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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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gehen. Wir könnten uns beim Italiener treffen …« Sie hatte kurz gezögert, denn der kulinarische Traum nach diesem Tag wäre für sie, asiatisch zu essen. Aber da sie sich irgendwie schuldig fühlte und es wiedergutmachen wollte, schlug sie italienisch vor, was Hinnerk bevorzugte.
    »Eigentlich ist mir überhaupt nicht nach Essengehen. Was hältst du davon, direkt zu mir zu kommen? Ich koche uns was.«
    »Hast du was da?«, fragte sie erstaunt. Normalerweise fanden sich in der Küche von Hinnerk und seinem WG-Mitbewohner Moritz Barkau ungefähr so viele Nahrungsmittel wie in einem Bushaltestellenhäuschen.
    »Ich war einkaufen. Lass dich überraschen.«
    Pia hoffte, dass ihr Freund so gut kochte, wie er eine Infusion legen konnte. Er war Rettungsassistent, schrieb leidenschaftlich gern Reisereportagen, doch dass er am Herd zuHöchstleistungen fähig sein sollte, war ihr neu. Aber er schien nicht nachtragend zu sein, und so war die geänderte Abendgestaltung für Pia okay.
    Sie hastete zu ihrem Auto auf dem Mitarbeiterparkplatz. Feiner Nieselregen ließ den Asphalt glänzen wie angelutschtes Lakritz, und da die Temperaturen um den Gefrierpunkt herum lagen, war auf der Rückfahrt mit überfrierender Nässe zu rechnen. Und sie fuhr immer noch mit Sommerreifen! Hoffentlich wurde sie nicht erwischt oder in einen Verkehrsunfall verwickelt. Pia nahm sich fest vor, spätestens am Wochenende die Winterreifen wieder aufzuziehen. Neue Wischerblätter für die Scheibenwischer brauchte sie auch.
    Als sie schließlich die Treppe zu Hinnerks Wohnung hochstieg, war ihr schwindelig vor Hunger. Das verstärkte sich noch, als er die Wohnungstür öffnete und ihr Küchendünste entgegenschlugen. Sie fiel ihm um den Hals. Dabei sog sie in seiner Halsbeuge seinen unverwechselbaren Geruch, vermischt mit dem Duft gebratener Zwiebeln, ein.
    »Hey, komm erst mal rein. Du siehst ganz blass aus, Pia. Willst du mit in die Küche kommen und zuschauen, oder möchtest du dich lieber überraschen lassen?«
    »Ich setz’ mich zu dir in die Küche. Vielleicht kann ich ja vorweg schon an einem Stück Brot knabbern oder so.«
    Sie streifte ihre Stiefel ab, warf ihre Daunenjacke über einen im Weg stehenden Stuhl und folgte ihm auf Strümpfen in die warme Küche. Der Tisch war gedeckt, der Rotwein in den Gläsern schimmerte im Licht der Hängeleuchte. Die Arbeitsplatte sah nach intensiver Arbeit aus. In der großen Pfanne auf dem alten Gasherd zischte das Fett.
    Hinnerk stellte sich sofort wieder an den Herd, ein Küchenhandtuch in den Gürtel gestopft, die Ärmel seines Hemdes bis über die Ellenbogen hochgekrempelt. Pia setzte sich, zog dieFüße hoch, umschlang die Beine mit den Armen und genoss es, ihm zuzusehen.
    »Ich muss dich warnen. Ich koche nie nach Rezept.«
    »Hauptsache, es schmeckt«, sagte sie und beobachtete, wie er mit einem langen Messer Hähnchenbrustfilets in Streifen schnitt und sie vom Brett ins zischende Öl strich. Auf dem Tisch stand eine Glasschüssel mit Salat, und Pia zog sich ein Blatt heraus und steckte es in den Mund. »Es ist schon länger her, seit wir einen Fall so richtig auf dem Lande hatten. Dieses Kirchhagen ist ein Dorf wie aus dem Bilderbuch, mit Dorfkneipe und Kirche …«, sagte sie kauend.
    »Kirchhagen? … Ich stelle mir das einfacher vor, wenn man da draußen irgendwo ermittelt«, sagte Hinnerk nachdenklich. »Es ist weniger anonym als in der Stadt: Jeder kennt jeden.«
    »Nicht unbedingt. Die Leute kennen einander zwar besser, aber sie reden mit Fremden nicht so offen, wie es vielleicht nötig wäre. Und die ganzen Verflechtungen, wer mit wem und warum, bis wir dahintergestiegen sind … Ich weiß nicht, ob es einfacher ist. Aber ich mag diese Art von Ermittlungen in einem Dorf. Dieser Fall entwickelt sich allerdings gerade in eine äußerst merkwürdige Richtung«, berichtete Pia und griff wieder in die Salatschüssel. »Heute haben wir durch Zufall erfahren, dass in Kirchhagen vor ein paar Monaten schon mal eine Leiche gefunden wurde. Genauer gesagt, war es ein Skelett ohne Schädel, aber zweifellos menschlichen Ursprungs.«
    »Ich erinnere mich, dass ich darüber was in der Zeitung gelesen habe«, sagte Hinnerk, während er irgendetwas Undefinierbares in winzige Stückchen zerhackte und mit in die Pfanne gab.
    »Wirklich, in der Lübecker? Was war das da eben?«
    »Ingwer … Ja, ich glaube, es ging um einen Knochenfund. Waren es Straßenbauarbeiter? Jedenfalls haben sie ein Skelettohne Kopf

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