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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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ihrem Haus ergeben, Pia? Du warst doch mit den Kriminaltechnikern da.«
    Pia schilderte kurz, was sie herausgefunden hatten. Zum Schluss sagte sie nachdenklich: »Das Haus spiegelt wenig vonLisanne Olsens Persönlichkeit wider. Ein Vermerk auf einer Landkarte in ihrem Büro ist mir aufgefallen. Außer den drei Alternativen für die geplante Umgehungsstraße war ein Fundort von Knochen auf dem Plan eingezeichnet. Wissen Sie etwas über einen Knochenfund in Kirchhagen, Herr Sattler?«
    »Ja. Es hat mal einen unerklärlichen Knochenfund hier gegeben. Es wundert mich aber, dass Frau Olsen den Fundort verzeichnet hatte.«
    »Sie war Journalistin. Die Leute lieben es, Geschichten von gefundenen Knochen und Ähnlichem in der Zeitung zu lesen«, sagte Gerlach.
    »Ja, aber es ist schon eine Zeit lang her. Die Herkunft der Knochen konnte übrigens trotz all unserer Bemühungen nicht mehr festgestellt werden, obwohl es sich um Menschenknochen handelt. Ich habe die Akte dazu noch bei mir liegen.«
    »Was haben Sie denn herausgefunden?«, fragte Broders.
    Sattler seufzte, bevor er mit seiner Schilderung begann. »Bei Probebohrungen für die neue Straße wurden an einem Knick in der Nähe der Au Knochen gefunden, ein fast vollständiges menschliches Skelett, um genau zu sein, auch wenn die einzelnen Knochen teilweise verstreut lagen. Das Einzige, was nicht gefunden wurde, war der Schädel – ein gefundenes Fressen für die Zeitungen.«
    »Ein menschliches Skelett ohne Schädel?«, fragte Gerlach. »Davon habe ich damals auch gehört. Dann stellte sich allerdings heraus, dass die Knochen schon sehr lange dort lagen, nicht wahr?«
    »Richtig, aber das war dann auch schon alles: Die Rechtsmediziner konnten uns nicht wirklich weiterhelfen, weder was die Identität noch was die Todesursache betrifft. Wir hatten quasi nichts: nur einen männlichen Toten, circa sechzig bis siebzig Jahre alt, Spuren von Unterernährung in der Jugend, eine Knochenfrakturim Oberschenkel. Er soll von mittelgroßer Statur gewesen sein.«
    »Was hat man über die Liegezeit des Toten herausgefunden. Wann ist er gestorben?«, fragte Pia.
    »Sie meinen das postmortale Intervall. Bislang existiert nun einmal keine Untersuchungsmethode, mit der das PMI in forensisch relevanten Zeiträumen unabhängig von den äußeren Einflüssen auf den Knochen gemessen werden kann. Dr. Kinneberg hat mir einen Vortrag zu diesem Thema gehalten. Mit der Radiocarbon-Bestimmung können sie zwar das Alter eines archäologischen Knochenfundes ziemlich genau ermitteln, aber wenn es darum geht, ob das PMI zwanzig, fünfzig oder hundert Jahre beträgt, lassen sie uns im Regen stehen. Sie können nur die Veränderungen untersuchen, die durch die Liegezeit und das Liegemilieu auf die Knochen eingewirkt haben. Aber Sie wissen ja selbst: Zwei Skelette mit nahezu gleichem Beerdigungszeitpunkt auf demselben Friedhof können nach beispielsweise vierzig Jahren völlig unterschiedliche Dekompositionserscheinungen aufweisen. Die forensischen Osteologen haben damals nur eine vorsichtige Schätzung abgegeben: Sie vermuten eine Liegedauer von fünfundzwanzig bis vierzig Jahren.«
    »Was war mit alten Vermisstenfällen? Hat sich daraus was ergeben?«, fragte Broders.
    »Gar nichts. Die Sache ruht inzwischen. Vielleicht war es ein Obdachloser, den niemand vermisst hat. Der dazugehörige Schädel wurde, wie gesagt, nie gefunden. Vielleicht wurde der von einem Tier verschleppt.«
    »Frau Olsen hat über den Vorfall berichtet?«
    »Gut möglich. Deshalb vielleicht der Vermerk auf ihrer Karte. Wir werden das wissen, wenn wir ihre Arbeitsmaterialien gesichtet haben. Eine Menge Arbeit und eine Menge möglicherMotive. Warum musste die Ermordete eigentlich ausgerechnet Journalistin sein?«, fragte Broders griesgrämig.
     
    Als Pia Korittki das Polizeigebäude verließ, war es stockdunkel. Sie blieb unter dem Vordach im Lichtschein der Außenbeleuchtung stehen und zog ihr Mobiltelefon aus der Tasche. Keine Nachrichten auf der Box. War Hinnerk sauer wegen vorhin? Sie drückte auf die Kurzwahltaste mit seiner Festnetznummer, wartete und hoffte dabei, dass ihr Magen nicht gleich ins Telefon knurren würde.
    »Pia? Bist du fertig für heute?«, meldete sich Hinnerk schließlich.
    »Ja, endlich. Und jetzt ist mir fast schwindelig vor Hunger. Ich weiß ja, wie es in meinem Kühlschrank aussieht, und bei dir sieht es wahrscheinlich nicht viel besser aus. Darum wollte ich dich überreden, dass wir gleich zusammen essen

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