Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
bereits überschritten und von einem Ende war nicht die Rede. Immer kam Mao Zedong im letzten Moment mit einer Rede, gab der Konferenz eine neue Richtung, um seine plötzliche Attacke zu vereinfachen.
Kapitel 11
Bevölkerungsverluste während der großen Hungersnot
Während der großen Hungersnot hat die Regierung, da es sich um ein politisch äußerst sensibles Thema handelte, auf allen Ebenen die Zahl der Toten verheimlicht und heruntergespielt und kein vollkommen belastbares Material hinterlassen. Deshalb können Forscher im In- und Ausland zu diesem Problem nur Schätzungen abgeben.
Die Bevölkerungszahlen, die das staatliche Amt für Statistik verwertete, kamen vom Amt für Öffentliche Sicherheit und beruhten auf den Meldelisten der Haushalte. Das sind offizielle, vom Zentralkomitee und von der Regierung abgesegnete Zahlen, die, obwohl die Zahlen sehr viel niedriger liegen als die wirkliche Anzahl der Toten, doch, was die Veränderung der Bevölkerung angeht, in ihrer Tendenz glaubhaft sind. Nach dem statistischen Zahlenwerk hat die nominell von 1959 bis 1961 anhaltende Hungersnot in Wahrheit schon 1958 begonnen. Die Zahl der Toten war 1958 über- und die Geburtenrate unterdurchschnittlich. 1962 hat die Todesrate außer in Sichuan und anderen einzelnen Provinzen wieder den Normalstand erreicht, durch das nach der Hungersnot sich erholende Wachstum lag die Geburtenrate über normal.
Nach der Darstellung von Wang Weizhi, in diesen Jahren der zuständige Mann für Bevölkerungsstatistiken, war das statistische Zahlenmaterial aus diesen Jahren streng geheim und nur ein extrem ausgewählter Personenkreis bekam es zu Gesicht. Die Bevölkerungsstatistik von Shangdong haben nur fünf Personen je gelesen: der Sekretär des Provinzkomitees und sein Stellvertreter, der Provinzgouverneur und sein Stellvertreter und der Leiter des Amtes für Öffentliche Sicherheit. 1961 bekamen Zhou Boping und Chen Guodong vom Nahrungsmittelministerium und Jia Qiyun vom Amt für Statistik den Befehl, eine Statistik über Nahrungsmittel und Bevölkerungsveränderungen für jede Provinz zu erstellen. Die Gesamtbevölkerung Chinas war um mehrere zehn Millionen Menschen zurückgegangen. Dieses Material ist nur Zhou Enlai und Mao Zedong vorgelegt worden. Zhou Enlai hat nach Durchsicht Zhou Boping angewiesen, das Material sofort zu vernichten und nicht nach draußen dringen zu lassen. Die drei involvierten Personen haben gemeinsam die Zerstörung des Materials und der Druckplatten überwacht. Anschließend hat Zhou Enlai Zhou Boping auch noch angerufen und nachgefragt, ob alles zerstört worden sei. Erst als Zhou Boping positiven Bescheid gab, war Zhou Enlai beruhigt. [712] Danach sind nie wieder Bevölkerungszahlen veröffentlicht worden. Die Verwaltungen haben auf allen Ebenen die Zahl der Toten mit Gewalt verheimlicht oder heruntergespielt. Damit haben sie nicht nur die Verantwortung der leitenden Kader verringert, sondern konnten auch die Rationen der bereits Gestorbenen einsacken.
Bei der dritten Volkszählung 1982 wurden auch die Zahlen der ersten beiden Volkszählungen von 1953 und von 1962 veröffentlicht. Die Gesamtbevölkerung war 1960 um 10 Millionen zurückgegangen (1959 lag sie bei 672 Millionen, 1960 bei 662 Millionen). [713]
Professor Zhang Qingwu von der Hochschule für Öffentliche Sicherheit hat zwischen 1955 und 1986 die Arbeit der Bevölkerungsstatistiken für das Amt für Öffentliche Sicherheit gemacht. Er hat dem Verfasser dieses Buches erzählt, dass die Zahlen des Amtes von den einzelnen Zweigstellen in den verschiedenen Provinzen nach oben gemeldet worden sind, und diese Zweigstellen bezogen ihre Zahlen aus den Ämtern für Öffentliche Sicherheit, also den Polizeistationen in den verschiedenen Kreisen. Und die Zahlen der Kreise kamen wiederum von weiter unten. Was von unten gemeldet wurde, das wurde festgehalten. Außer bei offensichtlichen technischen Fehlern haben die drei Ebenen der Ämter für Öffentliche Sicherheit diese Zahlen nicht mehr geändert.
Da die unteren Kader Angst hatten, die politische Verantwortung für zu viele Tote tragen zu müssen, waren sie nicht gewillt, die wahren Zahlen zu melden. Dazu kam, dass jede Person eine Essensration bedeutete und jeder Tote eine Essensration weniger. Auch deshalb lag die Zahl der gemeldeten Toten tendenziell niedrig.
1983 wurden außerdem Zahlen für die Gesamtbevölkerung und die Todes- und Geburtenraten in den verschiedenen Jahren
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