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Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Beverfjord
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in der Wohnung geworden, die sie sich in Skillebekk geteilt hatten, und sie waren wieder auseinandergezogen. Unglaublicherweise waren sie trotzdem gute Freunde und ein Paar geblieben. Doch das war, bevor Kikki ihren Kollegen Peder geheiratet und mit ihm ein Kind bekommen hatte. Jetzt waren sie nur noch Freunde.
    Helene unterbrach seine Gedanken. Sie hatte einen Marihuanajoint aus der Schublade unter dem Wohnzimmertisch geholt, den sie jetzt anzündete und ihm reichte. Er lehnte höflich ab. Wenn er high wurde, tauchte meistens Iben in seinen Gedanken auf, das wusste er.
    Â»Komm schon, das macht den Sex noch besser.«
    Zögernd nahm er den Joint in Empfang. Zog daran und merkte, wie der süßliche Geruch das Zimmer einhüllte. Helene sah ihn mit ihren dunklen Augen an.
    Â»Was, glaubst du, macht einen zum Mörder?«, fragte sie und nahm selbst einen Zug.
    Â»Ich weiß es nicht. Vielleicht wird man so geboren. Was meinst du?«
    Sie blies hellgraue Ringe an die Decke. Er spürte, wie sein Körper schwer wurde.
    Â»Ich glaube nicht, dass wir zu irgendetwas geboren werden«, sagte sie schließlich. »Am Anfang sind wir nichts als … leere Leinwände, ohne irgendwelche angeborenen mentalen Inhalte. Ich glaube, dass uns einzig und allein unsere Erfahrungen und unsere Umgebung formen.«
    Â»Dann ist die Umgebung schuld, dass jemand zum Mörder wird?«
    Â»Ja. So kann man das auch sehen.«
    Kurz darauf warf sie sich auf ihn. Sie landeten auf dem Boden. Er spürte, wie sich das nackte Holz in seine Knie bohrte, während er zwischen Helenes Beinen immer härter zustieß.
    Sie waren gerade eingeschlafen, als Joakim von seinem Handy geweckt wurde. Es war Agnes.
    Â»Sie hat angerufen«, sagte sie.
    Â»Wer?«
    Â»Ester, gerade eben.«
    Helene schlief, aber er ging trotzdem in die Küche, für den Fall, dass sie aufwachen und etwas von ihrer Unterhaltung mitbekommen sollte.
    Â»Sie hat geweint und gesagt, dass sie mich morgen treffen will«, sagte Agnes.
    Â»Okay, wir unterhalten uns, nachdem du mit ihr geredet hast. Hat sie einen ängstlichen Eindruck gemacht?«
    Â»Sie schien völlig verunsichert. Ich habe ein verdammt schlechtes Gefühl bei der Sache. Irgendetwas stimmt hier nicht, etwas, das Ester sich nicht zu erzählen traut.«

Kapitel 14
Donnerstag, 5. Mai
    Joakim fühlte sich beschwingt, als er am nächsten Morgen Helenes Wohnung verließ. Sie hatte ihn zur Tür gebracht, die Decke um den nackten Körper gewickelt. Sie würde sich gleich wieder hinlegen, denn sie hatte frei.
    Â»Eine Belohnung für meinen Einsatz. Ich habe gestern gute Arbeit geleistet«, sagte sie ganz unbescheiden.
    Als er am Zeitungskiosk vorbeikam, verstand er, was sie gemeint hatte. »Wir werden dem Mörder niemals vergeben!«, stand auf der Titelseite von VG. Er kaufte sich eine Zeitung und las sie auf dem Weg ins Zentrum. Die Eltern Berit und Ivar Isaksen waren mit einem Bild von Helle in der Hand abgebildet. Ihre Augen waren leer, verweint. Er arbeitete als Hausmeister, sie als Putzfrau. Helle war ihr großer Stolz gewesen, sagten sie. Sie hatte mit vier lesen gelernt und später das Gymnasium mit Topnoten verlassen. Verfasserin: Helene Muus Mikalsen. Joakim seufzte tief. Es war der dritte Tag in Folge, an dem sie Prügel bezogen.
    In der Redaktion setzte er sich auf seinen Platz und loggte sich ein, während er seinen Kaffee schlürfte. Er sah, wie sich die Redaktion draußen langsam füllte. Müde Morgengestalten stolperten herein, deponierten ihre Taschen, Blöcke und Trinkflaschen auf ihren Schreibtischen, während die PCs zum Leben erwachten. Als er seine Mails öffnete, stutzte er, denn er entdeckte in der Absenderliste eine bekannte Adresse. Eine seiner alten Quellen aus seiner Zeit im Investigativteam hatte Kontakt zu ihm aufgenommen. Die Nachricht bestand nur aus vier Worten. »Rufen Sie mich an.«
    Die Quelle hieß Fridtjof Feng und hatte eine zentrale Rolle bei Joakims Versuch gespielt, Hans Adler Hellvik zu entlarven. Vor sechs Monaten war Hellvik zum alleinigen König der Osloer Börse aufgestiegen. Er hatte unwahrscheinliches Glück mit seinen Aktienkäufen gehabt. Feng hatte Joakim diverse Male auf Hellvik aufmerksam gemacht, woraufhin dieser mit seiner Recherche begonnen hatte. Konnte es wirklich Zufall sein, dass Hellvik innerhalb so kurzer Zeit mehrere Hundert Millionen Kronen

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