Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Beverfjord
Vom Netzwerk:
wäre er als Journalist erledigt gewesen.
    Seine Quelle Fridtjof Feng gehörte zu den engagiertesten Aktienspekulanten des Landes. Es war nicht leicht, innerhalb der Finanzwelt an Informanten zu kommen. Am ehesten wagten sich die Choleriker mit aufs dünne Eis, die sich dadurch oft gewaltige Probleme einhandelten. Besessen von dem Wunsch nach Rache, benutzten sie die Presse, um unvorteilhafte Informationen über die, die sie treffen wollten, durchsickern zu lassen. Das war effektiv, und die Angriffe schadeten nur selten den Quellen selbst, da der Quellenschutz der Presse sie schützte.
    Feng war kein Choleriker, doch über die Maßen rachsüchtig. Seine kleine Schwester hatte vor einigen Jahren ein Verhältnis mit Hans Adler Hellvik gehabt. Dass Hellvik Frauen misshandelte, war in Pressekreisen kein Geheimnis. Fengs Schwester war mehrmals mit einem geschwollenen Gesicht beim ärztlichen Notdienst gesehen worden. Nach einem Jahr hatte sie es geschafft, sich von ihm zu trennen. Erst da hatte Feng von Hellviks Gemeinheiten erfahren. Die Schwester weigerte sich jedoch, die Misshandlungen anzuzeigen. Fridtjof Feng war fest entschlossen, sich auf seine Weise zu rächen.
    Joakim fühlte seinen Puls schneller schlagen, als er Fengs Nummer wählte.
    Â»Das ging aber schnell«, sagte Feng.
    Â»Sie haben mehr über Hellvik?«
    Â»Er ist tollkühner, als man meinen sollte. Die Abteilung der Polizei für Wirtschaftskriminalität hat die alte Fjellslott-Sache wieder ausgegraben. Gerüchten zufolge haben sie jemanden, der bereit ist, zu reden.«
    Joakim durchforstete seine Erinnerung. Der Fjellslott-Fall lag viele Jahre zurück, doch er konnte recht schnell die wesentlichen Punkte rekonstruieren. Vor seinem Börsenerfolg hatte Hellvik die Immobilieninvestmentgesellschaft Fjellslott gegründet, in die viele der kleinen Fische im Finanzteich große Summen investiert hatten. Die Gesellschaft hatte ihre Finger in mehreren Wohnungsbauprojekten in Hemsdal und Geilo gehabt.
    Feng half Joakims Erinnerung noch etwas nach: »Hellvik hat laut der Abteilung für Wirtschaftskriminalität seine Gesellschaft benutzt, um die Leute übers Ohr zu hauen. Wie viele bei Fjellslott Geld verloren haben, weiß keiner. Es wird bald Anklage erhoben werden, unter anderem wegen der Veruntreuung von Mitteln und des Verstoßes gegen das Bilanzierungsgesetz. Hellvik ist es offenbar gelungen, beträchtliche Millionenbeträge auf ein geheimes Konto zu überführen, zu dem nur er Zugang hat.«
    Â»Du meine Güte«, sagte Joakim.
    Â»Aber das ist noch nicht alles: Hellvik beauftragt Schläger als Geldeintreiber. Ich kenne zwei Zeugen. Einer von ihnen ist mitten in der Nacht davon wach geworden, dass ein fremder Mann in seinem Schlafzimmer stand.«
    Â»Sind sie bereit zu reden?«
    Â»Wie sieht Ihr Tag aus?«

Kapitel 15
    Nach dem Gespräch mit Fridtjof Feng suchte Joakim sofort die Nachrichtenchefin in ihrem Büro auf, die in irgendwelche Papiere vertieft war. Ihr blondes Haar hatte sich aus der Spange im Nacken gelöst. Als er sich räusperte, blickte sie auf und erhob sich. Sie war groß, hatte kantige Schultern und einen breiten Rücken. Heute trug sie ein blaues Kleid mit einem breiten schwarzen Gürtel, der ihre schmale Taille betonte.
    Â»Was gibt’s?«, fragte Katarina Hoff und bot ihm einen Platz an.
    Viele Frauen, die sich der fünfzig näherten, bekamen etwas Mütterliches. Hoff war insofern mütterlich, als man sich geborgen und von ihr wahrgenommen fühlte, während man sie gleichzeitig um nichts in der Welt enttäuschen wollte. So brachte Hoff ihre Mitarbeiter dazu, wie die Wahnsinnigen zu schuften, um die besten Resultate zu erzielen. Und das war auch bitter nötig, dachte Joakim. Denn das Zeitungsgeschäft war brutal. Nyhetsavisen sah sich als Alternative zu den Boulevardzeitungen VG und Dagbladet, dabei war sie gründlicher und fundierter.
    Doch Journalismus, der eine gute Recherche betrieb, war enorm teuer und wurde von den Lesern nicht belohnt, eher im Gegenteil. Am schlimmsten war das natürlich für die Zeitungen im Straßenverkauf. Doch auch Nyhetsavisen hatte Probleme. Immer mehr Abonnenten und Inserenten kehrten ihnen den Rücken zu, und im Internet schien niemand bereit, für Qualität zu bezahlen.
    Â»Geht es um Rache?«, fragte Hoff, nachdem Joakim sie über Fengs Kontaktaufnahme informiert

Weitere Kostenlose Bücher