Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
Produktionsbrigade Wangfu unterhielt einen kleinen Bauernhof als Umerziehungslager, das über 90 Personen fasste. Yu Zhonghuo, ein Kommunemitglied, das sie in dieses Umerziehungslager gezwungen hatten, wurde geschlagen, wenn er nicht arbeiten konnte, manchmal bekam er nicht einmal etwas zu essen.
Anfang 1960 erhielt Zhou Enlai einen Brief, in dem die Situation der Hungertoten in den Kreisen Wuwei und He in Anhui geschildert wurde, woraufhin er einen Brief an den Provinzkomiteesekretär Zeng Xisheng verfasste, mit der Aufforderung, die Lage zu klären:
»Genosse Xisheng,
anbei ein Brief, bitte lesen und die Situation in den beiden Kreisen klären. Vielleicht ist wirklich etwas an der Sache dran, vielleicht ist es auch übertrieben, aber derlei vereinzelte Erscheinungen gibt es in allen Provinzen; vor allem im vergangenen Jahr war es eine Katastrophe in der Provinz, um so mehr sollten wir dem Beachtung schenken. Der Vorsitzende hat in Randbemerkungen zu den Dokumenten der Großversammlung der sechs Kaderebenen in Shandong ebenfalls mehrfach auf diesen Punkt hingewiesen. Ich bitte um Benachrichtigung, wenn die Sache sich aufgeklärt hat.
Hochachtungsvoll
Zhou Enlai
März 1960« [322]
In Wirklichkeit waren das, was in dem Brief beschrieben wurde, keineswegs, wie Zhou Enlai sagte, »übertriebene« und »vereinzelte Erscheinungen«, die Lage war sogar noch viel schlimmer.
Zhang Kaifans »großer Lärm um Wuwei«
Mao Zedong hatte auf der Lushan-Konferenz 1959 Zhang Kaifan scharf kritisiert für seinen »großen Lärm um Wuwei« und ihn als rechten Opportunisten eingestuft, während Zhang Kaifan für die einfachen Menschen in Wuwei ein Held war.
Zhang Kaifan hatte 1927 an der Revolution teilgenommen und war eine Zeitlang im Gefängnis von Longhua eingesperrt, wo er folgendes politische Gedicht verfasste:
In Longhua weht seit alters hoher Wind,
Der Helden Todesmut ist lang nicht tot.
Vor der Mauer Pfirsich, drinnen blüht das Blut,
immer farbig, immer rot.
Seit 1959 hatte Zhang Kaifan als Sekretariatssekretär des Provinzkomitees von Anhui und als stellvertretender Provinzgouverneur unablässig Mitteilungen bekommen von der »Verödung der Felder und Gärten«, »der katastrophalen Lage« und »der existentiellen Not unter dem Volk« in Wuwei, er war äußerst alarmiert und hat sich persönlich nach Wuwei begeben, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Als er am 4. Juli 1959 in Wuwei ankam, stellten sich Bauern seinem Wagen in den Weg, haben Kotau vor ihm gemacht und von ihm verlangt, das Problem mit dem Essen zu lösen. Als er mit eigenen Augen sah, in welch miserablem Zustand die ländlichen Gebiete sind, zerriss es ihm das Herz. Am 7. Juli sagte Zhang zu den Kadern des Provinzkomitees:
»Während des Großen Sprungs im vergangenen Jahr waren unsere Vorstellungen allzu romantisch, eigentlich war das alles ja ganz hübsch, aber doch ein wenig dick aufgetragen. So wollte man unbedingt aus eindeutigen 400 Pfund pro Mu, 800 und 1000 machen, jeder wollte jeden überbieten, auf jeden Fall aber je mehr umso besser.
Wir haben Genossen, die, um ihr Gesicht zu wahren, den oberen Ebenen nicht die wahre Situation geschildert haben, aber bitte, was wollt ihr denn eigentlich, wollt ihr gut dastehen oder wollt ihr, dass unsere Bauern satt werden!? Diesmal bin ich an Shijian vorbeigekommen, ich habe sehr viele kranke Menschen gesehen, vor allem viele, die an Wassersucht leiden und geschwollene Beine haben, viele Frauen leiden unter Gebärmuttersenkungen und dem Ausbleiben ihrer Regel.
Wer will denn da noch Revolution machen, wenn wir dafür den Weg der Armut gehen müssen? Ich, Zhang Kaifan, jedenfalls nicht!
Was die Bauern essen, das sind im Durchschnitt pro Familie nicht mehr als zwei Liang, hundert Gramm. Wir haben da ein paar kühne und unbesonnene Genossen, die die Getreidequoten wahllos festlegen und denen es ganz egal ist, ob die Massen dabei draufgehen oder nicht. Ja, habt ihr denn keinen Funken Menschlichkeit mehr im Leib?
Die Volksküchen braucht man in der Regel gar nicht mehr aufzumachen, das hat nicht den geringsten Einfluss auf den Charakter der Volkskommunen […] gegenwärtig leisten die Kantinen keine gute Arbeit. Viele würden gerne zu ihnen zurück und etwas essen, wenn ihr ihnen nur Nahrungsmittel, Brennholz und Gemüsegärten geben würdet, um das Unheil zu beenden. Sie würden euch mit erhobenen Armen willkommen heißen und wieder jeder für sich essen.« [323]
Er machte den Vorschlag, ein
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