Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
Wangge eine Untersuchung durch. Hier hatte es ursprünglich 127 Haushalte mit 575 Personen gegeben, in den beiden Jahren waren 239 Menschen gestorben, 41,5 Prozent der ursprünglichen Gesamtbevölkerung, 18 Haushalte starben aus. In dem kleinen Ort Xiaolizhuang belief sich die Zahl der Toten auf 48, in Xiaoxuzhuang auf 49 Prozent. Nicht viel später erfuhr Liang bei einer Untersuchung in der Produktionsbrigade Sihe, dass in einigen Dörfern über 70 Prozent der ursprünglichen Gesamtbevölkerung gestorben war.
Mitte März 1960 starben zwei 12- bis 13-jährige Schüler, an die Mauer vor der Tür zum Klassenzimmer gelehnt, während einer Pause in der Grundschule Li Yao der Volkskommune Gucheng. Bei einem Regenschauer am 19. März wurden bei einer Untersuchung der wichtigsten Straßen im Graben 19 Hungerleichen entdeckt.
Nach den obigen Untersuchungen befand Liang Zhiyuan, dass kreisweit in den ländlichen Gebieten über 200000 Menschen eines unnatürlichen Todes gestorben und annähernd 30000 Haushalte vollständig ausgelöscht waren. Allein in der Volkskommune Guantang gab es über 400 Waisenkinder, von denen einige noch starben, nachdem man sie adoptiert hatte. Aus dem Kindergarten der Produktionsbrigade Schaftempel wurden elf Kinder adoptiert, von denen zehn verhungerten.
Zwischen Januar und Mai 1960 stellten die armen Bauern 28,25 Prozent der eines unnatürlichen Todes gestorbenen Bevölkerung, mittlere Bauern 12,5 und Grundbesitzer und reiche Bauern 44 Prozent. Auch einige in den Regionen sehr einflussreiche Personen sind hungers gestorben. Im Produktionsteam Housunwan starb die Mutter eines Märtyrers. Im Produktionsteam Mingwa verhungerte der bekannte Li Qindan (ein »hervorragendes Talent«, so der damalige akademische Grad, vom Ende der Qing-Zeit). Su Ruzhang, ein revolutionärer Kämpfer aus der Zeit des antijapanischen Widerstands, starb an Durchfall, nachdem er das Fleisch seiner Tochter verzehrt hatte.
Wie in anderen Gegenden auch haben viele Familien im Kreis Hao ihre Toten nicht gemeldet und weiter in den Volksküchen die Mahlzeiten für sie in Empfang genommen. An den Straßen, auf den Feldrainen, selbst in den Klassenzimmern der Schulen konnte man Leichen sehen, die zu begraben niemand die Kraft hatte.
Im Frühjahr 1960 hat man die Toten in dem Ort Xuezhuyuancun unter die Erde gebracht, indem man sie gleich wagenweise ankarrte.
Im Produktionsteam Gaofan hat man die nicht wenigen Leichen in einen ausgetrockneten Brunnen bei den Feldern geworfen. Im Oktober 1960 hat Liang Zhiyuan bei dem Ort Ji’nanyangzhuang sieben nur notdürftig an der Flussböschung verscharrte Leichen gesehen, deren Köpfe und Beine aus der Erde herausschauten.
Kreisweit ging die Zahl der Toten aufgrund des Verzehrs von giftigen wilden Gräsern und Pilzen in die Tausende. Im Produktionsteam Dingshuangmiao ist eine fünfköpfige Familie um Gao Sizeng aufgrund des Verzehrs von stinkenden Hanfsamen ausgestorben. Jedes Mal zu Beginn einer neuen Getreideernte kam es unter den Bauern, die zuvor gehungert hatten, wegen unmäßigen Essens und Trinkens ebenfalls zu recht vielen Toten. Im Mai 1960 sind zehn Menschen des Produktionsteams Zaozhuang wegen des übermäßigen Genusses von unreifem und rohem Weizen zu Tode gekommen.
Weitere Zerstörungen jenseits des Hungers
Während die Bauern um ihr Leben kämpften, schlossen die Parteikomitees auf allen Ebenen vor der Wirklichkeit die Augen und erlaubten keinen Rückkauf von Getreide. Erst im Frühjahr 1960 wurde damit begonnen, aber es gab pro Kopf und Tag nur etwa zwei Liang, also 100 Gramm. Den Bauern blieb nichts anderes übrig, als auswärts um Hilfe zu bitten. Doch solche Bittbriefe wurden als »konterrevolutionäre Dokumente« eingestuft und einige der Absender wurden ins Gefängnis gesteckt.
An Kreuzungen, auf Bahnhöfen, an den Kais der Häfen, überall gab es »Abratstationen«, an denen Leute Wache standen und die hungernde Bevölkerung daran hinderten abzuwandern. Das Personal der Abratstationen untersuchte Passanten, nahm Leibesvisitationen vor, beschlagnahmte, beschimpfte und schlug die Menschen, verhaftete sie und konfiszierte jede Form von Nahrungsmittel.
Der stellvertretende Sekretär der Produktionsbrigade Sihe, ein Mann namens Jiao, konnte die Einwohner eines kleinen, unter der Verwaltung der Produktionsbrigade stehenden Örtchens, es mögen gut 30 Leute gewesen sein, nicht leiden und stellte sich ihrem Mangel an Lebensmitteln, ihrem Hunger und ihren
Weitere Kostenlose Bücher