Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
Leuten, die entschlossen an den Drei Roten Bannern festhielten. Ke Qingshi aus Shanghai und Li Jingquan aus Sichuan waren die beiden Säulen für Maos Macht in den Regionen. Unter den hohen Beamten aus Beijing haben Lin Biao und Kang Sheng Mao entschlossen gestützt. Der noch vor nicht allzu langer Zeit wegen seines Widerstands gegen die Politik der Überstürzung kritisierte Zhou Enlai stand dieses Mal fest an Maos Seite. Der Großteil der restlichen Beamtenschaft hat sich nach dem Wind gedreht und gesehen, wo er bleibt. Und dann waren da noch ein paar vereinzelte Personen, die hofften, in den zu erwartenden neuen politischen Kämpfen eine Aufstiegschance zu bekommen.
Am 28. Juni begab sich Mao Zedong nach Wuhan, von wo aus er am 29. mit dem Schiff nach Lushan fuhr. Anschließend hat er noch sein Heimatdorf besucht, das er vor 32 Jahren verlassen hatte.
Damals, so kann man sagen, brodelte es, das Volk war aufgebracht. Die Beamten in diesem tyrannischen System haben oft nur das Erfreuliche und nicht das Besorgniserregende nach oben berichtet, aber damals hat Mao Zedong doch viel Material in die Hand bekommen, in dem die Drei Roten Banner kritisiert wurden. Diese gesammelten Materialien waren die Arbeitsgrundlage der Lushan-Konferenz.
Im Mai 1959 haben über 80 Kreiskader von der Provinzkomiteeschule von Jiangxi während der Kampagne zur »freien Äußerung der Meinung« an den Drei Roten Bannern keinen guten Faden gelassen. Die Politabteilung der 42. Armee des Militärbezirks Guangzhou hat in einem Bericht vom Zentralkomitee verlangt, die Verantwortung für die Fehler zu übernehmen, die Liniencharakter trügen. Auch die Kader des Sekretariats des Staatsrats haben sich negativ zu den Volkskommunen, der großen Stahlaktion und anderem geäußert. Die Parteimitglieder auf allen Gebieten von Tianjin haben »relativ einmütig den Großen Sprung nach vorn abgelehnt«. Die Kritik der Verantwortlichen sämtlicher demokratischer Parteien an den Drei Roten Bannern wurde immer schärfer. Dieses Material ist auch bearbeitet worden; die Rufe der unteren Kader gegen die Drei Roten Banner waren in Wirklichkeit viel lauter, als es das Material wiedergibt.
Relativ viele Personen aus dem Umfeld von Mao Zedong hielten die Probleme des Jahres 1958 für äußerst gravierend. Vom 27. Juni bis zum 1. Juli sind die Führungspersonen des Zentralkomitees, die in Lushan die Konferenz abhielten, in einem Sonderzug von Beijing nach Wuhan gefahren und haben sich dann mit dem Boot nach Jiujiang begeben. Die Kader im Sonderzug haben offen miteinander geredet und der Große Sprung nach vorn von 1958 war ein wichtiges Gesprächsthema. Der Leiter des Propagandaministeriums des Zentralkomitees Lu Dingyi, in Personalunion auch stellvertretender Staatsratspräsident, und Peng Dehuai, der Verteidigungsminister, saßen zusammen. Lu Dingyi hatte bereits, bevor sie sich in die Berge begaben, auf Anweisung Zhou Enlais das Problem der Stahlaktion untersucht. Dabei hatte er Vieles entdeckt, was zur Besorgnis Anlass gab, wie die allseitigen Potemkinschen Dörfer, die schlimme Verschwendung, den massenhaften Einsatz der besten Arbeitskräfte für die Eisenverhüttung, die von den Feldern nicht eingebrachten Ernten und so weiter und so fort. [600]
Wie andere Teilnehmer der Lushan-Konferenz auch war Li Rui der Auffassung, dass es diesmal gegen linke Tendenzen gehen würde. Im April 2003 hat er dem Verfasser dieser Zeilen erzählt: »Selbst das Material, das Ke Qingshi in die Berge mitbrachte, war gegen links. Nach der Wende auf der Konferenz musste er es notgedrungen nach Shanghai schicken, um entsprechendes Material gegen rechts kommen zu lassen.«
Aber welche Gedanken haben Mao Zedong im Innersten bewegt? Wie es aussieht, ist diese Frage nicht so leicht zu beantworten. Mao sah die Krise, in der er steckte, und dass die Leute Fragen zu den Drei Roten Bannern stellten. Am Nachmittag des 10. Juli hat Mao Zedong eine Besprechung einberufen, ihm lag vor allem die Einschätzung der Lage am Herzen, wobei es im Wesentlichen um die Meinung zu den Drei Roten Bannern ging. Er mahnte: »Wenn wir uns in dieser Frage nicht einig sind, wenn wir innerhalb der Partei keine Solidarität herstellen können, dann ist das ein großes Problem, das die ganze Partei und das ganze Volk angeht.« [601] Anscheinend hatte Mao Zedong vor, einige konkrete Fehler zu korrigieren, aber gegenüber den Drei Roten Bannern erlaubte er keine kritischen Meinungen.
In den ersten
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