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Grabkammer

Grabkammer

Titel: Grabkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Erlebnis hatte sie deprimiert. Nicht zuletzt, weil dieser einsame Museumsbesuch ihr Leben zu jener Zeit zu symbolisieren schien. Seit Kurzem geschieden, ohne Freunde in einer neuen Stadt, war sie eine einsame Wanderin in einer kalten, düsteren Landschaft, wo niemand sie grüßte oder auch nur bewusst wahrzunehmen schien.
    Sie hatte das Crispin Museum nicht wieder betreten. Bis heute.
    Als sie eintrat und der muffige Atem des Gebäudes ihr entgegenschlug, verspürte sie einen Anflug der damaligen Niedergeschlagenheit. Obwohl Jahre verstrichen waren, seit sie das letzte Mal einen Fuß in diese Räume gesetzt hatte, lastete sofort wieder die düstere Stimmung auf ihren Schultern, die sie an jenem Januartag empfunden hatte, und erinnerte sie daran, dass sich in ihrem Leben trotz allem seither nichts Grundlegendes verändert hatte. Anders als damals war sie jetzt verliebt, doch ihre Sonntage waren immer noch einsam. Besonders die Sonntage.
    Aber heute waren es dienstliche Verpflichtungen, die ihre Aufmerksamkeit verlangten, als sie hinter Jane die Stufen zu den Lagerräumen im Kellergeschoss hinunterstieg. Inzwischen hatten die Detectives das Loch in der Wand so weit vergrößert, dass man sich hindurchzwängen konnte. Sie blieb am Eingang der Kammer stehen und betrachtete stirnrunzelnd den Haufen Steine, den sie aus der Wand gebrochen hatten.
    »Ist es nicht gefährlich, da hineinzugehen? Seid ihr sicher, dass das Ganze nicht einstürzen wird?«
    »Die Mauer wird oben von einer Querstrebe gestützt«, sagte Jane. »Es sollte wohl nach einer massiven Wand aussehen, aber ich vermute, dass hier einmal eine Tür war, die zu einer Geheimkammer führte.«
    »Eine Geheimkammer? Wozu sollte die gut sein?«
    »Zum Horten von Wertsachen? Als Schnapsversteck während der Prohibition? Wer weiß? Nicht einmal Simon Crispin konnte uns sagen, wofür dieser Raum gedacht war.«
    »Wusste er von seiner Existenz?«
    »Er sagte, als kleines Kind hätte er Geschichten über einen Tunnel gehört, der dieses Gebäude mit dem auf der anderen Straßenseite verband. Aber diese Kammer hat keinen Ausgang.« Jane drückte Maura eine Taschenlampe in die Hand.
    »Du zuerst«, sagte sie. »Ich werde direkt hinter dir sein.«
    Maura ging vor dem Loch in die Hocke. Sie spürte die Blicke der Polizisten, die sie stumm beobachteten. Was immer in dieser Kammer auf sie wartete, hatte die Männer verstört, und ihr Schweigen ließ sie zögern. Sie konnte nicht hineinsehen, aber sie wusste, dass etwas Abscheuliches dort in der Dunkelheit lauerte – etwas, das hier so lange eingeschlossen gewesen war, dass die Luft drinnen modrig und beklemmend wirkte. Sie sank auf die Knie und zwängte sich durch die Öffnung.
    Auf der anderen Seite fand sie einen Raum, in dem sie gerade eben aufrecht stehen konnte. Sie streckte die Arme aus und griff ins Leere. Dann schaltete sie ihre Taschenlampe ein.
    Sie blickte in die zusammengekniffenen Augen eines geisterhaften Gesichts.
    Erschrocken schnappte sie nach Luft und prallte zurück, wobei sie gegen Jane stieß, die sich gerade hinter ihr durch die Öffnung geschoben hatte.
    »Ich nehme an, du hast die drei entdeckt«, sagte Jane. »Drei?«
    Jane knipste ihre Taschenlampe an. »Da ist der erste.«
    Der Lichtkegel erfasste das Gesicht, das Maura so erschreckt hatte. »Und hier ist noch einer.« Der Strahl wanderte weiter zu einer anderen Nische, in der ein zweites grotesk zusammengeschrumpftes Gesicht ruhte. »Und hier vorn haben wir noch einen dritten.« Jane richtete ihre Taschenlampe auf ein Steinsims direkt über Mauras Kopf. Das verhutzelte Gesicht war von Kaskaden glänzenden schwarzen Haars gerahmt. Die Lippen waren mit brutalen Stichen zusammengenäht, wie um sie zu ewigem Schweigen zu verdammen.
    »Sag mir, dass das keine echten Köpfe sind«, flüsterte Tane.
    »Bitte.«
    Maura griff in ihre Tasche, um ein Paar Handschuhe herauszuziehen. Ihre Hände waren kalt und steif, und sie hatte Mühe, im Dunkeln den Latex über ihre klammen Finger zu streifen.
    Während Tane zu dem Sims hinaufleuchtete, hob Maura den Kopf vorsichtig herunter. Er fühlte sich verblüffend leicht an und war so klein, dass er in ihrer hohlen Hand Platz fand. Der Haarschopf hing lose herab, und sie zuckte zusammen, als die seidigen Strähnen ihren bloßen Arm streiften. Keine Nylonperücke, dachte sie, sondern echtes Haar. Menschenhaar.
    Maura schluckte. »Ich glaube, das ist eine Tsantsa.«
    »Eine was?«
    »Ein Schrumpfkopf.« Maura sah Tane

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