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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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Zugang. Zuerst schien alles in Ordnung zu sein. Der Hangar war von einem gewissen Nicholas Parrish gemietet worden, einem ruhigen Mann, wie der Besitzer sagte, einem Mann, der seine Miete rechtzeitig zahlte und nie irgendwelchen Ärger machte. Ein Flugzeugmechaniker. Die Polizei überprüfte Parrishs Namen im Computer: Gegen ihn lag kein Haftbefehl vor, ja, er hatte überhaupt keinen Eintrag im Strafregister.
    David Niles holte Bool herbei und ließ den Bluthund an einem Kleidungsstück von Kara Lane schnuppern. Bool, der dieses »Vorwittern« brauchte, um eine Spur aufzunehmen, verfolgte einen fast identischen Weg wie vor ihm Bingle.
    Frank schlug vor, ein Team der Spurensicherung zu holen, um den Hangar mit Luminol zu testen, einer Chemikalie, die auch kleinste Blutspuren nachweist, doch die Skeptiker in der Gruppe fingen bereits zu murren an, vor allem Reed Collins und Vince Adams, die Fahnder, die im Fall Lane ermittelten.
    »Collins hatte begonnen, über das Verschwenden wertvoller Zeit zu meckern, und sein Partner hatte gerade etwas von einem fruchtlosen Unterfangen gesagt«, berichtete Pete, »als Bingle auf einmal den Kopf hob und zu singen anfing.« Pete gab einen einzelnen hohen Ton von sich, der unsere beiden Hunde veranlasste, aufzustehen und die Köpfe schief zu legen. »David hat ein anderes Kommando gegeben, und der Hund ist wieder losgerannt.«
    Diesmal raste der Hund über den Asphalt auf ein Feld hinter der nächst gelegenen Startbahn zu. Als er stehen blieb, tänzelte und hüpfte er herum, scharrte hektisch in der Erde und sang erneut – Handlungen, die Pete, der während seiner Schilderung richtig mitging, darstellerisch zum Besten gab. Wirklich eine Leistung.
    David ging weiter, an die Stelle, wo Bingle Laut gegeben hatte, und rief nach hinten: »Ich glaube, er hat sie gefunden.«
    Die anderen folgten sofort. Sie sahen das flache Grab, die frisch aufgeworfene Erde und einen Damenschuh, der aus etwas Glänzendem, Grünem hervorsah: Plastikfolie. Frank hängte sich ans Funkgerät und wies die Beamten im Hangar an, das Gelände abzusperren, ein Team der Spurensicherung anzufordern und einen Fahndungsaufruf nach Nicholas Parrish herauszugeben.
    »Die ganze Zeit, während er ins Funkgerät spricht, gehe ich immer näher ran«, fuhr Pete fort, »und sehe, wonach der Hund gegraben, was er entdeckt hat. Es war ihre Hand – du weißt schon, die Linke, die mit dem fehlenden Finger.«
    Ich sah Frank an. »Gillian Sayre ruft bestimmt –«
    »Du darfst ihr noch nichts sagen«, betonte er. »Niemandem. Kein Wort davon. Noch nicht.«
    Doch am nächsten Morgen erschien der Fall Kara Lane auf den Titelseiten, und Gillian stand vor dem Zeitungsgebäude und sah noch ein bisschen beklommener drein als sonst. Als ich fast bei ihr angelangt war, hielt sie mir ein zerknittertes Exemplar des Express entgegen und zeigte auf das Foto von Parrish. »Das ist der Mann, der meine Mutter verschleppt hat.«
    »Es sieht ganz danach aus, als hätten die beiden Fälle vieles gemeinsam«, stimmte ich ihr zu. »Nein. Ich meine, ich weiß, dass er es war. Er hat in unserer Straße gewohnt – vor langer Zeit.«
    »Was? Vor wie langer Zeit?«
    »Bevor meine Mom verschwunden ist.«
    »Haben Sie das der Polizei erzählt?«
    Sie schüttelte den Kopf. Es wunderte mich nicht. Jeglicher Glaube, den sie einst an die Polizei gehabt haben mochte, hatte Schaden genommen, als die Polizei von Las Piernas die Suche nach ihrer Mutter aufschob, und war restlos zerstört worden, als sie sie nicht gefunden hatte. Gillian und mich verband eine Abneigung gegen Bob Thompson, den Fahnder des Morddezernats der Polizei von Las Piernas, der den Fall ihrer Mutter bearbeitet hatte. Ein- oder zweimal hatte sie mit anderen Mordfahndern gesprochen, als eine unbekannte Tote gefunden worden war, doch normalerweise verließ sie sich darauf, dass ich für sie den Kontakt zur Polizei knüpfte.
    »Ich dachte, Sie könnten es vielleicht Ihrem Mann sagen«, schlug sie jetzt vor.
    »Ja, sicher«, sagte ich, während mir immer noch ganz flau war. »Hat Parrish allein dort gelebt?«
    »Nein. Ich glaube, das Haus hat seiner Schwester gehört.«
    »Ist Ihnen je aufgefallen, dass sich dort etwas Seltsames abgespielt hätte?«
    »Nein, eigentlich nicht. Es waren ruhige Leute. Sie ist weggezogen – ich weiß nicht mehr genau, wann. Ich habe keine Ahnung, wo sie jetzt wohnt. Sie war nicht nett.«
    »War er nett?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Er war nicht besonders

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