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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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Tagen folgte die Konferenz dem Motto: »Unbefangen alles sagen, jede Meinung vorgetragen«, man bezeichnete sich selbst als die »Konferenz der Weisen« und besprach eine Menge Probleme, die der Große Sprung mit sich gebracht hatte. Wollte Mao sich ernsthaft Kritik anhören? In einer Rede vom 23. Juli hatte er sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, was er von Kritik hielt:
»Eine hochentwickelte Genossenschaft (jetzt heißt das Produktionsteam) ein Fehler, über 700000 Produktionsteams einige zehntausend Fehler, die man melden muss, und die Meldungen werden in einem Jahr auch nicht aufhören. Was soll man davon halten? Der Staat müsste bankrott sein. Und wenn der Imperialismus nicht kommt, dann müssen auch die Bauern Revolution machen und uns alle zum Teufel jagen. […] Wenn wir zehn Dinge tun und davon sind neun falsch und wir melden das nach oben, dann ist das das Ende, dann muss das das Ende sein. Also werde ich mich aufmachen, ich gehe in die ländlichen Gebiete, ich stelle mich an die Spitze der Bauern und stürze die Regierung. Und wenn ihr von der Volksbefreiungsarmee nicht mitkommt, dann rufe ich die Rote Armee und organisiere eine neue Befreiungsarmee. Aber ich glaube, die Volksbefreiungsarmee wird mich nicht im Stich lassen.« [602]  

    Aber wenn Mao Zedong grundsätzlich dagegen war, das Jahr 1958 zu kritisieren, warum hat er dann die »Konferenz der Weisen« abhalten lassen? Er wollte die Schlangen aus ihren Höhlen locken. Das hatte er 1956 schon einmal getan, und das Ergebnis war ein voller Erfolg gewesen. Auf einer Konferenz im März, April 1959 in Shanghai hatte Mao Zedong groß von Hai Rui gesprochen, den Geist Hai Ruis beschworen und die Biographie Hai Ruis von Wu Han Peng Dehuai zuschicken lassen. Und es war auf der gleichen Konferenz, auf der er auch auf Peng Dehuai zu sprechen kam: »Ich werde von vielen Menschen gehasst, vor allem vom Genossen Peng Dehuai, er hasst mich bis aufs Blut; und wenn nicht aufs Blut, dann irgendwie sonst. Meine Politik gegenüber dem Genossen Peng Dehuai ist folgende: Wer mich nicht angreift, den greife ich nicht an. Wer mich angreift, den muss ich angreifen. Und das ist nicht nur mit Peng Dehuai allein so, mit anderen Genossen verhält es sich genauso.« [603]  
    Wie man sich erzählt, hat Mao einmal lachend zu Peng gesagt: »Chef, lass uns eine Vereinbarung treffen! Wenn ich tot bin, zettelst du keine Revolte an, in Ordnung?« [604]   Auf der Lushan-Konferenz hat Mao Zedong zunächst Peng Dehuai zu einem »Angriff auf seine Person« verlockt, dann hat er seinerseits schweres Geschütz gegen Peng aufgefahren.
    In den ersten Tagen der Konferenz hat Wu Zhipu, der erste Sekretär des Provinzkomitees von Henan in einer Rede zugegeben, dass der Wind des Kommunismus und der Schaumschlägerei in Henan sehr stark sei und das ganze Land in Mitleidenschaft ziehe, wofür er sich bei allen Provinzen entschuldige.
    Der erste Sekretär des Provinzkomitees von Hubei sprach über die Lage in seiner Provinz, er war sehr gedrückter Stimmung.
    Der erste Sekretär von Hunan war der Auffassung, die Gesamtsituation gebe nicht zu großem Optimismus Anlass.
    Viele nahmen den Großen Sprung nach vorn in Schutz, haben häufig die Reden der Kritiker unterbrochen, was zur Folge hatte, dass sich einige, die Kritik äußern wollten, unter Druck gesetzt fühlten. Unter denen, die die Redenden unterbrachen, waren Leute wie Generaloberst Luo Ruiqing und der stellvertretende Staatspräsident Tan Zhenlin.
    In den Konferenzmaterialien gab es einige Blätter, die sich gegen die Drei Roten Banner aussprachen. Mao hat diese Blätter ohne weiteren Kommentar an die Konferenzteilnehmer ausgegeben. Einige der Teilnehmer haben die Ansicht noch bekräftigt, dass die »Lushan-Konferenz gegen links vorgehen muss«. In Wirklichkeit verfolgte Mao auch mit diesen Dokumenten das Ziel, die Schlangen aus ihren Löchern zu locken. Mao hat am 10. und am 16. Juli jeweils ein paar seiner »rechten Freunde« wie Zhou Xiaozhou, Zhou Hui, Li Rui zu einem Gespräch gebeten. Die Unterhaltung fand entspannt und in guter Stimmung statt. Li Rui in seiner Naivität hatte das Gefühl:
    Mittsommers in den Bergen Frühlingswind,
    Gespräche, was im Herzen plagt.
    Noch einmal wir im Haus zusammen sind,
    Und jeder hat, was nötig, frei gesagt.
    In Wirklichkeit hat Mao auf diesen beiden Gesprächen die Feuerkraft seiner Gegner ausgekundschaftet.
    Es hieß, die Konferenz dauere einen halben Monat. Jetzt war der halbe Monat

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