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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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vierundzwanzig Stunden. Ihre Mutter und ich waren krank vor Sorge. Mein Mann war zu Hause in Irvington. Ihr Vater ist ja auch im Ferienlager gewesen. Aber er war mit den Suchtrupps unterwegs. Ihre Mutter war bei mir, als der Anruf kam. Gil kannte die Nummer vom Münztelefon hinten in der Küche auswendig. Er hatte schon dreimal vorher angerufen, aber dann immer wieder aufgelegt, als sich jemand anders gemeldet hat. Dann, als sie schon mehr als einen Tag vermisst wurden, bin ich da ans Telefon gegangen.«
    »Und da hat Gil Ihnen erzählt, was passiert ist?«
    »Ja.«

    »Und Sie haben es meiner Mutter erzählt?«
    Sie nickte. Ich begann zu begreifen.
    »Haben Sie sich dann an Wayne Steubens gewandt?«, fragte ich.
    »Das brauchten wir nicht. Er hatte schon mit Ihrer Mutter gesprochen.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er hat nichts zugegeben. Aber er hat ganz deutlich gemacht, was los war. Er hatte sich für die Nacht ein Alibi besorgt. Und irgendwie wussten wir auch schon Bescheid. Mütter sind so.«
    »Worüber wussten Sie Bescheid?«
    »Gils Bruder, mein Eduardo, saß damals im Gefängnis. Gil hatte auch ein kurzes Vorstrafenregister – er hatte mit ein paar Freunden zusammen ein Auto geklaut. Ihre Familie war arm und meine Familie auch. Auf dem Seil, mit dem Margot gefesselt worden war, würde man Fingerabdrücke finden. Die Polizei würde sich fragen, warum Ihre Schwester Margot Green in den Wald gelockt hatte. Die Beweise gegen sich hatte Wayne verschwinden lassen. Er war reich und beliebt und konnte sich die besten Rechtsanwälte leisten. Sie sind Staatsanwalt, Mr Copeland. Sagen Sie mir, wenn Gil und Camille Anzeige gegen ihn erstattet hätten, wer hätte ihnen geglaubt?«
    Ich schloss die Augen. »Also haben Sie ihnen gesagt, dass sie sich weiter verstecken sollten.«
    »Ja.«
    »Wer hat die Kleidung mit ihrem Blut da hingelegt?«
    »Das war ich. Ich hab mich mit Gil getroffen. Er war noch im Wald.«
    »Haben Sie meine Schwester gesehen?«
    »Nein. Gil hat mir ein paar Kleidungsstücke von ihr gegeben. Er hat sich geschnitten und sein Hemd auf die Wunde gepresst. Ich habe ihm gesagt, dass er so lange in seinem Versteck bleiben soll, bis wir einen Plan haben. Ihre Mutter und ich haben darüber
nachgedacht, wie wir die Sache drehen, damit wir die Polizei auf die richtige Spur bringen. Aber uns ist nichts eingefallen. Die Tage vergingen. Ich wusste, wie die Polizei sein kann. Und selbst wenn sie uns geglaubt hätten, wären Gil und Camille immer noch Komplizen gewesen.«
    Mir fiel noch etwas ein.
    »Und Sie hatten einen behinderten Sohn.«
    »Ja.«
    »Sie brauchten Geld. Damit Sie sich um ihn kümmern konnten. Und vielleicht noch für die Studiengebühren, damit Glenda auf eine gute Uni gehen kann.« Ich sah ihr in die Augen. »Wann haben Sie gemerkt, dass Sie durch den Prozess reich werden können?«
    »Daran haben wir am Anfang überhaupt nicht gedacht. Das kam erst später – als Billinghams Vater überall herumposaunt hat, dass Mr Silverstein seinen Sohn nicht richtig beschützt hat.«
    »Da haben Sie Ihre Chance gesehen.«
    Mrs Perez setzte sich noch aufrechter. »Mr Silverstein hätte besser auf die Kinder aufpassen müssen. Sie hätten nicht allein in den Wald gehen dürfen. Er war mitschuldig. Ja, ich habe die Chance gesehen. Genau wie Ihre Mutter.«
    Mir drehte sich alles im Kopf. Ich versuchte, das zumindest so lange anzuhalten, bis ich diese neue Realität begriffen hatte. »Wollen Sie damit sagen …« Ich brach ab. »Wollen Sie sagen, dass meine Eltern wussten, dass meine Schwester noch lebt?«
    »Nicht Ihre Eltern«, sagte sie.
    Ich spürte den kalten Hauch an meinem Herz.
    »Oh, nein …«
    Sie sagte nichts.
    »Sie hat meinem Vater nichts davon erzählt, stimmt’s?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«

    »Weil sie ihn gehasst hat.«
    Ich war vollkommen erstarrt. Ich dachte an ihren Streit, an die Bitterkeit, den Kummer. »So sehr?«
    »Was?«
    »Es ist eine Sache, einen Menschen zu hassen«, sagte ich. »Aber hat sie ihn wirklich so sehr gehasst, dass sie ihn in dem Glauben gelassen hat, dass seine eigene Tochter tot ist?«
    Sie antwortete nicht.
    »Ich hab Sie was gefragt, Mrs Perez.«
    »Ich kenne die Antwort nicht, tut mir leid.«
    »Sie haben es Mr Perez erzählt, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Aber sie hat es meinem Vater nie gesagt.«
    Keine Antwort.
    »Er ist immer wieder in den Wald gefahren und hat ihre Leiche gesucht«, sagte ich. »Vor drei Monaten, auf seinem Totenbett, waren seine letzten

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