Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
antikonservativ.« [389]
Auf der Chengdu-Konferenz haben sich sämtliche Gegner der Überstürzungspolitik Mao unterworfen; die Nicht-Gegner und die Befürworter prahlten nacheinander mit ihren Erfolgen. Mit allen möglichen Schlichen und Tricks sind die Konferenzteilnehmer Mao entgegengekommen und haben sich bei ihm eingeschmeichelt und seine eigenen Vorstellungen immer weiter ins Extrem gesteigert.
Mao Zedong hat mehrfach von der »Anspannung aller Kräfte« gesprochen, vom »Vorwärtsstreben« und all den anderen Schlagworten und hat das alles zusammen dann als Generallinie bezeichnet.
Am 25. März hat das Zentralkomitee den »Berichtsentwurf« für die zweite Plenartagung der achten Vollversammlung den Konferenzteilnehmern zur Diskussion vorgelegt. In diesem »Berichtsentwurf« hat Mao Zedong einige Formulierungen geändert in: »Von heute an ist es unsere Aufgabe, die Mobilisierung aller aktiven Faktoren, wie sie die Parteizentrale und Mao Zedong vorgeschlagen haben, umzusetzen, auf die richtige Weise mit den Widersprüchen innerhalb des Volkes umzugehen, alle Kräfte anzuspannen, vorwärtszustreben und die Generallinie zum Aufbau des Sozialismus in größerem Umfang, schneller, besser und billiger umzusetzen und für eine Revolution in Technik und Kultur zu kämpfen.« Außerdem merkte er schriftlich an: »Dieses Dokument kann man benutzen. Ein wenig geändert. Oder muss noch ein wenig geändert werden, die Genossen Liu Shaoqi und Deng Xiaoping können das abwägen und in die Hand nehmen.« [390]
Unter den 34 Dokumenten, die auf der Chengdu-Konferenz verabschiedet wurden, war eines mit dem Titel: »Ansichten zu einer angemessenen Zusammenlegung der kleinen landwirtschaftlichen Genossenschaften zu großen Kommunen«, das auf das Aufkommen der Volkskommunen einen wichtigen Einfluss hatte.
Auf der Chengdu-Konferenz kam auch die Sprache auf ein anderes Problem: das Problem des Personenkults. Am 10. März sagte Mao Zedong: »Es gibt bei einigen Leuten ein sehr großes Interesse am Widerstand gegen den Personenkult.« Anschließend fuhr er fort:
»Es gibt zwei Arten von Personenkult: Eine ist die wirkliche Verehrung, wie die von Marx, Engels, Lenin und Stalin, diese Männer müssen wir verehren, für immer, es geht gar nicht anders. Die Wahrheit liegt in ihren Händen, warum sollte man sie also nicht verehren? Wir glauben an die Wahrheit, die Wahrheit ist eine Widerspiegelung unserer objektiven Existenz. Eine Klasse muss den Klassenleiter verehren, das geht gar nicht anders. Die zweite Art des Personenkults ist der falsche Personenkult, eine blinde Verehrung ohne Analyse.« [391]
Das System in der Mao-Ära bestand in der »Einheit von Politik und Lehre«. In diesem System vertrat der die Wahrheit, der die größte Macht hatte, der oberste Führer war die Inkarnation der Wahrheit. Wenn Mao Zedong für die Verehrung der Wahrheit eintrat, dann trat er in Wirklichkeit für eine Verehrung seiner selbst ein. In dieser Rede hat er sich außerdem eines Wortes von Lenin bedient: »Es ist besser, du bist der Alleinherrscher über die anderen, als dass sie es über dich sind.« Nach seiner Logik war die Alleinherrschaft vernünftig.
Mao Zedong trat für den Personenkult ein und die anderen verhielten sich loyal. Am 18. März hat Chen Boda diesen Personenkult in einer Rede als einen theoretischen Höhepunkt bezeichnet. Er sagte: »Man muss die notwendige Autorität und den Personenkult voneinander zu differenzieren wissen.« Nachdem er aus Engels Von der Autorität zitiert hatte, sagte er:
»Was den Marxismus angeht […] kann es kein Voranschreiten der Revolution geben ohne Autorität. Jede Klasse hatte zu jedem historischen Augenblick zentrale Persönlichkeiten und zentrale Gedanken, die die Masse vertraten. Marx und Lenin waren solche Persönlichkeiten und Genosse Mao Zedong ist in China solch eine Persönlichkeit. Er ist die zentrale Persönlichkeit des Denkens der proletarischen Klasse bei uns […] Das hat mit Personenkult nichts zu tun.«
Mao Zedong fragte dazwischen:
»Warum hat das nichts mit Personenkult zu tun? Wie soll das gehen ohne Personenkult? Du gibst Engels recht und bist doch gegen den Personenkult. Ich bin für den Personenkult. Das heißt, es ist die richtige Idee, dem zuzustimmen, und es ist falsch, dagegen zu sein.« [392]
Tao Zhu sagte:
»Dem Vorsitzenden muss man blind vertrauen.«
Ke Qingshi fand:
»Der Glaube an den Vorsitzenden Mao muss bis zum Aberglauben gehen, dem
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