Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
49,588 Millionen Menschen beeinflusst.
Tab. 11.6
Korrekturen der Gesamtbevölkerungszahlen von Jiang Zhenghua (in 10000)
Jahr
Geschätzte Bevölkerung Jahresende
Geschätzte Bevölkerung Jahresmitte
1954
60310
59468
1955
61484
60785
1956
62636
61873
1957
63893
63057
1958
64829
64354
1959
65476
64999
1960
65239
65504
1961
64926
64932
1962
66760
65489
1963
68749
67603
1964
70400
69461
1965
72358
71263
1966
74325
73356
Quelle: Yuan Yongxi (Hrsg.), Die Bevölkerung Chinas – Eine Zusammenfassung, Chinesischer Verlag für Wirtschaft und Finanzen, 1986, S. 618.
Unter welchem Blickwinkel man auch mit den Daten Jiang Zhenghuas Berechnungen anstellt, man kann nicht auf die von ihm angegebenen 17 Millionen nicht natürlicher Todesfälle kommen, die Diskrepanzen bei der Probe, die ich gemacht habe, sind besonders groß. Bereits im Juni 2002 hatte ich dies Jiang Zhenghua mit der Bitte um eine Stellungnahme in einem Brief mitgeteilt, bekam aber keine Antwort. Damals war ich so frei zu vermuten, dass die Zahl der nicht natürlichen Todesfälle, die Jiang zunächst berechnet hatte, zu weit über den Zahlen des Staatlichen Amtes für Statistik lagen und er die politischen Risiken reduzieren wollte. Unter den drei verschiedenen Datengruppen zeigen die Zahlen aus dem Jahrbuch , die am ehesten offiziellen Charakter haben, die höchste Rate von natürlichen Todesfällen, womöglich aus der gerade angestellten Überlegung heraus. Immerhin hat er seine Berechnungen in staatlichem Auftrag erstellt!
Im Juni 2005 habe ich erneut einen Brief an Jiang Zhenghua geschickt und am 19. Oktober ein Antwortschreiben bekommen (von Hand geschrieben, mit einem Briefkopf des Ständigen Ausschusses des nationalen Volkskongresses, der Name des Empfängers oben war schwarz, augenscheinlich hatte er mir eine Kopie des Briefes geschickt):
»Genosse Jisheng,
es tut mir leid, dass ich erst jetzt dazu komme, Ihr Schreiben zu beantworten!
Die Frage nach den Schwankungen der chinesischen Bevölkerung in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit ist eine Frage, für die sich das In- wie das Ausland gleichermaßen interessiert; es handelt sich hierbei um einen Abschnitt der Geschichte, den auch wir historisch zu klären uns verpflichtet fühlen sollten. Ausländische Forscher gehen bei ihrer Berechnung der nicht natürlichen Todesfälle dieser Jahre von den Sterberaten von 1957 oder früher und von den Sterberaten um das Jahr 1964 herum aus und berechnen aus der Differenz aus dem Niveau der natürlichen Todesfälle für diesen Zeitraum und der realen Sterberate die Zahl der nicht natürlichen Todesfälle. Diese Schätzungen machen zwei grundlegende Fehler: Erstens, die Sterberaten differieren von Jahr zu Jahr, vermittels von Gesamtsterberaten ist es nicht möglich, auf den Einfluss von Veränderungsmodellen der Sterberaten der Jahre zwischen 1957 und 1964 zu schließen. Bei dem damaligen Niveau der Sterberaten ist die Rate der betroffenen Säuglinge und Kinder relativ schnell gefallen, bei anderen Altersgruppen fiel die Veränderung der Sterberaten relativ gering aus oder sie blieb ganz aus. Zweitens, unter den nicht natürlichen Todesfällen gab es einen relativ hohen Anteil von alten Menschen, weil diese Bevölkerungsgruppe die ungünstigen Lebensumstände besonders schwer trafen und sie am wenigsten die Möglichkeit hatten, dem ungünstigen Umfeld zu entfliehen. Deshalb liegen die Berechnungsergebnisse einiger Forscher höher als die wirklichen Zahlen. Wir haben durch die Volkszählung 1982 relativ gutes Datenmaterial erhalten. Nach der vierten und fünften Volkszählung haben wir die Daten analysiert und festgestellt, dass sie nicht so gut waren wie bei der dritten Volkszählung von 1982, weshalb ich persönlich dieses die Sterberate nach Jahren aufschlüsselnde Material bis heute für das belastbarste halte. Wir haben mit den Daten von 1982 nach Jahren differenzierte Lebenstabellen erstellt, anhand derer wir, was die Methodik angeht, viel strenger als die ausländischen Forscher die Differenz zwischen der allgemeinen Sterberate und der Rate nicht natürlicher Todesfälle zwischen 1957 und 1964 errechnet haben; die Überlegenheit unserer Berechnungen verdanken wir der großen Unterstützung des Genossen Chengrui, der uns seine persönlichen
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