Grablichter - Almstädt, E: Grablichter
hat gesagt, dass es das Beste wäre, Absalom einzuschläfern. Er hat ihm ein Barbiturat in die Vene gespritzt, und das war’s. Ich habe noch gewartet, bis der Leichenwagen kam und Lisanne abgeholt wurde. Ich wollte … sie nicht allein lassen …«
»Wann kam die Polizei?«
»Ich weiß es nicht mehr genau. Irgendwann kam ein Streifenwagen.«
»Haben Sie auf dem Hinweg oder während Sie im Wald waren irgendetwas Ungewöhnliches bemerkt?«, fragte Pia.
Er merkte auf. »Wieso, was denn? Was hätte mir denn auffallen sollen?«
»Das fragen wir Sie. Es könnte ja sein, dass Sie jemanden gesehen haben oder dass etwas anders war als sonst.«
»Was wollen Sie denn damit andeuten? Dass Lisannes Tod vielleicht gar kein Unfall war?« Er begriff schnell.
»Wir wollen gar nichts andeuten. Bei nicht natürlichen Todesfällen muss immer eine kriminalpolizeiliche Ermittlung durchgeführt …«, erklärte Broders.
»Sie ist gestürzt!«, fuhr Dettendorf aufgebracht dazwischen. »Das war ein furchtbares Unglück! Was wollen Sie eigentlich herausfinden?«
»Welche Umstände zu Lisanne Olsens Tod geführt haben. Nicht mehr und nicht weniger. Könnten Sie uns bitte die Namen und Adressen von Lisannes Verwandten geben? Mit denen werden wir auch sprechen müssen«, sagte Pia.
»Okay.« Er schaltete seinen Rechner ein, tippte kurz auf der Tastatur herum, der Drucker im Regal sprang an und warf surrendein Blatt mit einer Adresse aus, das Dettendorf Pia weitergab.
»Ich habe nicht viel. Da ist nur dieser Onkel, zu dem sie sporadisch Kontakt hatte. Zu der Schwester, die wohl in Frankreich lebt, hatte Lisanne überhaupt keine Verbindung mehr. Da habe ich keine Adresse.«
»Niemand sonst?«
»Ich glaube, so ungefähr jeder Einwohner von Kirchhagen hat sie gekannt«, sagte er. »Sie werden einiges zu tun haben.«
»Na schön. Wir werden jetzt gehen. Es war bestimmt ein schwerer Tag für Sie. Morgen wird sich noch mal jemand von uns bei Ihnen melden. Wenn Ihnen vorher noch was einfällt …« Pia gab ihm ihre Karte.
Sie verabschiedeten sich in dem engen, schlecht beleuchteten Flur. Als Dettendorf die Haustür öffnete, entwischte sein Hund nach draußen und wurde sofort von der Dunkelheit verschluckt.
Dettendorf pfiff, aber Roberta tauchte nicht wieder auf.
»Bis morgen. Wir melden uns.« Broders und Pia gingen zurück zur Straße. In diesem Moment donnerte ein Tanklastwagen die Hauptstraße entlang und der Luftzug zerrte an den Zweigen der Linden. Sie mussten abwarten, bis der Lärm verklungen war. Dann zog Pia ihr Mobiltelefon hervor.
»Mal sehen, wo wir Gerlach jetzt wieder einfangen«, sagte sie. »Bestimmt gibt es hier so was wie einen Dorfgasthof …«
Sie fanden ihren Kollegen wie erwartet im Dorfkrug , der einzigen Kneipe von Kirchhagen, die sich am südlichen Ortsende schräg gegenüber der Kirche befand. Er saß mit Schelling und einem weiteren Mann von der Spurensicherung an einem Ecktisch, jeder hatte ein großes Bier vor sich stehen und Schelling zusätzlich einen Teller mit Currywurst und Pommes.
»Ach, hier ist ’ne Party im Gange, während wir uns die Hintern blank schuften. Ich versteh’ schon, Gerlach, warum du dich so frühzeitig abgesetzt hast«, sagte Broders zur Begrüßung.
»Hey, das ist ’ne Dienstbesprechung. Setzt euch zu uns«, entgegnete Gerlach aufgeräumt. Er zog einen Stuhl vom Nebentisch heran.
Als Pia und Broders sich zu den anderen gesetzt hatten, kam der Wirt zu ihnen herüber und musterte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. »Welch Glanz in meiner Hütte! Auf der Durchreise, oder bleiben die Herrschaften länger in Kirchhagen? Ich hab’ auch Fremdenzimmer, die müssten aber erst mal gründlich gelüftet werden …« Sein Lachen ging in ein bellendes Husten über.
»Wir fahren heute Abend noch nach Lübeck zurück. Können Sie was Warmes zu essen anbieten?«
»Um diese Uhrzeit nur noch belegte Brote mit Spiegelei oder das da.« Er zeigte auf die Currywurst.
»Okay, für mich auch die Wurst«, sagte Broders. Pia entschied sich für das Brot mit Spiegelei. Der Wirt stapfte zurück hinter seine Theke und rief ein paar kurze Anweisungen durch eine Durchreiche nach hinten in die Küche.
Es war nicht mehr viel los um diese Tageszeit, stellte Pia mit einem Blick durch den Schankraum fest. An der Theke saßen drei Männer, die ihr Feierabendbier vor der Nase hatten. Ein paar Tische weiter saßen zwei Gäste, die immer mal wieder verstohlene Blicke zum Ecktisch hinüberwarfen, sich
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