Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
Zuwachsrate
19,21
18,09
17,15
-1.13
-30.26
-42.23
-17.6
13,39
37,28
33,07
30,95
29,2
Quelle: Liu Hongkang (Hrsg.), Die Bevölkerung Chinas – Teilband Sichuan,
Chinesischer Finanz- und Wirtschaftsverlag, 1988.
Nach den Daten in Tabelle 3.2 kann man sich mit der in Kapitel 11 »Bevölkerungsverluste während der Hungersnot« gelieferten Methode ausrechnen, wie viele Menschen eines nicht natürlichen Todes gestorben sind und wie viele weniger geboren wurden:
Tab. 3.3
Zahl der nicht natürlichen Tode und der »Wenigergeburten« (in 10000)
Jahr
1958
1959
1960
1961
1962
gesamt
Nicht natürliche Todesfälle
98.53
253.37
299.42
123.04
22.65
797.01
»Wenigergeburten«
86.96
139.61
172.59
165.53
54.50
619.19
Quelle: Berechnung nach Tabelle 3.2.
Das Resultat der Berechnung zeigt, dass in der Zeit der großen Hungersnot 8 Millionen Menschen eines nicht natürlichen Todes gestorben sind und es 6 Millionen weniger Geburten gab. Die Daten aus Die Bevölkerung Chinas stammen ebenfalls von offizieller Seite, das heißt, sie stimmen nicht ganz mit der Wirklichkeit überein. Deshalb liegen die oben genannten Zahlen auch unter dem, was in Wirklichkeit geschehen ist.
In der Tat kann man heute keine vollständig zuverlässigen Zahlen über die Hungertoten bekommen. Und zwar, weil zur Zeit der Hungersnot das Provinzkomitee von Sichuan die »Arbeit an der Bevölkerungsstatistik verstärkt hat«. Anfang 1960 hat das Provinzkomitee verlangt, auf der ideologischen Basis des Kampfes gegen rechte Tendenzen und der Ermunterung des Enthusiasmus die Arbeit an der Bevölkerungsübersicht zu entwickeln.
Um den Kreis Jintang als Beispiel zu nehmen, so wurde das Kreiskomitee, das zunächst die »unnormalen Phänomene« von weniger Geburten und höheren Todeszahlen gemeldet hatte, vom Gebietskomitee kritisiert: Man solle nach dem Geist des Provinzkomitees, demzufolge es »nur mehr Geburten und weniger Tote, nicht weniger Geburten und mehr Tote« gebe, eine neue Statistik erstellen. Der Kreis Jintang berief eine Versammlung sämtlicher Kader des Gebietes und der Volkskommunen ein, auf der wiederholt die »immense politische Wichtigkeit der Arbeit an den Bevölkerungsstatistiken« betont wurde. Die Bezirke und Volkskommunen mit den hohen Todeszahlen wurden kritisiert, »die Bedeutung der Arbeit an den Bevölkerungsstatistiken nicht ausreichend verstanden zu haben«. Die Kader der Kommunebrigaden wussten, dass man ihnen einen Hut aufsetzen würde, wenn sie das nicht in den Griff bekamen, also machten sie sich erneut an ihre »Untersuchungen«.
In sechs Volkskommunen im Bezirk Tuqiao waren ursprünglich gut 1800 Geburten gemeldet worden und über 3800 Todesfälle. Nach der erneuten »Untersuchung« waren die Todesfälle enorm zurückgegangen. Die statistischen Tabellen von manchen Volkskommunen wurden mehrfach zurückgewiesen, manche mussten elf Mal eine »Neuuntersuchung« vornehmen, bis die Angelegenheit mit »mehr Geburten und weniger Toten« zu einem Ende kam. [257]
Nach Zahlen, die während der Kulturrevolution herausgegeben wurden, gab es in Sichuan 8 Millionen Tote. Liao Bokang spricht in seinem Buch von 12,5 Millionen, Dong Fu in dem seinen von über 10 Millionen, Ming Lang, Leiter des Propagandaministeriums des Provinzkomitees von Sichuan sagt: »In manchen Kreisen sind bis zu 20 Prozent der Gesamtbevölkerung verhungert, in nicht wenigen waren es über 10 Prozent.« [258]
Der stellvertretende Leiter des Redaktionsbüros der Renmin ribao , der im Juli 1962 vom Büro des Zentralkomitees zu einer Untersuchung nach Sichuan geschickt wurde, schreibt: »Die Bevölkerung lag 1957 bei 73 Millionen, oder auch bei 71,75 Millionen; als die Organisationsgruppe des Provinzkomitees 1960 ihre Kommentare und Anweisungen in sämtliche Gebiete schickte, waren es 62 Millionen; dazu die, die im Frühjahr und Sommer 1961 und 62 verhungert sind, sowie der Ausgleich über Geburten, dann sind das insgesamt über 12 Millionen weniger, das sind etwa 17 Prozent der Gesamtbevölkerung« [259] .
Cao Shuji kommt in seinem Buch zu der Überzeugung, dass in Sichuan zwischen 1959 und 1961 9,402 Millionen Menschen eines nicht natürlichen Todes gestorben sind. [260] Wenn man die Zahlen von Ende 1958 und von 1962 hinzuzählt, dann liegt die Zahl der unnatürlichen
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