Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grabkammer

Grabkammer

Titel: Grabkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
meinte Jane. »Wir müssen miteinander reden.«
    Robinson warf einen besorgten Blick auf die drei Detectives, die schon dabei waren, die nächste Kiste zu öffnen. Widerwillig folgte er ihr nach draußen, wo sie die Treppe zum Erdgeschoss hinaufgingen. Vor der Ägypten-Ausstellung mit der Attrappe des Grabkammereingangs blieben sie stehen.
    »Wann genau waren Sie hier Praktikant, Dr. Robinson?«, fragte Jane.
    »Vor zwanzig Jahren, in meinen zwei letzten Jahren am College. Als William Kurator war, versuchte er, jeden Sommer ein oder zwei Collegestudenten einzustellen.«
    »Und warum sind im Moment keine Praktikanten hier?«
    »Unser Budget gibt es nicht mehr her, dass wir ihnen eine Aufwandsentschädigung zahlen. Und deshalb gelingt es uns kaum noch, Studenten für ein Praktikum zu gewinnen. Außerdem ziehen die jungen Leute es vor, draußen im Feld zu arbeiten, wo sie unter ihresgleichen sind, anstatt in einem muffigen alten Gemäuer wie diesem eingesperrt zu sein.«
    »Welche Erinnerungen haben Sie an Dr. Scott-Kerr?«
    »Ich mochte ihn sehr«, antwortete er. Die Erinnerung ließ ein Lächeln um seine Lippen spielen. »Er war damals schon ein wenig zerstreut, aber stets freundlich, und er hatte immer Zeit für einen. Er hat mir von Anfang an viel Verantwortung übertragen, und das machte die Arbeit hier für mich zu einer so wertvollen Erfahrung. Auch wenn es unweigerlich auf eine Ernüchterung hinauslief.«
    »Wieso?«
    »Ich hatte meine Erwartungen zu hoch geschraubt. Ich dachte, wenn ich einmal meinen Doktor in der Tasche hätte, könnte ich jeden Job haben.«
    »Und dem war nicht so?«
    Er schüttelte den Kopf. »Am Ende musste ich mich als Schaufelsklave verdingen.«
    »Was heißt das?«
    »Ein Archäologe mit wechselnden, befristeten Arbeitsverhältnissen. Heutzutage ist das praktisch die einzige Beschäftigung, die man als frischgebackener Archäologe bekommen kann. Sie nennen es kulturelles Ressourcenmanagement. Ich habe auf Baustellen und Militärbasen gearbeitet. Ich habe Probegrabungen gemacht und nach Spuren von historisch wertvollem Material gesucht, ehe die Bulldozer anrückten. Das ist nur etwas für junge Leute. Es bringt wenig ein, man lebt nur aus dem Koffer, und es geht verdammt auf die Kniegelenke und den Rücken.
    Und deshalb war ich heilfroh, die Schaufel an den Nagel hängen zu können, als Simon mich vor drei Jahren anrief, um mir diesen Job anzubieten – auch wenn ich jetzt weniger verdiene als vorher bei der Feldarbeit. Was im Übrigen erklärt, wieso diese Stelle nach Dr. Scott-Kerrs Tod so lange unbesetzt blieb.«
    »Wie kann ein Museum ohne Kurator auskommen?«
    »Ob Sie’s glauben oder nicht – indem man jemanden wie Mrs. Willebrandt den Laden schmeißen lässt. Sie hat die Exponate jahrelang in den gleichen verstaubten Vitrinen liegen lassen.« Er schielte in Richtung Kasse und senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Und wissen Sie was? Sie selbst hat sich auch kein bisschen verändert, seit ich hier Praktikant war. Die Frau ist schon als Antiquität zur Welt gekommen.«
    Jane hörte schwere Schritte auf der Treppe, und als sie sich umdrehte, sah sie Frost die Kellertreppe hinaufstapfen. »Rizzoli, du solltest mal mit runterkommen und dir das anschauen.«
    »Was habt ihr gefunden?«
    »Das wissen wir nicht so genau.«
    Zusammen mit Robinson folgte sie Frost nach unten, und sie betraten wieder den Lagerraum. Die Detectives hatten inzwischen noch einige weitere Kisten durchsucht, und der Boden war mit Sägespänen übersät.
    »Wir haben versucht, diese Kiste dort herunterzuwuchten, und dabei habe ich mich mit dem Rücken an der Wand abgestützt«, erklärte Detective Tripp. »Und plötzlich hat die irgendwie nachgegeben. Und dann habe ich das da gesehen.« Er deutete auf das Mauerwerk. »Crowe, leuchte doch mal da rein, damit sie’s sehen kann.«
     
    Crowe richtete den Strahl seiner Taschenlampe auf die Stelle, und Jane betrachtete stirnrunzelnd die Wand, die jetzt nach außen gewölbt war. Einer der Ziegel war herausgefallen, doch durch das Loch in der Mauer konnte Jane nur tiefste Finsternis sehen.
    »Da ist ein größerer Hohlraum dahinter«, sagte Crowe.
    »Wenn ich mit der Taschenlampe reinleuchte, kann ich nicht mal die hintere Wand sehen.«
    Jane wandte sich an Robinson. »Was ist hinter dieser Mauer?«
    »Ich habe keine Ahnung«, murmelte er und starrte verwirrt die eingedellte Mauer an. »Ich habe immer angenommen, dass das hier massive Wände sind. Aber es ist

Weitere Kostenlose Bücher