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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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begrenzte Anzahl von Gebieten reisen konnten, und wo sie hinkamen, dafür gesorgt, dass alles den Anblick von Wohlstand und Überfluss bot: Mädchen in hübschen Kleidern ruderten beschaulich und singend auf dem See, in den kleinen Geschäften am Wegrand gab es Lebensmittel in Hülle und Fülle. Das Provinzkomitee hatte die Gebiete, durch die die Gäste von außerhalb kamen, für die einheimischen einfachen Leute geschlossen. [346]  
    Aufgrund des Deckels, der auf alles gehalten wurde, konnte sich das Hungerproblem derart in die Länge ziehen und keiner Lösung zugeführt werden. Noch Ende Herbst 1961 war der Hunger entsprechend schlimm. In einem Bericht von Fuyang heißt es: »Die unzureichende Ernährung der kleinen Kinder sticht besonders ins Auge, viele haben Knochenerweichung und können weder stehen noch laufen.« [347]  
    Es gab immer mehr Tote und es wurde immer schwieriger, nichts nach außen dringen zu lassen. Ein Teil der Briefe, die die Situation in Anhui schilderten, haben das Zentralkomitee erreicht. Im April 1960 sind Liu Lisheng, Leiter des Untersuchungsbüros, und Zhang Min, Abteilungsleiter der Abteilung für Eingaben und Petitionen, vom Kontrollkomitee des Zentralkomitees nach Qianshan in Anhui geschickt worden, um die Lebenssituation der Massen zu untersuchen. Im August hat das Kontrollkomitee aus dem gleichen Grund Zhang Min und Cao Siheng in die Kreise Su, Xiao und Quanjiao geschickt. Im November wurde Li Hai in das Gebiet von Fuyang geschickt, um die Lage der Abwanderungen zu untersuchen. Da von den oberen bis zu den unteren Ebenen alles abgeschottet wurde, haben sie keinen Überblick über die Gesamtsituation in Anhui bekommen können. Im Dezember ist eine Arbeitsgruppe mit Wang Weigang, dem stellvertretenden Leiter des obersten Volksgerichts und Mitglied des Kontrollkomitees des Zentralkomitees, an der Spitze nach Anhui geschickt worden, um sich ein Bild über die Lage der Wassersuchterkrankungen zu machen. Schon kurz darauf haben Zeng Qingmei und der Gebietskomiteesekretär von Fuyang Dan Jingzhi, um die Wahrheit zu deckeln, dem Zentralkomitee über diese Arbeitsgruppe einen Bericht zugespielt, in dem es hieß, sie habe den Einflüsterungen übler Subjekte Vertrauen geschenkt. Die Arbeitsgruppe wurde zurückgerufen. [348]  
    Am 28. Dezember 1960 und am 3. Januar 1961 leitete Wang Congwu die Sitzungen des Kontrollkomitees des Zentralkomitees und hat die Berichte der nach Anhui gesandten Arbeitsgruppen gehört. Die Mitglieder der Arbeitsgruppen berichteten von den Existenzproblemen der Massen in allen Gebieten Anhuis, von den Gründen für das Geschehen und von der Abschottungspolitik des Führungspersonals in den entsprechenden Gebieten. Zeng Qinghai und Dan Jingzhi aus Anhui haben an diesen Sitzungen ebenfalls teilgenommen und hielten an ihrer Auffassung fest, die Schilderungen der Arbeitsgruppen entsprächen nicht den Tatsachen.
    Da das Provinzkomitee von Anhui die wahrheitsgemäße Schilderung der Zustände nicht zulassen wollte, wurden wieder Leute zum Zentralkomitee geschickt, die die Arbeitsgruppen anschwärzten, weshalb Wang Congwu, schon bevor die Arbeitsgruppen über ihre Arbeit berichten konnten, dem Leiter des Organisationsbüros des ZK An Ziwen Bericht erstattete. Anschließend haben Tan Zhenlin und Ke Qingshi gemeinsam Zeng Qingmei und Dan Jingzhi zu einem Gespräch aufgesucht und sie scharf kritisiert, woraufhin sie ihre Fehler auch eingestanden.
    Zwischen April und Mai 1961 hat das Kontrollkomitee des Zentralkomitees erneut Leiter des für die ländlichen Gebiete verantwortlichen Büros wie Li Jian und Zhang Min zu einer vertieften Untersuchung nach Anhui geschickt. Li Jian und die anderen haben sich über die Situation an der Basis ein direktes Bild gemacht und von den massenhaften Toten in Gebieten wie Bengbu und Fuyang erfahren. Der Sekretär des Kontrollkomitees von Bengbu Deng Yancai hat ihnen erzählt, dass im Gebiet Bengbu eine Million Menschen verhungert seien. Als Li Jian mit seinen Kollegen zur Provinz zurückkam, verlangte er, dass die Kontrollkommission dem Zentralkomitee die Situation wahrheitsgemäß schildern solle. Zeng Xisheng sichtete das Material von Li Jian, schlug mit der Faust auf den Tisch und schimpfte: »Die haben mit Spitzeln gearbeitet!« Der alte Rotarmist Weng Keye (stellvertretender Sekretär des Kontrollkomitees der Provinz) führte in Bengbu eine Untersuchung durch und hat seine Ergebnisse auch dem Provinzkomitee berichtet, aber das

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