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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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Hahnenberglandschaft, ein Ausläufer des Großen Bie-Massivs, ist in Xinyang. Die Menschen hier sprechen von den »drei blühenden Sonnen« der Provinz Hunan: Xinyang, Nanyang und Luoyang ( yang heißt Sonne), was darauf hinweist, dass diese drei Gebiete die besten wirtschaftlichen Voraussetzungen in der Provinz haben.
    Und in solch einem Gebiet sind zwischen Winter 1959 und Frühjahr 1960 mindestens eine Million Menschen verhungert, mehr als ein Achtel der Gesamtbevölkerung.
    Li Jian, der damals von dem Untersuchungskomitee des Zentralkomitees der KP Chinas (das heißt von dem Vorgänger des Disziplinarausschusses) nach Hunan zu einer Untersuchung geschickt worden ist, erzählte mir, dass es in drei Gebieten von Hunan die meisten Hungertoten gegeben habe, und diese Gebiete waren Xinyang, Nanyang und Xuchang. Damals war die Erschütterung, die von Xinyang und den »Ereignissen von Xinyang« ausging, besonders groß. [11]  
    Im September 1999 habe ich mich für Recherchen eigens nach Xinyang aufgemacht, um die Wahrheit über die »Ereignisse von Xinyang« zu erfahren, in meiner Begleitung befanden sich Gu Yuezhong, ein hochrangiger Journalist der Zweigstelle der Nachrichtenagentur Xinhua in Hunan, und Lu Baoguo, ein Reporter von Xinhua, der sich in den Hungerjahren oft in Xinyang aufgehalten hatte. Da Gu in diesem Gebiet gute Beziehungen hatte, hat uns das Stadtkomitee von Xinyang ausgesprochen herzlich empfangen. Doch als sie erfuhren, was das Thema unserer Recherche war, war ihnen das ausgesprochen unangenehm und sie ließen uns von der Propagandaabteilung zum Hahnenberg schicken, in der Hoffnung, dass wir uns dort ein paar Tage herumtreiben und dann wieder nach Hause gehen würden. Wir blieben einen Tag auf dem Berg und stiegen dann wieder hinab. Die Partei hatte einige Personen, die an den »Ereignissen von Xinyang« beteiligt waren (damalige Kader des Gebiets- und Kreiskomitees, alle bei bester Gesundheit) zu einer Konferenz zusammengerufen und in den Gemeinden eine Reihe von Bauern befragt. Als wir wieder in der Provinzhauptstadt Zhengzhou waren, haben wir das entsprechende historische Material gesichtet und konnten uns schließlich ein klares Bild darüber machen, was sich in Xinyang ereignet hatte.
    Unter politischem Druck
    Unter einem politischen System, wie es in China herrscht, wird unten nachgeahmt, was oben getan wird. Wenn oben politische Kämpfe stattfinden, wird es unten ebenfalls zu solchen Kämpfen kommen, und je weiter nach unten es geht, umso ausgedehnter und grausamer werden diese Kämpfe. Das war in diesen Jahren in Xinyang der Fall.
    Der Verurteilung von »Pan, Yang und Wang« in der Provinz Henan folgte die Kampagne gegen Rechtsabweichler auf dem Fuß. Am 11. November 1959 wurde im Kreis Guangshan eine erweiterte Versammlung des Kreiskomitees zur Kritik und Verurteilung von Zhang Fuhong, dem Sekretär des Kreiskomiteesekretariats, einberufen. Zhang Fuhong wurde »rechter Tendenzen« und »entarteter moralischer Verkommenheit« beschuldigt.
    Auf der Kritikversammlung hat der Kreiskomiteesekretär Ma Longshan als Erster Zhang einen Tritt versetzt, andere taten es ihm gleich und fielen mit Füßen und Fäusten über ihn her. Auf der erweiterten Versammlung des Kreiskomitees zwölf Tage später wurde Zhang Fuhong zwei Tage lang bekämpft. Man hat ihn blutig geschlagen, ihm einen Teil seines Haares ausgerissen, die braune Militäruniform, die er trug, wurde in Stücke gerissen, so dass er Schwierigkeiten hatte, sich fortzubewegen.
    Am 15. November übergab man ihn dem Kaderkampf der Volkskommune. Zu diesem Zeitpunkt durfte Zhang nur noch bäuchlings auf dem Boden liegen und die Leute, die ihn bekämpften, traten auf ihn ein.
    Am 16. wurde er noch einmal der Volkskommune übergeben und einen halben Tag bekämpft; er war schon fast tot, als man ihn schließlich in seine Wohnung zurückschleifte. Er hatte vollständig die Kontrolle über seine Körperfunktionen verloren, konnte nicht essen und nicht trinken.
    Am 17. hieß es, Zhang sei ein Simulant, und er wurde noch einmal bekämpft.
    Am 18. hieß es, er freue sich auf die Rückkehr von Tschiang Kai-shek. Parteikader zerrten Zhang Fuhong erneut aus dem Bett und bekämpften ihn abermals; als er nach Wasser verlangte, wurde ihm keines gegeben, und am Mittag des 19. November starb er schließlich. [12]  
    Wie mir Zhang Shufan, der Kommissar für das Gebiet Xinyang, aus dem Gedächtnis erzählte, hatte Ma Longshan, um das Hungerproblem der Bauern

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