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Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Beverfjord
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mich darauf gestürzt und abgedrückt.«
    Agnes blickte zu Boden. Sie musste einfach lügen, was die Waffe betraf, so wie sie ihr jetzt zusetzten. Denn wenn sie herausfanden, dass sie einen unbewaffneten Mann umgebracht hatte, was dann? Sie spürte ihr Herz verräterisch rasen, so heftig, als wollte es ihren Brustkorb sprengen. »Ich wollte ihn nicht umbringen, aber was hätte ich denn tun sollen? Ich lag auf dem Boden und hatte keine Möglichkeit zu entkommen. Ich war sicher, dass er mich umbringen würde. Nach der Waffe zu greifen war meine einzige Chance.«
    Sie begann zu weinen, unkontrolliert und schluchzend. Schuld, Angst und Schock lähmten sie. Die Ermittler reichten ihr Papiertaschentücher. Herrgott, dachte Agnes. Kann man mich wirklich anklagen? Nach allem, was ich durchgemacht habe?

Kapitel 49
    Veronica Eple riss die Schranktür auf. Der Koffer lag bereits auf dem Bett. Sie hatte Ratomir nicht erreicht. Admir hatte ebenfalls sein Handy ausgeschaltet. Das waren verdammt schlechte Zeichen. Ratomir hatte ihr versprochen, dass er die CD mit den Filmen beschaffen würde. Da hätte sie es bereits wissen müssen. Das, was passiert war, ließ sich nicht rückgängig machen. Die CD war in den denkbar ungeeignetsten Händen gelandet, bei einer Journalistin von Nyhetsavisen. Sie war blind vor Naivität gewesen, als sie geglaubt hatte, alles im Griff zu haben.
    Sie holte ihre Kleider aus dem Schrank und warf sie in den Koffer. In ihrer Verzweiflung hatte sie den Chef angerufen. Er hatte sie angebrüllt, ob sie verrückt sei, ihn unter dieser Nummer anzurufen. »Ich kenne dich nicht, kapiert?«
    Wer sonst mochte das Gespräch mitgehört haben? Würde es ausreichen, um ihn festzunageln? Der Chef war nicht einfach jemand, in den sie einmal verliebt gewesen war. Er war ihr Retter, der ihr klägliches Leben in die Hand genommen, der für sie gesorgt und sie auf die Füße gestellt hatte.
    Der »Kreis« war sein Vorschlag gewesen, sein Traum. Zunächst war sie skeptisch gewesen, doch er hatte sie überzeugt. »Für so was gibt es einen Markt, glaub mir.« Er hatte recht behalten. Die Existenz des Klubs sollte ein gut gehütetes Geheimnis bleiben, hatte der Chef gesagt. Anfangs standen nur ein paar geladene Männer auf der Kundenliste. Um mit dem Klub in Kontakt zu kommen, musste man erst von jemandem empfohlen werden, der bereits auf der Liste stand.
    Schon bald mussten sie sich um weitere Mädchen kümmern. Zum Schluss arbeiteten ungefähr zwanzig junge Frauen für sie. Der Chef verlangte volle Einsicht in die Kundenkartei. Das gab ihm ein enormes Gefühl der Kontrolle – er hatte gegen alle etwas in der Hand.
    Ab und zu fragte sich Veronica, was mit diesen Männern los war. Hatte ihre große Macht sie zu denen gemacht, die sie jetzt waren? Sie waren sexsüchtig, und viele von ihnen waren auch süchtig danach, andere zu unterdrücken und zu quälen. Es waren anspruchsvolle Kunden. Die Bestellungen waren detailliert, geschmacklos und für die Mädchen bisweilen mit Schmerzen verbunden. Aber sie bekamen immer, was sie wollten. Die jungen Frauen waren zur Stelle, wenn Veronica anrief, egal zu welcher Uhrzeit. Sie verdienten viel Geld damit und wurden sehr schnell davon abhängig. Der Chef bediente sich ebenfalls. Veronica kannte all seine Vorlieben. Sie wusste sehr wohl, dass Brutalität ihn anmachte. Anfangs, kurz nachdem sie sich kennengelernt hatten, schlief er auch mit ihr. Es törnte ihn an, Gewalt auszuüben, wenn er kam. Er liebte es, seine Sexpartnerin zu würgen und ihr den Mund zuzuhalten, dass sie keine Luft mehr bekam. Sie hatte alles mitgemacht, weil sie ihm alles zu verdanken hatte.
    Seitdem es den »Kreis« gab, hatte er nicht mehr mit ihr geschlafen. Aber er sorgte für sie. Er hatte das nötige Startkapital für den Klub besorgt, Geld für die Einrichtung und die Anmietung von Wohnungen. Sie bekam das Geld von ihm immer bar ausgezahlt. Für ihn könnte sie durch die Hölle und wieder zurück gehen. Vielleicht würde sie tatsächlich dort landen. Alles lag in Scherben.
    Ihr Auto parkte gleich unten auf der Straße. Die Wohnung war in einem chaotischen Zustand, als sie sie verließ, und sie vergaß sogar, die Tür abzuschließen.

Kapitel 50
Mittwoch, 11. Mai
    Joakim durfte erst am frühen Morgen den Vernehmungsraum verlassen. Man hatte ihm viele

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