Grabesdunkel
und im Wald verschwand.
Kapitel 48
Agnes lag, die Hände hinter dem Kopf, auf dem Boden. Der Polizist durchsuchte sie auf Waffen. Er entdeckte sofort die Pistole, die sie in die Ecke geworfen hatte. Agnes lag so, dass sie in Admirs zerschossenes Gesicht blickte. Er schien noch zu leben.
»Sie müssen Joakim helfen«, bettelte sie.
»Wir suchen drauÃen im Wald«, antwortete der Polizist. Er erhob sich und machte ihr ein Zeichen, dass auch sie aufstehen sollte.
Agnes lief hinunter zur Verandatür und starrte in den dunklen Wald, wo die Polizei nach Joakim suchte. Sie hatte seinen Schrei gehört. Zumindest lebte er. Dann hörte sie das Martinshorn vom Krankenwagen, der auf dem Weg war. Den Hubschrauber, der über ihnen kreiste.
Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war. Plötzlich sah sie etwas am Waldrand, einen Körper, der von zwei uniformierten Männern getragen wurde. Er bewegte sich. Sie spürte die Erleichterung im ganzen Körper. Joakim lebte. Wenig später kamen die Rettungssanitäter und stürmten gleich in die erste Etage. Dann wurde es still.
Agnes empfand keine Schuld, nur Erleichterung. Admir ist tot, dachte sie. Ich habe ihn umgebracht. Er kann mir nie mehr schaden.
Joakim wurde auf den Wohnzimmerboden gelegt. Er lächelte sie schwach an.
»Mir geht es gut«, sagte er, während die Rettungssanitäter ihn untersuchten. In der Tat hatte er sich nur eine Rippe gebrochen und einen tiefen Schnitt im Finger, ansonsten war er in relativ guter Verfassung.
Joakim und Agnes wurden mit aufs Präsidium genommen. Auf dem Rücksitz des Polizeiautos griff er nach ihrer Hand.
Im Präsidium wurden sie in zwei getrennte Vernehmungsräume gebracht. Joakim lächelte ihr aufmunternd zu, als sie auseinandergingen.
»Wollen Sie einen Anwalt?«, fragte der GröÃere der beiden Ermittler, als Agnes sich hingesetzt hatte. Sie war zu durcheinander, um sich zu merken, wie sie hieÃen, stellte nur fest, dass der eine groà und dunkelhaarig und der andere klein und blond war.
»Dazu sehe ich keinen Grund«, antwortete sie.
»Sind Sie sicher?«, fragte der andere.
Erst als sie saÃen, wurde ihr klar, warum sie das Angebot hätte annehmen sollen. Sie wurde mit Fragen nur so bombardiert.
»Haben Sie diese Männer schon einmal gesehen?«, wollten die Ermittler wissen.
»Ja.«
»Wo?«
»Der eine hat mich auf dem Heimweg von der Arbeit überfallen.«
»Können Sie das beweisen?«
»Ja, ich war beim ärztlichen Notdienst. Dort kann man das bestätigen.«
»Warum wurden Sie überfallen?«
»Weil ich als Journalistin über den Mord an Helle Isaksen berichtet habe und weil ich Kontakt zu Ester Tidemann Pedersen hatte, die in derselben Nacht, in der man mich überfallen hat, ermordet wurde.«
»Woher wollen Sie wissen, dass da ein Zusammenhang besteht?«
»Das finden Sie bestimmt noch heraus.«
»Was?«
»Er hat mich überfallen und gesagt, dass ich mich aus der Sache heraushalten und von Ester fernhalten soll. Ester Tidemann Pedersen, Sie erinnern sich? Sie wollten entgegen dem Wunsch ihrer Eltern keine Suche einleiten. Am letzten Sonntag hat man die junge Frau tot in einem Waldsee gefunden.«
Die Ermittler sahen sich an. Jetzt beugte sich der andere vor.
»Agnes Lea, Sie haben gerade einen Mann getötet. Ich hoffe, Ihnen ist klar, was für Sie auf dem Spiel steht. Es bringt Ihnen nichts, die toughe Journalistin zu spielen.«
Die Worte trafen sie mit voller Wucht. Ihr Hals wurde eng, und sie schluckte mehrmals. Konnte man sie wirklich anklagen? Sie hatte schlieÃlich aus Notwehr gehandelt! Der andere Ermittler räusperte sich und sagte: »Wo haben Sie schieÃen gelernt?«
»Mein Exfreund war bei der Bürgerwehr, aber ich habe noch nie so eine Pistole in der Hand gehabt.«
»Wieso konnten Sie dann mit der Waffe umgehen?«
»So erstaunlich ist das doch wohl auch nicht.«
Die Ermittler sahen sich an. »Woher kam die Waffe? Woher hatten Sie die?«
»Ich hatte sie vorher noch nie gesehen. Er hat geschrien, dass er mich umbringen will, und hat mit der Pistole auf mich gezielt. Ich habe sein Bein zu fassen bekommen, weil ich unter dem Sofa lag, als er auftauchte, und â so unglaublich das auch klingen mag â ihm ist die Waffe auf den Boden gefallen, ich muss wirklich einen Schutzengel gehabt haben. Ich habe
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