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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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war noch nicht abgeschlossen. Sie hatte auch gar kein Verlangen danach, hineinzugehen. Sie wusste, dass es keine besonderen Gegenstände gab, die sie retten wollte.
    Was nicht vom Feuer zerstört worden war, war mit schmierigem schwarzen Ruß bedeckt oder dem Löschwasser zum Opfer gefallen. Auch die Schlangen waren tot, daran bestand kein Zweifel.
    Henriette Mühlberg war hergekommen, um nach ihren Katzen zu sehen. Es dauerte nicht lange, bis drei ihrer Schützlinge sie entdeckt hatten und um ihre Beine strichen. Henriette bückte sich mühsam, um sie zu streicheln, und schüttete das mitgebrachte Trockenfutter auf einen flachen Stein. Sogar die kleine Rotgetigerte tauchte nach einer Weile auf, und sie schüttete ihr eine Extraration hin. Die Katze war augenscheinlich genau wie sie, sie kam auch nicht mit ihren Artgenossen zurecht.
    Das Geräusch eines sich nähernden Autos ließ Henriette Mühlberg aufmerken. Kurz darauf hörte sie, wie eine Autotür zugeschlagen wurde. Sie richtete sich mit einem Stöhnen auf und sah die Kommissarin von der Lübecker Kripo auf sich zukommen. Im hellen Licht des Spätherbstmorgens sah sie strahlend und frisch aus mit ihren blonden Haaren und der hellen Haut. Sie trug eine Daunenjacke in Pistaziengrün, die fröhlich und frühlingshaft wirkte vor den fast kahlen Bäumen und der ausgebrannten Ruine. Ein Anflug von Neid fuhr Henriette Mühlberg wie eine Nadelspitze in die Brust, doch sie riss sich zusammen und lächelte.
    »Frau Korittki, was führt Sie an den Ort der Feuersbrunst zurück? Ich dachte, es sind immer nur die Täter, die an den Tatort zurückkehren.«
    »Sie sind ja auch hier, wie ich sehe.«
    »Was bleibt mir anderes übrig? Ich bestaune die Überreste von dem, was einmal mein Leben war.«
    »Das Haus ist wohl nicht mehr zu retten?«
    »Nein.« Sie runzelte die Stirn. »Wie geht es Marion?«
    »Sie hat alles gestanden, die ganze Geschichte, von Anfangan. Wir brauchen Ihre Version der Ereignisse aber auch noch. Ich wollte Sie mitnehmen ins Kommissariat, um Ihre Aussage aufzunehmen.«
    »Mir bleibt wohl nichts erspart, oder?«, fragte sie.
    »Nein.«
    Die Kommissarin ging in die Hocke und kraulte der Rotgetigerten das Fell. Henriette sah ihr zu.
    »Ich verstehe nicht, warum Sie bei all dem mitgemacht haben«, sagte Pia. »Sie hatten doch gar nichts damit zu tun. Warum haben Sie dieses Verbrechen verheimlicht?«
    »Ich habe Simon geliebt«, sagte Henriette schlicht.
    Pia schwieg.
    »Wir waren in Berlin ein Liebespaar. Ein altmodischer Ausdruck, das sagt man heute wohl gar nicht mehr. Ich dachte, wir bleiben zusammen, aber für ihn war es nur ein unbedeutendes Techtelmechtel. Er hat mir das einfach so ins Gesicht gesagt, und auch, dass er und Marion füreinander bestimmt wären. Ich habe mich daraufhin entschlossen, nie wieder jemanden so zu lieben. Das war im Sommer 72, kurz bevor Arnold Plessow unverhofft in Kirchhagen auftauchte. Als ich ihn sah, wusste ich gleich, dass es Ärger geben würde.«
    »Inwiefern?«
    »Arnold war der Typ Mann, den man früher als Haudegen bezeichnet hätte. Er war nicht dumm, bestimmt nicht, aber wenn Alkohol ins Spiel kam, wurde er zum Primaten. Und er bildete sich ein, dass er Marion Simon ausspannen müsste. Er machte seine Sache auch nicht schlecht. Immerhin war er ein gewandter und gut aussehender Bursche. Marion gefielen seine Avancen ganz ausgezeichnet, aber aus irgendeinem Grund hatte sie es auf Simon abgesehen. Vielleicht war es ihr Traum, die perfekte Arztfrau zu werden … Auf dem Schützenfest muss es dann zum Streit gekommen sein. Zu viel Alkohol,eine Marion, die nicht wusste, dass sie mit dem Feuer spielte, ein in seiner Ehre gekränkter Simon. Ich bin schon früh nach Hause gegangen an dem Abend. Wohl, um meine Wunden zu lecken, denn Simon beachtete mich überhaupt nicht mehr, und wenn, dann auf diese kumpelhafte Art, die noch verletzender ist, als wenn man ignoriert wird.«
    »Ich verstehe.«
    »Jedenfalls hörte ich spät in der Nacht draußen Geräusche. Erst ein Auto, dann Schritte, dann, wie sich jemand an meinem Ofen zu schaffen machte. Ich habe Simon einen Riesenschrecken eingejagt, als ich in den Schuppen trat, das Gewehr meines Onkels im Anschlag. Er wollte gerade etwas in den Ofen werfen, ein Bündel, ein weiteres lag auf dem Fußboden. Und dann hat er mir erzählt, was passiert war.«
    »Und was hat er Ihnen erzählt?«
    »Von einem Kampf zwischen Arnold und ihm. Dass er Marions Ehre retten musste. Als ob es da noch

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