Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
Bereitstellungssystem einführte, wurde in Bezug auf sämtliche Vermögen und sämtliche Naturalien das Schlagwort von der »Gleichheit und Umverteilung« angewendet. Nach Statistiken betraf das bei allen Produktionsbrigaden 471 Häuser, von denen 109 abgerissen wurden.
In der Volkskommune Großer Strom hieß es 1959, man müsse die »sieben Zehntausend« umsetzen: 10000 Schweinefarmen, 10000 Hühnerberge, 10000 Kürbishütten, 10000 Entenställe, 10000 Fischteiche, 10000 Gänseteiche und 10000 Mu Rekordernten. Um dieses Ziel zu verwirklichen, wurden am Ende erneut die Kommunemitglieder ausgebeutet. Nach dem Herbst 1959 wurde kreisweit die große Konzentration von Geflügel und Vieh umgesetzt, überall kam es in großem Umfang zu Schlachtungen, zu Fressorgien und zum Ausverkauf, anschließend war Vieh und Geflügel nahezu spurlos verschwunden. Wohin man schaute, waren die ländlichen Gebiete öde und verlassen, die Bauernfamilien waren bis auf das letzte Hemd ausgezogen worden. [312]
Laut Statistik sind im Kreis 1959 insgesamt 82278 Personen verhungert, 1960 waren es 126524. Ende 1957 belief sich die Gesamtbevölkerung auf 982979 Menschen, Ende 1960 waren es nur noch 662557. [313]
Die väterlichen Beamten nehmen den Bauern
das Essen aus dem Mund
1958 lag die Getreidegesamtproduktion im Kreis Wuwei bei 620 Millionen Pfund, doch nach oben gemeldet wurden 1,3 Milliarden; 1959 belief sich die Gesamtproduktion auf 440 Millionen Pfund, nach oben gemeldet wurden 1,1 Milliarden. Der damals für das Nahrungsmittelbüro zuständige Xia Kewen erinnert sich, dass er 1958 von oben die Anweisung erhalten hat, die wirklichen Produktionszahlen pro Mu bei den Bauern zu untersuchen; dabei stellte er fest, dass auf den besseren Feldern im Durchschnitt 120, auf weniger guten Feldern 40 Pfund pro Mu erwirtschaftet wurden. Er wollte die wahren Zahlen nach oben weitergeben, aber die Kader auf Gebietsebene hatten Angst, das könne ihre Erfolgsbilanz beeinflussen, und haben das nicht abgestempelt; es sei am besten gewesen, man machte es wie die Kader auf Gebietsebene und habe falsche Zahlen mit seinem Amtssiegel versehen und nach oben gemeldet. [314]
Ende 1959 stand die überwiegende Mehrheit der Bauern auf der Schwelle des Todes. Yao Kuijia aber war der Auffassung, es gebe Nahrungsmittel in Hülle und Fülle: »Der Schlüssel zum Nahrungsmittelproblem liegt im ideologischen Arbeitsstil der Führung und in den Arbeitsmethoden.«
Auf einer Kaderversammlung der Volkskommune Roter Tempel hat Yao zu allen möglichen Strafen gegriffen wie an Fesseln Aufhängen und Auspeitschen, Herunterreißen der Kleidung und der Kälte Aussetzen und Ohrfeigen, um Getreide aus den Leuten herauszupressen. Mit dem Resultat, dass in der Volkskommune Roter Tempel über 7600 Menschen verhungert sind, dabei allein 2260 von den ehemals 4944 Leuten in der Produktionsbrigade Zhabei.
Yao Kuijia hat zum einen seine Untergebenen gezwungen, gegen die »Verheimlichung von Erträgen« vorzugehen und den Bauern buchstäblich den letzten Bissen aus dem Mund zu nehmen, zum anderen hat er die Kader gezwungen, unter allen Umständen das erbeutete Getreide in die Speicher zu schaffen. Als 1960 das Herbstgetreide in die Speicher kam, wurden die Falschmeldungen in den Zeitungen veröffentlicht und gelobt. Tatsächlich in die Speicher kamen in der Volkskommune Kaicheng lediglich 30000 Pfund, was der Leiter der Getreidestation auch wahrheitsgemäß nach oben meldete. Yao dazu: »Legt den Sohn einer Hündin in Ketten!«
Einmal telefonierte Yao mit dem Sekretär der Volkskommune Tuqiao Ma Yugen, er solle mehr Getreide schicken. Ma sagte: »Es sind nur noch 300000 Pfund Saatgut da, das können wir wirklich nicht schicken.« Yao darauf: »Ihr müsst sogar Eure letzten Vorräte schicken!«
Im Oktober 1959 verhungerten in der Volkskommune Shangli bereits die Menschen. Yao sagte zu Liu Yikuan, dem Sekretär von Shangli: »Mach, dass du zurückkommst! Wenn du binnen drei Tagen nicht die Ankaufquote von 240000 Pfund erfüllt hast, sehen wir uns bei der nächsten Versammlung wieder!« Am Ende war Liu gezwungen, das Saatgut von 300000 Pfund an die staatlichen Getreidespeicher zu schicken.
Im Kreis Wuwei verhungerten die Menschen in Massen, gleichzeitig wurde er 1958 vom Zentralkomitee für eine Übererfüllung des Plans ausgezeichnet und erhielt 1959 vom Gebietskomitee die Rote Fahne für Übererfüllung des Plans.
Das Leiden der Bauern
Jeder Einzelne aus der
Weitere Kostenlose Bücher