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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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Todesfälle bei über 10 Millionen. Ich glaube, dass in der Provinz Sichuan während der großen Hungersnot 10 bis 12 Millionen Menschen verhungert sind und es vier bis acht Millionen weniger Geburten gegeben hat.

Kapitel 4
    Anhui ist nicht friedlich
    Wer Fengyang sagt, der sagt Fengyang
    Fengyang liegt im Nordwesten der Provinz Anhui, ein Gebiet südlich des Mittellaufs des Huai und die Heimat des Gründers der Ming-Dynastie Zhu Yuanzhang. Hier stehen bis heute einige Relikte wie die von ihm gebaute Kaiserstadt Zhongdu, das Kaisergrab und der Longxing-Tempel, in dem er als junger Mann Mönch gewesen ist.
    In einigen in fast ganz China bekannten »Trommeltänzen aus Fengyang« spiegelt sich, wie die Bauern von Anhui den Hunger fliehen und um Reis flehen:
    Wer Fengyang sagt, der sagt Fengyang,
    das hat keinen schlechten Klang;
    unser Kaiser war Yuanzhang,
    nur die Not ist oft so lang.
    Wer hat, verkauft ein Pferd,
    wer nicht, verkauft ein Kind;
    der Knecht hat nichts von Wert
    und tanzt allein im Wind.
    Seit dem Auftreten von »Kaiser Mao« hatten die Bauern von Anhui nicht einmal mehr die Freiheit, »allein im Wind zu tanzen« und vor der Katastrophe zu fliehen.
    In den 1988 erschienenen, 800 Seiten starken Kreisannalen von Feng stehen viele glorreiche Kapitel über die Geschichte von Fengyang, doch über die noch nie da gewesene Katastrophe der Jahre 1959 bis 1961 stehen da nur folgende ungenaue Sätze:
»15. Februar 1960: Der ganze Kreis sammelt 9,068798 Millionen Pfund Nahrungsersatzmittel, darunter Kartoffelwurzeln, Lilienkraut, Schilfrohrwurzeln und Buschklee.
15. Februar 1960: Laut Statistik sind zwischen 1959 und 1960 aus den ländlichen Gebieten des Kreises 11196 Personen abgewandert, das sind 3,3 Prozent der Gesamtbevölkerung von 335698 Menschen, erkrankt sind 102994 Personen, das sind 30,7 Prozent der ländlichen Bevölkerung, wir haben 1580 einsame und alte Menschen und 2280 Waisen. Die Jahresproduktion an Getreide lag 1960 bei 9,507 Millionen Pfund, das waren 13,253 Millionen weniger als die 22,76 Millionen von 1957.
4. April 1961: Das Kreiskomitee der KPCh von Fengyang […] hat die Verluste und die Lehren aus den beiden Jahren der »fünf Winde« zusammengefasst: 1. Hohe Quoten, hohe Produktionsschätzungen, hohe Ankaufquoten, Verkauf von zu viel Getreide. 2. Nachrichtensperre, Vertuschung der Wahrheit über die Toten. 3. Kein Unterschied zwischen richtig und falsch, während des Kampfes gegen rechte Tendenzen wurden einige gute Leute fälschlicherweise bekämpft. 4. Unklare Grenzziehung, der Wind des Kommunismus kommt immer wieder auf. 5. Überbeanspruchung der ländlichen Arbeitskräfte, Schwächung der Front in der Landwirtschaft. 6. Ideenwirrwarr und blinde Führung bei der Produktion. 7. Zu hohe, zu kurzfristige Lasten, unangemessene Ruhezeiten.«
    Diese nie dagewesene Trägodie, die sich im Kreis abgespielt hat, wagte man nicht in die Annalen aufzunehmen; das an sich ist schon eine Tragödie.
    Fengyang und der Große Sprung nach vorn
    In Fengyang war der Große Sprung nach vorn in Wahrheit eine gewaltige Katastrophe. Über diese Katastrophe gibt es allerdings ausreichende historische Aufzeichnungen.

    Hohe Quoten, hohe Produktionsschätzungen, hohe Ankaufquoten: 1957 war in Fengyang ein Jahr mit einer reichen Ernte, die wirkliche Produktionsmenge lag bei 0,20624 Milliarden Pfund. 1957 meldete das Kreiskomitee 0,8 Milliarden an die oberen Ebenen.
    1958 lag die wirkliche Produktionsmenge bei 0,15 Milliarden Pfund, aber der Kreis schätzte 0,4 Milliarden.
    1959 lag die wirkliche Produktionsmenge bei etwa 0,18 Milliarden Pfund (nach den Kreisannalen von Fengyang ), aber nach oben gemeldet wurden 0,405 Milliarden Pfund. [261]   Eigentlich nahm die Produktion von Jahr zu Jahr ab, aber nach oben gemeldet wurde von Jahr zu Jahr mehr.
    Die direkte Folge der hohen Quoten und der hohen Schätzungen waren hohe Ankaufquoten. 1958 hat der Staat 71,02 Millionen Pfund Getreide aufgekauft, das waren 43,28 Prozent der Gesamtproduktion. Da von dem übrigen Getreide auch noch der Verbrauch der Industrie und der Verbrauch der nicht bäuerlichen Bevölkerung an Getreide, Saatgut und Viehfutter abging, blieb den Bauern gerade noch genug für den eigenen Bedarf, weshalb es oft schon zu Engpässen kam, wenn der Staat 30 Prozent nahm.
    1959 wurde die Lage dramatischer; der Staat kaufte 59,74 Millionen Tonnen auf, das waren 54,49 Prozent der Gesamtproduktion. [262]  
    Zhao Yushu, Sekretär des

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