Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
passend ist, wenn er weiter den Posten des Staatspräsidenten bekleidet«; gleichzeitig sollte die Rücktrittsforderung vom »Amt des Verteidigungsministers« an Peng Dehuai diskutiert werden. [381]
An der Sitzung nahmen teil: Mao Zedong, Liu Shaoqi, Zhou Enlai, Zhu De, Chen Yun, Lin Biao, Deng Xiaoping, Peng Zhen, Peng Dehuai, He Long, Luo Ronghuan, Chen Yi, Li Xiannian, Chen Boda, Ye Jianying und Huang Kecheng. Die Sitzungsteilnehmer waren einhellig der Überzeugung, Zhou Enlai und »die anderen müssen ihre Arbeit fortsetzen, es gibt keine Notwendigkeit für eine Veränderung.« [382]
Die Chengdu-Konferenz:
Die Generallinie nimmt Gestalt an
Die Chengdu-Konferenz vom 9. März 1958 war eine Großversammlung des Ständigen Ausschusses des Politbüros, nur eine Auswahl der Provinzkomiteesekretäre war dazu geladen worden. Während der gesamten Konferenz war Mao Zedong aufgekratzter Stimmung und hat die Berichte aus den einzelnen Provinzen ständig unterbrochen. Er allein hat in den 16 Tagen, die die Konferenz dauerte, sechs lange Reden gehalten. Wu Lengxi, der an der Konferenz teilgenommen hat, erzählt in seinen Erinnerungen, damals hätten »Maos Gedanken gesprudelt wie eine Quelle, sie hatten einen Atem wie ein langer Regenbogen, sie kamen aus lichter Höhe und hatten eine unwiderstehliche Wucht« [383] .
Aufgrund der Nanning-Konferenz vom Januar waren in sämtlichen Provinzen des Landes und von allen Ministerien des Zentralkomitees noch einmal die Planziffern erhöht und nacheinander in Richtung Mao Zedong Stellung bezogen worden. Wu Zhipu, der Provinzkomiteesekretär von Henan sagte: »Die Aufforderung des Vorsitzenden Mao zur permanenten Revolution hat theoretisch wie ideologisch die Frage gelöst, ob der Große Sprung möglich ist und ob man ihn wagen soll, und damit das philisterhafte ›Balancedenken‹ zerschlagen und den ›Widerstand gegen die Überstürzung‹ (die ein Widerstand gegen den Großen Sprung ist) in Stücke gerissen.« [384]
Die Chengdu-Konferenz folgte, wie die Konferenz von Nanning, dem gleichen Grundtenor: Der Widerstand gegen die Politik der Überstürzung wurde kritisiert, um das Denken weiter in Richtung »Anspannung aller Kräfte, Vorwärtsstreben und einen vermehrten, schnellen, guten und sparsamen Aufbau des Sozialismus« zu treiben. Da er sah, dass sich die ersten Wogen des Großen Sprungs bereits erhoben, hat Mao auf der Chengdu-Konferenz auch davon gesprochen, dass man die Planziffern nicht zu hoch ansetzen dürfe, man müsse auch noch etwas Luft lassen. Aber seine Haltung ging eindeutig in Richtung der Anspannung aller Kräfte, alles andere wurde als Taktik verstanden.
Er sagte, wenn man die beiden Wege vergleiche, die marxistische »Überstürzung« und den nicht-marxistischen »Widerstand« dagegen, für welche soll man sich dann entscheiden? In seinen Augen doch für die Überstürzung. Mao Zedong sprach davon, dass man Mut haben müsse, den Mut zu denken und den Mut zu handeln. Vor allem jungen Menschen hat er Mut gemacht: »Seit jeher waren es junge, unerfahrene junge Menschen, die ein neues Denken und neue Lehrmeinungen geschaffen haben. […] In der Geschichte haben immer die weniger Erfahrenen die Erfahrenen gestürzt.« [385]
Als diese Worte an der Basis ankamen, machte eine Menge unerfahrener junger Leute im Großen Sprung, was sie wollte; wenn es darum ging, eine politische Aufgabe zu erfüllen, haben sie auf nichts Rücksicht genommen und eine gewaltige zerstörerische Kraft entwickelt.
Mao Zedong sagte auf der Konferenz, ja, man müsse einen Großen Sprung nach vorn machen, aber das dürfe keine leere Parole sein, man müsse methodisch vorgehen und planvoll. Sonst habe man nur hohe Vorgaben, die man nicht erfüllen könne. Er sagte, es sei Subjektivismus, wenn einige Planziele nicht erreicht würden, aber wenn nicht gerade ein großer Schaden entstehe, müsse man niemandem zu sehr den Hosenboden strammziehen. Jetzt sei nicht die Zeit für eine kalte Dusche, jetzt sei die Zeit der realistischen Berichte und Worte.
Außerdem fand er, man müsse alle Kräfte anspannen, vorwärtsstreben zu »mehr, schneller, besser und sparsamer«, aber man dürfe nichts erzwingen, was nicht erreichbar sei. Jetzt herrsche ein Wind, ein Taifun der Stärke 10, dem dürfe man öffentlich nichts in den Weg stellen, das müsse man intern klären. Man müsse Schluss machen mit den gefälschten Erfolgsmeldungen, mit den Schaumschlägereien, man dürfe nicht
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