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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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Sämtlicher bepflanz- und beackerbarer Boden sei zu bestellen. Über 80 Prozent der Schweine werden den kleinen Produktionsgruppen und Privatpersonen zur Zucht überlassen. Die Privatparzellen werden wieder eingeführt und dürfen nicht weniger als fünf Prozent der Ackerfläche ausmachen. Wenn man Wollschweine an Privatleute abgibt, muss man auch Privatparzellen zuteilen, sonst ist es nicht möglich, das Ernährungsproblem zu lösen.
    Die Regelungen des Provinzkomitees von Sichuan sahen vor: Wollschweine sollten an die Produktionsteams zur Zucht gegeben werden und mit ihnen ein entsprechendes Stück Land, aber keine Privatparzellen. Faktisch hat Sichuan die Politik der Wiedereinführung der Privatparzellen und der Privataufzucht von Schweinen einfach nicht umgesetzt.
    Am 26. Mai 1959 legte das Zentralkomitee in einer Anweisung für die Sommerernte fest, man könne Volksküchen einrichten, an denen nur ein Teil der Kommunemitglieder teilnehmen; wo die Bauern viel zu tun hätten, könne man mehr, wo sie mehr Freizeit hätten, weniger Küchen unterhalten. Wo das Einzugsgebiet der Küchen zu groß sei, könne man das entsprechend verkleinern. Die Rationen solle man nach Haushalten ausgeben und pro Kopf bemessen. Den Kommunemitgliedern, die nicht in den Volksküchen essen, sollten die Nahrungsmittel zur individuellen Aufbewahrung und zum individuellen Verzehr übergeben werden.
    Doch das Provinzkomitee hielt entschieden daran fest, dass die Volksküchen weiter betrieben werden sollten, dass keine Lebensmittel an Einzelpersonen abgegeben werden dürften – was aus den Anweisungen des Zentralkomitees nichts als leere Worte machte.
    Am 11. Juni 1959 erließ das Zentralkomitee eine grundsätzlichere Anweisung zur Korrektur linker Tendenzen, die sich in vier Punkte gliederte:
Den Kommunemitgliedern ist das private Halten von Schweinen, Schafen, Hühnern, Gänsen etc. erlaubt, persönliches Hab und Gut und die Haustiere sind im Besitz des Einzelnen.
Die Privatparzellen werden wiederhergestellt. Unabhängig davon, ob ein Kommunemitglied Schweine hält oder nicht, ob es in den Volksküchen oder zu Hause isst, jeder erhält eine Privatparzelle. Über die auf diesen Privatparzellen produzierten Güter verfügt das Kommunemitglied frei.
Die Kommunemitglieder werden ermutigt, freie Flächen zu bestellen, und wer pflanzt, erntet.
Die Bäume und Obstbäume vor und hinter den Häusern der Kommunemitglieder gehen in ihren Besitz zurück. [162]  
    Das Provinzkomitee von Sichuan hat das in keiner Weise durchgeführt. Das Dokument wurde nicht an die Produktionsteams weitergeleitet, es wurde nicht öffentlich ausgehängt und bekanntgemacht, den Kommunemitgliedern wurde nicht erlaubt, Schweine zu halten, und sie haben auch keine Privatparzellen bekommen.
    Sichuan hat auf diese Weise »gegen den Wind« die Korrekturmaßnahmen des Zentralkomitees boykottiert und hat auf dem Stand der Lushan-Konferenz beharrt.
    Zu Anfang der Lushan-Konferenz war die Stimmung der Persönlichkeiten, die gegen die linken Tendenzen waren, noch recht entspannt. Aber Li Jingquan war überhaupt nicht entspannt. Am 23. Juli schließlich ging Mao Zedong zum Gegenangriff über und hat der Konferenz eine vollkommen andere Richtung gegeben. Li Jingquans politischer Einsatz begann sich auszuzahlen. Mao Zedong lobte Sichuan mit folgenden Worten:
»Es gibt noch ein Sichuan, ein Yunnan, ein Guizhou, ein Hubei, es gibt noch ein Shanghai (Shanghai hat 11 Kreise), wo über 90 Prozent noch in den Volksküchen sind. Mal sehen, wir wollen sie nicht auflösen. Hat nicht der Tanz auch vier Abschnitte? ›Einmal stehen, einmal sehen, setz dich ein, wenn’s nicht geht, dann lass es sein.‹ Heißt es nicht so? Ich bin ein Barbar und sehr ungebildet. Ich will erst einmal sehen. Ein Drittel von fünfhundert Millionen Einwohnern, wie viel sind das? 150 Millionen bleiben standhaft, das ist hervorragend, das ist einmalig in der Geschichte (…) wenn wir ein paar mehr Henans, Sichuans, Hubeis, Yunnans und Shanghais hätten, dann läge sogar die Hälfte im Bereich des Möglichen. Wenn Volksküchen aufgelöst wurden, sollen sie wiedereingerichtet werden.« [163]  
    Nach der Lushan-Konferenz sagte Li Jingquan, der »mit Recht gegen den Wind gesteuert« hatte, voller Stolz: »Dass wir im vergangenen Jahr die Privatparzellen eingezogen haben, war richtig (…) Wir haben im vergangenen Jahr einen vergleichsweise hohen Grad der Verstaatlichung erreicht. Der Vorsitzende sagt, unter den

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