Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
seien im Winter 1961 gestorben:
»Damals lag der Schwerpunkt meiner Arbeit in Chuanxi. In der Chuanxi-Ebene gab es einen Dünger, den man Shaozi nannte, eine Hülsenfrucht (ein grüner Dünger). In normalen Zeiten konnte er auch als Schweinefutter dienen. Damals haben manche Bauern wegen des extremen Hungers dieses Shaozi genannte Zeug gestohlen und sich den Bauch damit vollgeschlagen. Einmal war ich im Kreis Pi zu Recherchen und als ich früh am Morgen aufstand, war der Boden voller weißem Reif. In einem Shaozifeld sah ich einen Mann in kriechender Haltung, der sich aber nicht mehr bewegte. Ich ging hin, er war tot. Im Mund hatte er ein Shaozi-Blatt. Er war hier herumgekrochen und hatte das Zeug gekaut. Mit einem anderen Reporter des Büros namens Li Shiyi kam ich zu Recherchen an einen Ort, wo wir auf einen Mann trafen, der heftig auf die Kommunistische Partei schimpfte. Wir waren ziemlich überrascht, erkundigten uns und erfuhren, dass es sich um den Vater des Parteizellensekretärs handelte. Wenn nicht er, wer hätte sonst gewagt, so zu schimpfen? Wenn ihn jemand fragte, gab er zur Antwort: Ich schimpfe auf meinen Sohn!«
Liao Bokang, damals stellvertretender Leiter des Stadtkomiteebüros von Chongqing und Sekretär des Stadtkomitees der Kommunistischen Jugendliga in Personalunion schreibt in seinen Erinnerungen:
»Der stellvertretende Leiter des Organisationsministeriums des Provinzkomitees Miao Qianming kam nach einer Konferenz in Fuling über die Organisation der Arbeit im Chuandongstreifen nach Chongqing zurück und der Leiter des Organisationsministeriums des Provinzkomitees Xiao Zekuan lud ihn zum Essen ein. Beim Essen erzählte er von den Toten in Fuling. Miao Qianming sagte dazu: ›Wenn man alle Gebiete und Kreise zusammenzählt, sind 3,5 Millionen Menschen verhungert. […] Was die Toten angeht, so sind die am schwersten betroffenen Gebiete der Kreis Yingjing im Gebiet von Ya’an und der Kreis Fengdu in Fuling. Im Kreis Fengdu in Fuling sind in drei Jahren an der Wassersucht über eine Million Menschen gestorben, es ist eine Geisterstadt im wahrsten Sinne des Wortes.‹« [251]
Allein 1960 sind im Kreis Rong in der kritischen Zeit zwischen den Ernten über 60000 Menschen verhungert, das sind über 10 Prozent der Gesamtbevölkerung. Und darin sind noch nicht die Totenzahlen von 1959, 1961 und 1962 enthalten. [252]
Nach den »Kreisannalen von Pi«, die 1989 herausgekommen sind, ist in den vier Jahren zwischen 1958 und 1961 die Bevölkerung des Kreises von 280000 auf 230000 gesunken, der Arbeitskräfteschwund betrug 20 Prozent, darunter in sieben Volkskommunen um 30 Prozent. Von den 855 Arbeitskräften im ersten Verwaltungsbezirk der Volkskommune Youai im ersten Halbjahr 1958 waren Ende 1961 noch 500 da. 1958 hatte eine durchschnittliche Arbeitskraft im ersten Verwaltungsbezirk der Volkskommune Yongding die Verantwortung für 3,9 Mu Land, Ende 1961 waren es 13 Mu; das bedeutet einen Arbeitskräfteschwund von 60 Prozent. [253]
Die Bevölkerung im Gesamtgebiet von Wenjiang belief sich 1957 auf 4,94 Millionen Menschen, 1961 war sie auf 4,33 Millionen zurückgegangen. [254]
Nach Untersuchungsmaterialien aus dem Jahr 1961 hat es, als Mao Zedong die Volkskommune Rotes Leuchten besuchte, insgesamt 4020 Personen gegeben. Als der dritte Jahrestag des Besuchs des Großen Vorsitzenden gefeiert wurde, waren davon noch 2750 übrig. [255]
In Die Bevölkerung Chinas – Teilband Sichuan [256] gibt es nicht abgeschlossenes, übergreifendes Datenmaterial über Einwohner, Geburten- und Sterberaten.
Tab. 3.2
Daten zur Bevölkerungsentwicklung in Sichuan zwischen 1959 und 1966 (Einheit: 10000 Personen, ‰)
Jahr
1955
1956
1957
1958
1959
1960
1961
1962
1963
1964
1965
1966
Gesamtbevölkerung Ende des Jahres
6790,6
6790,6
6945,2
7081
7077,9
6897,3
6459,2
6485,6
6695,8
6898,3
7136,8
7386,3
Geburtenrate
28,39
28,5
29,22
24,03
16,71
11,73
11,81
28,01
50,11
46,94
42,41
39,95
Sterberate
9,18
10,41
12,07
25,17
46,91
53,97
29,42
14,62
12,82
13,87
11,46
10,76
Natürliche
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