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Grabkammer

Grabkammer

Titel: Grabkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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draufsteht: 1873, Siam«
    »Sehen Sie?« Robinson wandte sich an Jane. »Hier lagern vielleicht Schätze, die seit hundert Jahren nicht ausgepackt wurden. Mein Plan war, diese Kisten systematisch durchzugehen und alles zu dokumentieren.« Er machte eine Pause. »Aber dann habe ich Madam X entdeckt, und wir mussten die Inventur unterbrechen. Sonst wären wir jetzt schon viel weiter.«
    »Wo haben Sie ihre Kiste gefunden?«, fragte Jane. »In welchem Abschnitt?«
    »In dieser Reihe hier, ganz hinten an der Wand.« Er wies zum hinteren Ende des Lagerraums. »Sie lag ganz unten im Stapel.«
    »Haben Sie auch in die Kisten darüber geschaut?«
    »Ja. Sie enthielten Stücke, die zwischen 1910 und 1920 erworben wurden. Artefakte aus dem Osmanischen Reich und dazu ein paar chinesische Schriftrollen und Töpferwaren.«
    »Aus den Jahren nach 1910?« Jane dachte an das perfekte Gebiss der Mumie, die Amalgamfüllung in ihrem Zahn. »Madam X stammt mit ziemlicher Sicherheit aus jüngerer Zeit.«
    »Aber wie ist sie dann unter die älteren Kisten geraten?«, fragte Detective Crowe.
    »Offenbar hat jemand hier ein bisschen umgeräumt«, meinte Jane. »So war ihre Kiste nicht mehr so leicht zugänglich.«
    Als Jane sich in dem riesigen Raum umblickte, musste sie an das Mausoleum denken, in dem ihre Großmutter beigesetzt war, einen Marmorpalast, in dem die Wände mit den eingravierten Namen all derer bedeckt waren, die in diesen Grabkammern ruhten. Ist es das, was ich hier vor mir sehe! Ein Mausoleum voll mit namenlosen Opfern! Sie ging weiter bis zum anderen Ende des Kellers, zu der Stelle, wo Madam X gefunden worden war. Zwei Glühbirnen waren in diesem Bereich durchgebrannt, sodass die Ecke im Halbdunkel lag.
    »Fangen wir hier mit der Suche an«, sagte sie.
    Mit vereinten Kräften hievten Frost und Crowe die oberste Kiste vom Stapel und setzten sie auf dem Boden ab. Auf den Deckel waren die Worte Verschiedenes/Kongo gekritzelt. Frost setzte das Brecheisen im, um den Deckel abzuhebeln, und als er sah, was in der Kiste lag, prallte er zurück und stieß gegen Tane.
    »Was ist es?«, fragte sie.
    Darren Crowe fing plötzlich an zu lachen. Er griff in die Kiste, zog eine hölzerne Maske heraus und hielt sie sich vors Gesicht. »Buh!«
    »Seien Sie vorsichtig damit!«, rief Robinson. »Sie ist sehr wertvoll.«
    »Sie ist auch verdammt gruselig«, murmelte Frost und starrte die grotesken, ins Holz geschnitzten Züge der Maske an.
    Crowe legte die Maske beiseite und zog eine der zusammengeknüllten Zeitungen heraus, mit denen der Inhalt der Kiste gepolstert war. »Die Londoner Times von 1930. Ich schätze mal, diese Kiste ist zu alt, um etwas mit unserem Täter zu tun zu haben.«
    »Ich muss wirklich protestieren«, mischte sich Robinson ein.
    »Sie fassen hier alles an und verunreinigen die Stücke. Sie sollten alle Handschuhe tragen.«
    »Vielleicht wäre es besser, wenn Sie draußen warten, Dr. Robinson«, entgegnete Jane.
    »Nein, das werde ich nicht tun. Ich bin für die Sicherheit dieser Sammlung verantwortlich.«
    Sie drehte sich zu ihm um. So sanft er auch auf den ersten Blick wirken mochte, jetzt weigerte er sich standhaft, auch nur einen Schritt zurückzuweichen, als sie auf ihn zuging, und die Augen hinter den Brillengläsern blitzten wütend. Außerhalb dieses Museums hätte Nicholas Robinson in einem Streit mit der Polizei wohl sehr schnell klein beigegeben. Aber hier, in »seinem« Reich, schien er durchaus bereit, handgreiflich zu werden, wenn es darum ging, seine kostbare Sammlung zu schützen.
    »Sie trampeln hier herum wie eine wild gewordene Viehherde«, schimpfte er. »Wie kommen Sie eigentlich auf die Idee, dass hier unten noch mehr Leichen versteckt sein könnten? Was glauben Sie denn, was das für Menschen sind, die in Museen arbeiten?«
    »Ich weiß es nicht, Dr. Robinson. Das versuche ich ja gerade herauszufinden.«
    »Dann fragen Sie mich. Reden Sie mit mir, anstatt hier Kisten zu plündern. Ich kenne dieses Museum. Ich kenne die Leute, die hier gearbeitet haben.«
    »Sie sind doch erst seit drei Jahren Kurator«, sagte Jane. »Ich habe hier auch schon während des Studiums Sommerpraktika absolviert. Ich kannte Dr. Scott-Kerr, und der Mann war vollkommen harmlos.« Er funkelte Crowe an, der gerade eine Vase aus der offenen Kiste gefischt hatte. »He! Die ist mindestens vierhundert Jahre alt! Behandeln Sie sie gefälligst mit Respekt!«
    »Vielleicht wird es Zeit, dass wir beide zusammen nach draußen gehen«,

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