Grablichter - Almstädt, E: Grablichter
Haustür. »Jetzt höre ich was. Ich leg’ auf.«
»Bis später, Pia.«
Pia rappelte sich hoch, ging den Flur hinunter und riss die Tür auf.
Gerlach starrte sie verwundert an. »Was ist los? Ich habe mit einem Mal Licht drinnen gesehen. Wo ist Dettendorf?«
»Ich habe ihn hier drinnen gefunden. Er ist bewusstlos. Ichmusste einen Rettungswagen anfordern. Kannst du die Rettungskräfte einweisen, wenn sie kommen? Nicht, dass sie vorbeifahren bei diesem Nebel und der Dunkelheit. Sie müssten jeden Augenblick hier sein.« Rasch ging sie zu Dettendorf zurück.
Das Nächste, was sie wahrnahm, war das Blaulicht im Hof und dann den Notarzt und den Rettungsassistenten, die das Haus betraten. Sie stand auf und brachte den aufgeregt winselnden Hund in das Arbeitszimmer am anderen Ende des Flures, damit die Rettungskräfte ungestört arbeiten konnten. Als sie wieder zurückkam, wurde Jan Dettendorf schon mit routinierten Handgriffen untersucht.
»Was hat er da am Handgelenk?«, fragte der Notarzt verwundert.
»Seltsam. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen …« Der Rettungsassistent runzelte die Stirn.
»Ein entzündeter Insektenstich?«
»Es sieht eher aus wie ein Schlangenbiss«, sagte der Rettungsassistent verwundert. »Ich hab’ das schon mal gesehen, als ich in Kenia war.«
»Sind Sie sicher?«
»Es sieht aus wie die Bissmarke einer Schlange.«
»Wissen Sie, ob der Verletzte Schlangen hält?«, wandte sich der Notarzt an Pia.
Sie schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Ich habe ihn so hier gefunden.«
»Können Sie vielleicht nachsehen, ob Sie im Haus ein Terrarium finden? Wenn er tatsächlich von einer Giftschlange gebissen worden sein sollte, müssen wir wissen, um was für eine Art es sich handelt. Wir bringen ihn am besten sofort in die Bernhard-Nocht-Klinik im UKE. Vielleicht braucht er ein Antiserum.«
Gerlach kam in die Küche. »Was hat Dettendorf?«
»Er ist immer noch bewusstlos. Sie vermuten, dass er von einer Schlange gebissen wurde. Komm, wir müssen nachsehen, ob er ein Terrarium hat.«
»Was sagst du? Von einer Schlange gebissen? Und was mache ich, wenn mir so eine Schlange über den Weg läuft?«
»Lass dich nicht beißen.«
Pia und Gerlach durchsuchten das weitläufige Haus vom Keller bis zum Dachboden. Oben angekommen, hörten sie, wie sich ein Hubschrauber dem Haus näherte.
»So eilig ist es also«, sagte Gerlach.
»Aber ein Schlangenbiss? Und wo bitte ist die Schlange?«, fragte Pia. »Es gibt im ganzen Haus nicht die geringste Spur von exotischen Tieren, überhaupt von Tieren, wenn man vom Hund, den Pferdefotos im Büro und dem ausgestopften Marderkopf an der Wand einmal absieht.«
»Komm, das hat doch keinen Sinn«, sagte Gerlach entnervt. »Vielleicht hat ihn sein Hund oder einer der Gäule gebissen, und der Dreck hat sich entzündet. Ich sehe hier keine Schlangen.«
Pia zog wieder ihr Telefon hervor. Dieses Mal erwischte sie Marion Burmeister. Sie fragte sie, ob Jan Dettendorf Schlangen hielt. Die Burmeister verneinte und schlug vor, es bei Henriette Mühlberg zu versuchen. Die würde sich bestimmt mit solchem Getier auskennen. Pia notierte sich die Rufnummer der Mühlberg und versuchte dort ihr Glück. Aber bei Henriette Mühlberg ging niemand ans Telefon.
Als sie wieder das Erdgeschoss erreicht hatten, lag Dettendorf auf einer Trage und sollte gerade zum Hubschrauber transportiert werden. Ein Infusionsschlauch hing aus seinem linken Arm. Er schien wieder bei Bewusstsein zu sein.
»Sehen Sie mal in seinem Bad nach, er hat was vom Badezimmer gesagt«, rief der Rettungsassistent Pia über die Schulter hinweg zu. »Er benötigt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Antiserum, und dafür brauchen wir die Schlange … egal, ob tot oder lebendig. Aber seien Sie um Gottes willen vorsichtig!«
»Die spinnen doch«, knurrte Gerlach, dem eine feuchte Haarsträhne an der Stirn klebte. In das einzige Badezimmer des Hauses, das im Erdgeschoss lag, direkt neben der Eingangstür, hatten Pia und er bisher nur einen kurzen Blick geworfen.
»Ich mach’s, solange der Hubschrauber noch da ist«, sagte Pia und streifte wieder ihre Handschuhe über.
»Und wie fängt man eine Schlange?« Gerlach sah alles andere als mutig aus.
»Wir brauchen einen Stock und ein Gefäß. Gib mir den Regenschirm da vorn an der Garderobe, und nimm du den Schirmständer, diese alte Milchkanne. Ein wunderbares Schlangetransportmittel, nur beim Deckel musst du improvisieren.«
»Kann ich sie nicht
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