Grabesdunkel
angehäuft hatte?
Das Problem war, dass ungesetzlicher Insiderhandel sich so gut wie nie nachweisen lieÃ. Der Austausch von Insiderinformationen spielte sich im Verborgenen ab. Joakims Recherchejob erstreckte sich über mehrere Monate. Er arbeitete sich durch Aktienbücher, Generalversammlungsprotokolle und Investitionspapiere, durch Listen von Vorstandsmitgliedern und Betriebsversammlungen. Und er nahm Kontakt zu den Gesellschaften auf, in die Hellvik sich eingekauft hatte. Dabei war er auf Namen gestoÃen, die in Hellviks Investmentgesellschaften eine zentrale Rolle spielten. Joakim verglich die Aktiengeschäfte und die Aktienkurse mit kurssensitiven Ereignissen. Es zeigte sich, dass Hellvik bei seinen Aktienkäufen und -verkäufen eine nahezu übernatürliche Treffsicherheit bewiesen hatte. Und dass immer jemand von seinen Leuten in der Gesellschaft saÃ, wenn er die Aktiengeschäfte tätigte.
Besonders ein Name tauchte immer wieder auf, Samuel Saksvik, ein hoch profilierter Wirtschaftsanwalt der renommierten Anwaltskanzlei Eik Angell Omre. Saksvik saà als Vorstandsmitglied in mehreren börsennotierten Gesellschaften und gelangte somit in den Besitz kurssensitiver Informationen. Mit mehreren dieser Gesellschaften hatte Hellvik wahnsinnig viel Geld verdient. Darüber hinaus war Saksvik Hellviks juristischer Berater und Freund. Und er investierte mit ihm zusammen.
Joakim hatte Quellen aufgetan, die bereit waren zu reden, anonym zwar, dafür aber viele. SchlieÃlich war er der Meinung gewesen, ausreichend fundiertes Material gesammelt zu haben. Davon hatte er auch die Nachrichtenchefin von Nyhetsavisen, Katarina Hoff, überzeugen können. Sie hatte ihm ihr Okay gegeben.
An jenem Tag vor einem Monat, an dem der erste Artikel einer Serie über Hans Adler Hellviks Insiderhandel erschienen war, hatte einer der Partner der Anwaltskanzlei Eik Angell Omre die Nachrichtenchefin angerufen. Daraufhin hatten sich Katarina Hoff und Joakim zusammen mit dem Anwalt von Nyhetsavisen umgehend in die Anwaltskanzlei in Aker Brygge begeben. Dort hatte der Partner des Rechtsanwalts zusammen mit Saksvik und drei Repräsentanten eines PR-Büros Joakims Artikel auseinandergenommen, bis schlieÃlich kein Wort mehr so stimmte, wie es da stand.
»Ihre Quellen haben ganz offensichtlich etwas gemeinsam: Alle sind Verlierer, Börsenamateure, die als Konsequenz aus Hellviks Tüchtigkeit Schiffbruch erlitten haben. Sie haben nicht einen Beweis, der standhält. Wir werden Sie vor Gericht in der Luft zerreiÃen«, hatte der Partner geschrien, und zwar direkt in Joakims linkes Ohr. Der Ausbruch hatte einen leisen Pfeifton in seinem Ohr hinterlassen, der ihn den ganzen Tag über begleitet hatte.
Der Anwalt hatte sich geräuspert und in normalem Tonfall weitergesprochen: »Der Letzte, der wegen ungesetzlichen Insiderhandels verurteilt wurde, konnte überführt werden, weil die Anklagebehörde ein Tonband als Beweismaterial hatte. Sie haben nichts.«
Joakim hatte zur Nachrichtenchefin hinübergesehen, die mit benommenem Blick zurückgestarrt hatte. Ihm war klar, dass die Schlacht verloren war. Er hatte viele Quellen, die sich zu Hellvik geäuÃert hatten, nicht nur kleine Investoren, sondern auch profilierte Spekulanten. Doch diese Quellen waren daran interessiert, ihr eigenes Geld zu schützen. Sie hatten in dieselben Gesellschaften investiert wie Hellvik und befürchteten, dass eine negative Erwähnung in der Presse zu einem Kursverfall führen könnte. Sie würden nie vor Gericht erscheinen, um einen Journalisten vor einem noch immer mächtigen Hellvik zu retten.
»Saksvik hat nichts UnrechtmäÃiges getan«, hatte ihn der Anwalt angefaucht. Die Anwaltskanzlei Eik Angell Omre hatte keine internen Regeln, die es Saksvik verboten, private Investitionen zu tätigen.
Joakims Konsequenzanalyse kam zu spät: Er hatte eine Reihe ernst zu nehmender Indizien, doch vor Gericht würde er nicht beweisen können, dass ein ungesetzlicher Insiderhandel vorlag. Der Anwalt von Nyhetsavisen, Helge Krag, war nicht bereit gewesen, ihn zu retten. Das Gespräch endete damit, dass sie die Artikelserie einstellten und dass die Nyhetsavisen über eine halbe Seite eine Richtigstellung bringen musste. Joakim konnte sich glücklich schätzen, dass er seinen Job behalten durfte. Wären Hans Adler Hellvik und Samuel Saksvik rigoros vorgegangen,
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