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Grabkammer

Grabkammer

Titel: Grabkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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damals ungefähr vierzehn gewesen sein. Alt genug, um sich an die Ereignisse jener Nacht zu erinnern.« Josephine schüttelte den Kopf. »Sie müssen mich mit jemandem verwechseln.«
    »Damals lautete Ihr Name Susan Cook. Sie besuchten die William Howard Taft Middle School und lebten bei ihrer Mutter, die sich Lydia Newhouse nannte. Eines Morgens packten Sie beide Ihre Koffer und verließen Hals über Kopf die Stadt.
    Das war das Letzte, was die Welt je von Susan und ihrer Mutter hörte. »
    »Und ist es vielleicht verboten, spontan die Stadt zu verlassen?«, gab Josephine zurück. Jetzt endlich blickte sie auf und sah Jane an, eine trotzige Herausforderung, geboren aus dem Mut der Verzweiflung.
    »Nein. Das nicht.«
    »Und wieso fragen Sie mich dann danach?«
    »Weil es sehr wohl verboten ist, einem Mann von hinten eine Kugel in den Kopf zu jagen.«
    Josephines Miene wurde glatt wie ein Spiegel. »Welcher Mann?«, fragte sie ruhig.
    »Der Mann, der in Ihrem Schlafzimmer starb.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    Die beiden Frauen starrten sich einen Moment lang an.
    Und Jane dachte: Frost durchschaut dich vielleicht nicht, aber mir kannst du nichts vormachen.
    »Haben Sie schon einmal von einer Chemikalie namens Luminol gehört?«, fragte Jane.
    Josephine zuckte mit den Achseln. »Sollte ich das?«
    »Es reagiert mit dem Eisen in altem Blut. Wenn Sie es auf eine Fläche sprühen, leuchten selbst kleinste Blutreste im Dunkeln auf wie Neonfarben. Ganz gleich, wie gründlich Sie ein Zimmer putzen, in dem Blut geflossen ist, Sie schaffen es nie, sämtliche Spuren zu beseitigen. Auch nachdem Sie und Ihre Mutter die Wände abgewaschen und den Boden gewischt hatten, war das Blut noch da, versteckt in den Ritzen, unter den Sockelleisten.«
    Diesmal blieb Josephine stumm.
    »Als die Polizei von San Diego Ihr altes Haus durchsuchte, versprühte sie dort Luminol. Eines der Schlafzimmer leuchtete auf wie ein ganzes Lampengeschäft. Also erzählen Sie mir nicht, dass Sie nichts davon wissen. Sie müssen dort gewesen sein. Sie wissen ganz genau, was passiert ist.«
    Josephine war blass geworden. »Ich war vierzehn«, sagte sie leise. »Das ist sehr lange her.«
    »Mord verjährt nicht.«
    »Mord? Sie glauben, es war Mord?«
    »Was ist in jener Nacht passiert?«
    »Es war kein Mord.«
    »Was war es dann?«
    »Es war Notwehr!«
    Jane nickte zufrieden. Das war ein Fortschritt. Immerhin hatte sie jetzt schon zugegeben, dass tatsächlich ein Mann in ihrem Schlafzimmer gestorben war. »Wie ist es passiert?«, fragte sie.
    Josephines Blick wanderte zu Detective Frost, als ob sie seine Unterstützung suchte. Er war in der Nähe der Tür stehen geblieben, und seine Miene war kühl und undurchdringlich. Es war klar, dass sie von ihm keine Gefälligkeiten, keine Sympathie erwarten durfte.
    »Es wird Zeit, dass Sie reinen Tisch machen«, sagte Jane.
    »Tun Sie es für Gemma Hamerton. Sie hat Gerechtigkeit verdient, finden Sie nicht? Ich nehme doch an, dass sie Ihre Freundin war?«
    Bei der Erwähnung von Gemmas Namen füllten Josephines Augen sich mit Tränen. »Ja«, flüsterte sie. »Mehr als eine Freundin.«
    »Sie wissen, dass sie tot ist?«
    »Detective Abbott hat es mir gesagt. Aber ich wusste es bereits«, flüsterte Josephine. »Ich habe sie auf dem Boden liegen sehen …«
    »Ich vermute, dass es zwischen den beiden Vorfällen einen Zusammenhang gibt. Zwischen Ms. Hamertons Tod und diesem tödliche Schuss in San Diego. Wenn Sie Gerechtigkeit für Ihre Freundin wollen, dann werden Sie meine Fragen beantworten, Josephine. Oder soll ich Sie lieber Susan Cook nennen? Denn das war ja der Name, den Sie in San Diego benutzten.«
    »Jetzt heiße ich Josephine.« Sie seufzte resigniert; alle Verstellung schien jetzt vergessen. »Es ist der Name, den ich die längste Zeit hatte. Ich habe mich inzwischen an ihn gewöhnt.«
    »Wie viele Namen waren es insgesamt?«
    »Vier. Nein, fünf.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es schon gar nicht mehr so genau. Jedes Mal, wenn wir wieder umzogen, gab es einen neuen. Ich dachte, Josephine würde der letzte sein.«
    »Wie lautet Ihr richtiger Name?«
    »Ist das wichtig?«
    »Ja, das ist es. Welchen Namen bekamen Sie bei Ihrer Geburt? Sie können uns ruhig die Wahrheit sagen, denn ich verspreche Ihnen, wir werden sie irgendwann herausfinden.«
    Josephine ließ resigniert den Kopf sinken. »Mein Nachname lautet Sommer«, sagte sie leise.
     
    »Und Ihr Vorname?«
    »Nefertari.«
    »Das ist aber

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