall bekam man einen neuen. York arbeitete gern mit Max. Er war ein cleverer Bursche und konnte die wichtigen Informationen gut übermitteln. Ein paar von denen da unten guckten einfach zu viel Fernsehen und meinten offenbar, sie müssten immer lange Erläuterungen von sich geben.
    »Was gibt’s, Max?«
    »Das Ergebnis von dem Teppichfaser-Test ist da. Sie wissen schon, von Manolo Santiagos Leiche.«
    »Okay.«
    Normalerweise schickte der Verbindungsmann einfach einen Bericht.
    »Irgendwas Ungewöhnliches?«
    »Ja.«
    »Was?«
    »Die Fasern sind alt.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Normalerweise bringt so ein Test nichts. Die Autohersteller kaufen alle mehr oder weniger die gleichen Teppiche. Also kriegt man bestenfalls raus, dass es ein Wagen von General Motors ist und hat dann noch eine Zeitspanne von fünf Jahren, in der dieser Teppich eingebaut worden ist. Manchmal hat man etwas mehr Glück, weil die Farbe nur in einem bestimmten Modell
verwendet wurde oder nur für ein Jahr oder so. Also steht dann hinterher im Bericht zum Beispiel: Hersteller: Ford, Farbe der Inneneinrichtung: grau, Baujahr: 1999 bis 2004. So in der Art.«
    »Okay.«
    »Die Fasern von diesem Teppich sind alt.«
    »Dann ist es vielleicht gar kein Autoteppich. Vielleicht hat der Täter ihn für den Transport in einen alten Teppich gewickelt.«
    »Das haben wir auch erst gedacht. Aber wir sind dem weiter nachgegangen. Es ist ein Autoteppich, aber das Auto muss über dreißig Jahre alt sein.«
    »Wow.«
    »Dieser Teppichboden wurde zwischen 1968 und 1974 verwendet.«
    »Sonst noch was?«
    »Es stammt«, sagte Reynolds, »von einem deutschen Hersteller.«
    »Mercedes Benz?«
    »Nee, so was Nobles nicht«, sagte er. »Ich vermute, dass er aus einem Volkswagen stammt.«

    Lucy beschloss, es noch einmal bei ihrem Vater zu versuchen.
    Als sie ankam, malte Ira. Schwester Rebecca war bei ihm. Als Lucy eintrat, warf ihr die Schwester einen warnenden Blick zu. Ihr Vater hatte ihr den Rücken zugewandt.
    »Ira?«
    Er drehte sich um und sah sie an. Bei seinem Anblick wäre Lucy fast einen Schritt zurückgetreten. Ira sah furchtbar aus. Sein Gesicht war leichenblass. Er war schlecht rasiert, so dass spitze Stoppeln aus Wangen und Hals sprossen. Seine Haare waren immer etwas widerspenstig gewesen. Normalerweise stand
ihm das. Heute nicht, heute sah er aus, als hätte er zu lange unter Obdachlosen gelebt.
    »Wie geht’s dir?«, fragte Lucy.
    Schwester Rebecca sah sie weiter missbilligend an.
    »Nicht so gut«, sagte er.
    »Was malst du da?«
    Lucy ging zur Leinwand. Als sie das Motiv sah, zuckte sie zusammen.
    Wald.
    Es brachte sie zurück in die Vergangenheit. Natürlich war es ihr Wald. Der vom Ferienlager. Sie wusste genau, wo diese Stelle war. Jedes Detail stimmte. Faszinierend. Er hatte alle Fotos vom Lager vernichtet, und normalerweise hätte man aus dieser Perspektive auch kein Foto gemacht. Ira malte aus der Erinnerung. Dieser Anblick war ihm im Gedächtnis haften geblieben.
    Das Bild zeigte eine Nachtszene. Der Mond erleuchtete die Baumwipfel.
    Lucy sah ihren Vater an. Ihr Vater sah sie an.
    »Wir würden gern allein sein«, sagte Lucy zur Schwester.
    »Ich halte das für keine gute Idee.«
    Schwester Rebecca glaubte, dass es durch Reden noch schlimmer werden würde. Das Gegenteil war der Fall. Irgendetwas hatte sich in Iras Kopf festgesetzt. Nach all den Jahren mussten Ira und Lucy sich

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