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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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jetzt können wir nirgendwohin. Es gibt ja nirgendwo etwas zu essen. Wir können nur zu Hause sitzen und sterben. Wir waren zu sechst, vier von meiner Familie sind tot, zwei sind übrig geblieben. Ich bin der Letzte, der noch das Vieh füttert, die anderen zwölf, deren Aufgabe das war, sind tot.‹
Ein Vertreter der Kommunemitglieder von der Kleingruppe Gengchen sagte: ›In diesem Frühjahr [gemeint war 1960] sind in der Kleingruppe Shangsong einfach zu viele Arbeitskräfte gestorben, niemand hat sie beerdigt, wir haben von Gengchen dafür Leute rüberschicken müssen. Wir haben an einem halben Tag nur fünf geschafft. Wer trägt denn für dieses Grauen die Verantwortung? Soweit ich sehe, vor allem das Kreiskomitee.‹
Hong Kuanqun, Vertreter der Kommunemitglieder der Volkskommune Fucheng, sagte: ›Jin Zhuanzhi hat wegen des Diebstahls von ein paar Ziegen vom Brigadeleiter Ke nichts mehr zu essen bekommen, seine vierköpfige Familie ist grausam verhungert.‹
Li Xuequn (Kleingruppensekretär) sagte: ›Ma Yuxin war krank und wurde doch zum Pflügen aufs Feld geschickt. Wenn sie dem Pflug nicht mehr folgen konnte, wurde sie als Simulantin bezeichnet; am Ende wurde sie gefesselt, ausgepeitscht und sie bekam so lange nichts zu essen, bis sie tot war. Niemand wusste, dass sie zu Hause gestorben war. Ihr Baby hat noch auf ihr gelegen und an ihr gesaugt, nach drei Tagen ohne Nahrung ist auch das Baby verhungert.‹
Tang Xiuqi, Leiter einer Produktionsgruppe, sagte: ›1960 sind hier sehr viele gestorben, Xiaotang ist halb ausgestorben, in Menxi und Wuzhuang lebt überhaupt niemand mehr. Heute werden dort die Felder von den Kindern gepflügt.‹
Die Mutter von Chang Jiecui vom Produktionsteam Zhengshan litt unter einer Krankheit (der Krankheit Hunger); er suchte den Gruppenleiter der Produktionsbrigade, einen Mann namens Hua, auf und wollte etwas Mehl für seine Mutter. Hua sagte: ›Der soll ich auch noch etwas zu essen geben? Die ist doch bald hinüber. Du würdest sie besser begraben, solange die Pflüger vom Feld zurück sind, und fertig.‹ Chang war nicht einverstanden, da sagte Hua: ›Wenn du nicht einverstanden bist, dann stirbt sie zu Hause und du begräbst sie zu Hause.‹ Chang blieb nichts anderes übrig. Als seine Mutter den letzten Atemzug getan hatte, begrub er sie zu Hause.« [278]  

    In manchen Gebieten wurde angeordnet, dass nach dem Tod eines Menschen »vier Dinge nicht erlaubt seien«:
Es war nicht erlaubt, jemanden in geringerer Tiefe als drei Ellen zu beerdigen, und auf dem Grab musste Weizen gepflanzt werden.
Es war nicht erlaubt zu weinen.
Es war nicht erlaubt, jemanden neben einer Straße zu beerdigen.
Es war nicht erlaubt, der Pietät gemäß Trauer zu tragen.

    Noch schlimmer war die Bestimmung der Produktionsgruppe Zhangwan der Volkskommune Huangwan, derzufolge es den Leuten nicht nur nicht mehr erlaubt war, weißen Trauerstoff anzulegen, sie mussten sich auch noch in Festtagsrot kleiden! [279]  
    Zwischen 1959 und 1960 sind kreisweit nicht wenige Fälle von Kannibalismus entdeckt worden, von denen 63 aufgezeichnet wurden. Chen Zhangying und seine Frau Zhao Xizhen von der Produktionsbrigade 1. Mai von der Volkskommune Damiao haben ihren achtjährigen Sohn Xiao Qing erdrosselt, gekocht und verzehrt. Wang Lanying von der Produktionsbrigade Zhongbanjing der Volkskommune Wudian hat nicht nur Leichen gesammelt und mit nach Hause gebracht, er hat zwei Pfund davon auch noch als Schweinefleisch verkauft. [280]  
    An vielen Orten wie Wudian und Zaodian sind Fälle von Kannibalismus berichtet worden. Tang Xiuqi erzählt: »Eines Abends, ich kam gerade von einer Versammlung zurück, als ich jemandem bei Tang Yongding Menschenknochen zerhacken, sie in einen Topf packen und kochen sah. Sie aßen Menschenfleisch! Tang Yongding hat mir selbst einen Löffel voll davon vor die Tür gebracht. Er sagte, er habe davon schon ein paar gegessen. Heute rufen die Kinder im Dorf den Tang Yongding nur noch den Wollaffen.« [281]  
    Am 9. August 1961 sagte der Traktorstellenleiter Wang in einer Rede auf einer Konferenz: »Ich habe 1959 in der Produktionsbrigade Zhetang der Volkskommune Banqiao Ausrichtungsarbeit geleistet, doch als ich das Problem mit den Toten schilderte, wagte ich nicht zu sagen, dass das am Nahrungsmittelmangel lag, also habe ich gesagt, es lag an der schlechten Hygienearbeit. Eine Frau hat ihr totes Kind gegessen; als ich das Li Wenxiang meldete (dem damaligen stellvertretenden

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