Grabesdunkel
fest, als sie alle drei angesehen hatten. »Du kriegst das nicht noch ein bisschen deutlicher, Rasmus?«
»Die Qualität ist Schrott, aber ich kann es versuchen.«
Rasmus rief die drei Standbilder auf, die die Gesichter am besten zeigten. Er zoomte näher heran. Langsam lieà sich etwas erkennen, etwas Bekanntes, Haarfarbe, Gesichtszüge.
»Erkennst du ihn?«, fragte Rasmus und zeigte auf das erste Bild.
Joakim und Agnes nickten ungläubig. Der erste Film zeigte den bekannten Fernsehmoderator Tor Vaksdal. Der nächste den Finanzhai Hans Adler Hellvik. Joakim sah schon vor sich, wie dieser groÃe Fisch in seinen Händen zappelte. Jetzt hatte er ihn! Und der Dritte? Sie mussten lange und genau hinsehen.
»Sag mal«, flüsterte Rasmus plötzlich. »Ist das nicht dieser Typ von der Christlichen Volkspartei?«
Kapitel 51
Die drei stürmten ins Büro der Nachrichtenchefin, wo Ressortleiter Telle und Rechtsanwalt Krag zusammen mit Katarina Hoff saÃen. Wahrscheinlich diskutierten sie die Ermittlung, die die Polizei gegen Agnes eingeleitet hatte.
»Wir haben leider schlampig gearbeitet«, sagte Joakim. »Auf der CD, die Agnes von Ester bekommen hat, sind Helle Isaksens Kunden zu sehen, drei bekannte Persönlichkeiten. Ich weià nicht, ob sie sich überhaupt darüber im Klaren sind, dass sie gefilmt wurden.«
Als er die drei Namen genannt hatte, starrte Hoff ihn ungläubig an.
»Wir müssen sie damit konfrontieren«, meinte Joakim.
Telle nickte. Katarina Hoffs Wangen färbten sich rot â so reagierte sie immer, wenn ihr eine schwierige Aufgabe bevorstand.
»Es ist nicht unser Stil, das Sexleben der Leute zu enthüllen«, sagte sie kurz angebunden.
»Verdammt, Katarina, es geht hier nicht um das Sexleben von irgendwem. Wir reden hier von bekannten Persönlichkeiten. Terje Ãstby ist der Vorsitzende der Christlichen Volkspartei und einer der gröÃten Prostitutionsgegner, und jetzt haben wir ihn mit heruntergelassenen Hosen erwischt. Da kannst du nicht damit kommen, was unser Stil ist und was nicht. Hätte er eine farbige Putzfrau, würdest du auch nicht zögern, ihn auf der Titelseite vorzuführen. Sie müssen geoutet werden«, brauste Joakim auf.
Hoff antwortete nicht.
»Wenn sie eine Neunzehnjährige für Sex bezahlen, müssen sie sich über das Risiko im Klaren gewesen sein, irgendwann aufzufliegen. Einer von ihnen könnte auch der Mörder sein«, fuhr Joakim fort. »Ich will, dass wir zuerst mit Helle Isaksens Eltern reden. Sie sollen nicht aus der Zeitung erfahren, dass ihre Tochter als Prostituierte gearbeitet hat.«
»Sehr umsichtig«, erwiderte Telle. »Ich schlage vor, dass du, Joakim, dich um Helles Eltern und Tor Vaksdal kümmerst, während du, Agnes, Terje Ãstby und Hans Adler Hellvik mit unserem Wissen konfrontierst.«
Telles Blick flackerte leicht zwischen Katarina Hoff und Joakim hin und her. Er fügte hinzu: »Ich würde es für keine gute Idee halten, wenn Joakim Hellvik zur Rede stellt.«
Hoff schüttelte den Kopf. »Das müssen andere übernehmen. Du, Agnes, solltest aber lieber die Finger von der ganzen Geschichte lassen und stattdessen nach Hause gehen. Ich habe bereits mit dem Psychologen gesprochen, der hin und wieder für uns tätig ist. Er hat Zeit für dich eingeplant.«
Joakims Blick wanderte zu Agnes, die abwehrend die Hand hob. »Nein, nicht nötig, besten Dank. Ich werde diese Sache weiterverfolgen. Ich habe zu Hause keine Ruhe. AuÃerdem sind Joakim und ich diejenigen, die auf den ganzen Hintergrundinformationen sitzen.«
»Du wirst verstehen, dass ich eine Journalistin, gegen die wegen Mordes ermittelt wird, nicht im Auftrag von Nyhetsavisen in der Gegend herumlaufen lassen kann, oder?«, meinte Hoff.
»Ich muss gar nicht in der Gegend herumlaufen. Ich bleibe gern in der Redaktion, aber ich werde die Sache zu Ende bringen.«
Joakim lächelte. Er kannte Agnes inzwischen und wusste, wie hartnäckig sie sein konnte. Eine Sorgenfalte zeigte sich auf Hoffs Stirn, doch sie nickte.
»Okay, Agnes, aber du hältst dich bedeckt und bleibst hier drinnen.«
Kapitel 52
Joakim und Agnes gingen hoch in die Kantine, um zu frühstücken. Zu dieser Tageszeit gab es keine Bedienung. Joakim holte sich im Automaten ein Fertiggericht, das er sich in der Mikrowelle aufwärmte, die danebenstand.
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