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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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das wagte, umso größer wurde das Problem; und je größer das Problem wurde, umso weniger wagte man, davon zu sprechen.«
    Die Bauern verhungern, die Kader fressen sich zu Tode
    Auf der einen Seite ist eine große Zahl von Kommunemitgliedern verhungert, auf der anderen Seite haben sich die Kader mit Privilegien versorgt. Im Frühjahr 1960 wurden sehr viele Babys ausgesetzt. Der Kreiskomiteesekretär Zhao Yushu gab die Anweisung, man dürfe diese Babies nicht aufnehmen; wer sie bei sich aufnehme, müsse sie auch versorgen. Als auf der anderen Seite bei Zhao zu Hause eine alte Henne verschwand, hat er den Leiter des Polizeireviers und des Amtes für Öffentliche Sicherheit die Sache untersuchen lassen und ihnen eine Frist von drei Tagen für die Aufklärung des Falles gesetzt. Die Massen sagten: Bei Zhao zu Hause ist eine Henne wichtiger als die auf der Straße ausgesetzten Kinder. Bei den Zhaos gehen über das Jahr Reis, Mehl, Fisch und Fleisch nicht aus. [286]  
    Der Kreiskomiteesekretär Yang hat, wo doch im Frühjahr 1960 das Leben der Massen ausgesprochen bitter war, bei einem Besuch in der Volkskommune Dongpu ein Sing- und Tanzensemble mitgebracht und den ganzen Tag gespielt und gesungen. Es ging hoch her, es wurde herumgeballert und es wurden Fotos gemacht, es war eine Mordsgaudi. [287]  
    Die Bauern starben vor Hunger in Massen und die Kader luden sich Gäste ein zu großen Fress- und Saufgelagen. Einmal hat sich ein Teil der Komiteemitglieder auf einer Konferenz des Kreiskomitees vor Ort volllaufen lassen. Die Veranstaltung konnte nicht fortgeführt werden.
    Ein Mann namens Miao, stellvertretender Kreisleiter und Parteikomiteesekretär der Volkskommune Xiaoxihe in Personalunion, hat auf seine Inspektionsreisen Schnaps, Fleisch und einen Koch mitgenommen.
    Der Hauptzellensekretär der Produktionsbrigade Zhetang, ein Mann namens Sun, hat einmal bei einem großen Fress- und Saufgelage einem Kranken, der einen Schluck Fischsuppe haben wollte, nicht nur nichts gegeben, sondern ihm eine Abreibung verpasst. Lin Xingfu von der Arbeitsgruppe des Kreiskomitees erzählt:
»Der Leiter des Kreiskomitees Jiang Yizhou hat nicht nur Weizenmehl und Reis gegessen, sondern auch in rauen Mengen. Wenn er nicht in der Kantine aß, hat er sich selbst was in Öl gebraten. Politkommissar Zhaos (Kreiskomiteesekretär Zhao Yushu) Familie hat nicht einmal rohes Getreide bekommen.«
    Yang Yi von der Arbeitsgruppe Wudian erzählt:
»Das Leben des Kreiskomitees war privilegiert, sie haben alles gefressen, sie hatten Weizenmehl und Reis […] und die Massen hatten Wassersucht. Es gab keinen Zucker zu kaufen, also hat das Handelsministerium den einzelnen Mitgliedern des Kreiskomitees ein Paket geschickt. Warum sind die Kranken an keinen Zucker gekommen? Weil sie das alles an das Kreiskomitee verfüttert haben!«
    Qiang Hua erzählt:
»Die Verschwendung bei den Vor-Ort-Versammlungen in Wudian war enorm. In den Volksküchen gab es nichts zu essen und in der Brigade Zhaolou sind an zwei Tagen 13 Leute verhungert. Da waren die bei der Vor-Ort-Versammlung noch schwer am Fressen und am Saufen. Da wurden Ölgebäckstangen frittiert und Zuckerkuchen, Shuijiao [chinesische Maultauschen, Anm. d. Übers.], Mantou-Brötchen, zum Frühstück gab es zwölf Gerichte, zu Mittag 24. Getrunken wurde Schnaps der Marke Jinzi. Die Wassersuchtkranken von zwei Bataillonsdörfern wurden zu Hause eingeschlossen, weil man Angst hatte, dass jemand sie sehen könnte.«
    Ein Mitglied der Arbeitsgruppe Zongpu erzählt:
»Winter ’59 und Frühjahr ’60, als die Massen an der Wassersucht starben, hat das Kreiskomitee groß Gäste eingeladen und eine Konferenz von Parteikomiteesekretären abgehalten, mit Fisch und Fleisch, von den Stauseen haben sie oft Fisch geschickt; den haben sie ausnahmslos an die Sekretäre und den Ständigen Ausschuss verteilt, und nie hat jemand dafür bezahlt. In den Gästehäusern wurde geschlemmt, das Kreiskomitee hat jeden Monat ein paar hundert Pfund Getreide verbraucht. Wenn man damit die Produktionsteams unterstützt hätte, wie viele Menschen weniger hätten dann verhungern müssen!« [288]  
    In der Produktionsbrigade Bergfluss der Volkskommune Xiaoxihe haben fast alle, vom Brigadesekretär bis zum Kleingruppenkader und Küchenangestellten, mehr zu essen gehabt und sie haben gut gegessen. Späteren Statistiken zufolge haben ein paar Brigadekader nachweislich über 1800 Pfund Rindfleisch verbraucht.
    Im Mai 1960, genau in der Zeit

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