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Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Beverfjord
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herausgerutscht. Zetterstrøm antwortete zuerst nicht, dann versuchte Joakim es noch einmal.
    Â»Hatten Sie Sex mit Helle?«
    Â»Helle hat selbst die Initiative dazu ergriffen. Ich wollte erst nicht, doch mit der Zeit haben wir starke Gefühle füreinander entwickelt.«
    Â»Wie lange ging das Verhältnis?«
    Â»Nur kurz. Es begann im Januar. Das letzte Mal waren wir im März zusammen, direkt vor den Osterferien. Da hat sie mir gesagt, dass sie unsere Beziehung beenden will. Danach wirkte sie immer depressiver und kam nur noch selten in die Vorlesungen.«
    Â»Und Ihnen ist nie der Gedanke gekommen, dass das vielleicht mit dem Verhältnis zu Ihnen zu tun haben könnte?«
    Â»Ich wollte ihr helfen, das habe ich doch gesagt.« Die Stimme des Professors war plötzlich schärfer.
    Â»Was wissen Sie über Tom Marius Westerberg?«
    Â»Sie hat ihn mir gegenüber nie erwähnt.«
    Nach dem Interview brachte Tollefsen Joakim hinaus.
    Â»Und, verstehen Sie jetzt, was ich neulich gemeint habe?«
    Â»Dass er unschuldig ist? Dazu habe ich keine Meinung.«
    Â»Was er gemacht hat, ist unschuldig«, sagte Tollefsen.
    Â»Unter uns – und unabhängig davon, ob er sie umgebracht hat oder nicht: das Letzte, was ein Inzestopfer braucht, ist ein sexuelles Verhältnis mit einem alten Schwein«, antwortete Joakim.

Kapitel 17
    Agnes fuhr in einem frisch gewaschenen Golf, den sie sich von Nyhetsavisen geliehen hatte, Richtung Majorstua. Sie parkte in einer Seitenstraße und ging das letzte Stück zum Café M zu Fuß, wo sie sich um vierzehn Uhr mit Ester verabredet hatte. Das Café lag nur einen Steinwurf von der Wohnung entfernt, in der Helle ermordet aufgefunden worden war.
    Ester hatte einen der Tische gewählt, die am weitesten vom Fenster entfernt standen, und sich mit dem Rücken zu den anderen Gästen gesetzt. Es waren nicht viele, die Mittagszeit war schon vorbei. Agnes nahm ihr gegenüber auf einem Sofa Platz und legte die tropfnassen Regensachen neben sich.
    Ester sah einfach furchtbar aus. Der ins Gesicht fallende Pony klebte an der Stirn, und das dunkle Haar stand in grellem Kontrast zu ihrem weißen Gesicht.
    Â»Dir geht es schlecht, oder?«, fragte Agnes.
    Ester nickte. Sie blickte auf ihre schlanken Hände und spielte an den Ringen, die sie an Mittel- und Ringfinger trug.
    Â»Wann ist die Beerdigung?«, fuhr Agnes fort.
    Â»Montag. Aber ich weiß nicht, ob ich das schaffe.«
    Der Ober kam. Ester wollte eine Cola. Agnes bestellte sich einen Kaffee.
    Â»Du hast gesagt, dass du mit mir über etwas reden willst.«
    Â»Ja, aber nicht hier. Lass uns lieber anschließend ein paar Schritte gehen.«
    Sie tranken nahezu schweigend. Nachdem Agnes bezahlt hatte, gingen sie. Ester spannte einen durchsichtigen Regenschirm auf, und sie spazierten Richtung Frognerpark.
    Â»Was sagt die Polizei?«, fragte Ester.
    Â»Bisher wurde noch niemand festgenommen. Sie scheinen mehreren Spuren nachzugehen. Aber ich denke, der Professor ist der Hauptverdächtige.«
    Ester sagte dazu nichts. Sie gingen durch die große schmiedeeiserne Pforte, die den Eingang zum Skulpturenpark bildete.
    Â»Was hast du der Polizei gesagt?«, erkundigte sich Agnes.
    Â»Nicht viel. Ich weiß nicht, wer sie umgebracht hat. Ich war die ganze Nacht nicht da. Ich hatte seit Samstag nicht mehr mit ihr gesprochen. Und ich …«
    Ester hielt mitten im Satz inne. Ein Mann eilte an ihnen vorbei. Als er ein Stück entfernt war, fuhr sie fort: »Ich bekomme ihren Anblick einfach nicht aus dem Kopf.«
    Der Park lag fast verlassen da. Die Steinskulpturen starrten sie mit toten Augen an, während sie zu dem Prunkstück des Parks hochgingen, dem Monolithen. Der Regen hatte aufgehört, und Agnes zündete sich eine Zigarette an. Ester sah sich ständig um.
    Â»Kann ich mich auf dich verlassen?«, vergewisserte sie sich.
    Â»Natürlich.«
    Â»Die Polizei erfährt nichts von dem, was ich sage?«
    Â»Nein, meine Quellen gebe ich nicht preis. Das bedeutet, dass ich dich schütze, selbst wenn der Fall vor Gericht landen sollte.«
    Ester nickte. Ihre Augen hatten rote Ränder. Die beiden Frauen standen so dicht beieinander, dass Agnes Esters Parfüm riechen konnte. Eine Gruppe von lauten Touristen näherte sich ihnen.
    Â»Ich glaube, ich kann nichts sagen«, meinte Ester leise.
    Â»Sollen wir woanders hingehen?«
    Ester

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