Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
Vertreter der Produktionsbrigade Ganzes Herz der Volkskommune Wudian sagte ›Im Herbst 1959 gab es nicht mehr das Geringste zu essen, Tag für Tag starben die Menschen. Er (Dong Anchun) hat bei uns die Arbeit inspiziert und zu uns Kadern gesagt: Im Augenblick ist die Lage ausgezeichnet. In unserer Brigade waren wir ursprünglich über 2500 Leute, jetzt sind davon noch gerade mal gute 1300 übrig, so viele sind gestorben. Wir haben das Dong Anchun gemeldet, aber er blieb dabei, das seien Tricks. Wir haben ihm die Toten gezeigt, da hat er gesagt: Wenn niemand sterben würde, wäre hier unten bald kein Platz mehr!‹
Wang Xizhuo (Kommunemitglied) sagte: ›In den letzten zwei Jahren haben wir nur Lügen gehört. Die oben haben uns unten unterdrückt […] Was hier geweht hat, das war der Wind der Lüge, ein Jahr hat er geweht und alle waren hinüber. Dort am Fuß der Nordberge hatten wir einen Hof, sein Besitzer hieß Zao Yule. Von den 34 Leuten seiner Familie sind 30 tot. Zao Zexiang hat, als er tot war, niemand begraben, dem haben die Ratten die Ohren abgefressen.‹
Yang Dasong sagte: ›1959 hatte unsere Brigade in Wirklichkeit nur 2000 Pfund Getreide. Zhou Youxiang, der Kader von der Produktionsbrigade, hat darauf beharrt, dass es 10000 Pfund sind. Ich habe gesagt, so viel haben wir nicht. Da hieß es, ich sei rechtsideologisch belastet; ich wurde zwei Tage lang kritisiert. Das Ende vom Lied: Von den ursprünglichen 582 Einwohnern von unserem Dorf sind über 80 nicht mehr da.‹
Cui Houjun, der Parteizellensekretär des Produktionsteams von Zhangwan ergänzte: ›Zhou Youxiang hat verboten, dass man tagsüber die Toten begrub. Er fand, das mache keinen guten Eindruck. Einmal hat Huang Deliang für jemand anderen einen Toten weggebracht und wurde prompt zwei Tage lang einer Kampfkritik unterzogen.‹
Wang Huanye, Hauptzellensekretär einer Produktionsbrigade, sagte: ›Im Frühjahr 1960 starben in der Familie von Qian Xu von der Arbeitsgruppe elf Leute. Als das Sterben begann, haben die Leute noch Briefe abgegeben. Da wedelte er mit der Hand und ließ sie nicht zu Wort kommen und hat ihnen ein bisschen Geld in die Hand gedrückt und fertig. Zu guter letzt waren nur drei Kinder übrig; es war aussichtslos, also haben wir die Führung angefleht, die Angelegenheit der Verpflegung für den Haushalt der Kinder den Behörden zu übertragen. Wir haben gebittet und gebettelt, doch als wir endlich die Genehmigung hatten, waren die Kinder schon verhungert. Qian Shu hat darüber den Verstand verloren.‹
Zhang Yupu, Leiter der Arbeitsgruppe Banqiao, sagte: ›In dem Örtchen Zhangyazhuang gab es einmal 42 Arbeitskräfte, jetzt sind es sehr viel weniger. Meine Mutter ist tot. Die einfachen Leute hatten von den ganzen Nahrungsersatzmitteln Blut im Urin und Verstopfung, sie haben mit Strohhalmen in sich herumgekratzt. Ich bin also zurück zur Einheit und habe das Ganze dem Untersuchungsleiter geschildert. Da sagt der zu mir, ich sei gegen die Drei Roten Banner, ich verleumde die Volkskommunen. Ich wurde drei Tage bekämpft und habe sechs Untersuchungen geschrieben. Wenn da nicht der Abteilungsleiter Xu gewesen wäre, hätten die mich glatt zum rechten Opportunisten gemacht. Im Frühjahr 1960 ist meine fünfköpfige Familie ums Leben gekommen, ich habe nur ein Kind mit herausgebracht. Wo einer den Mut hatte, von den Toten zu reden, hieß es, sie seien krank gewesen und fertig.‹
Chen Xuemeng, der vom Vorsitzenden Mao gelobt worden war als Speerspitze der Kooperation, ergriff auf der Konferenz ebenfalls das Wort: ›Heute, im Frühjahr 1960, ist das Leben schwer, kein Reiskorn verlässt die Halme, Wangjiahu hatte 37 Haushalte, die meisten von ihnen sind ausgestorben, heute gibt es dort nur noch Vollwaisen. Wenn die Kinder mich sehen, sagen sie: Herr Leiter, bei uns zu Haus sieht Sie kein Erwachsener mehr, nur ich bin noch da, es tut mir leid!‹
Wang Jiafeng, Vertreter der Produktionsbrigade Kaocheng, sagte: ›Wir waren 20 in meiner Familie, letztes Jahr [1960] sind zehn von uns gestorben. Eines Tages hat mein vier Jahre alter Junge zu seiner Mutter gesagt: Schick mich doch weg, noch so ein paar Tage und ich bin verhungert!‹
Ein weiterer Vertreter der gleichen Produktionsbrigade sagte: ›Wir hatten ursprünglich in unserer Brigade 5000 Leute, jetzt sind es noch 3200. Selbst als die japanischen Teufel hier waren, sind nicht so viele Menschen umgekommen. Als die japanischen Teufel kamen, konnte man noch weglaufen, aber
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