Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
Vom Netzwerk:
Entsendung von über 900 Spezialisten nicht vorzunehmen. [779]   An dieser Stelle muss man darauf hinweisen, dass die Sowjetunion zwar die Verträge über Experten und technisch-wissenschaftliche Zusammenarbeit zerriss, diese aber mit der Landwirtschaft nichts zu tun hatten. Außerdem geschah das im zweiten Halbjahr 1960, damals wütete die Hungersnot bereits über ein Jahr. Die Hungersnot in China den sowjetischen Vertragsbrüchen anzulasten, entbehrt jeder realen Grundlage. Hat nun die Tatsache, dass die Sowjetunion ihre Schulden in China eintrieb, zu den Hungertoten geführt? Auch das ist nicht der Fall. Den Abkommen entsprechend musste China seine Schulden bei der Sowjetunion bis 1965 ausgeglichen haben. 1964 hat China die Schulden, die es bei der Sowjetunion hatte, vorzeitig, vollständig und mit Zinsen getilgt. Vor dem Oktober 1965 wurden zudem auch der Kredit für Rübenzucker und die Handelsschulden getilgt. Dass China seine Schulden vor der Zeit tilgte, hat Mao Zedong selbst angestrengt, um »zu zeigen, was er wert war«.
    Als die Sowjetunion beschloss, ihre Experten aus China abzuziehen, stellte Mao Zedong die Frage nach der Eigenständigkeit und wies Zhou Enlai an, einmal auszurechnen, wie viele Jahre man brauche, um die Schulden an die Sowjetunion zu begleichen. Zhou Enlai sagte, wenn man von acht Milliarden Rubeln und davon ausgehe, dass wir in der Vergangenheit jedes Jahr 500 Millionen zurückgezahlt haben, würde es entsprechend 16 Jahre dauern, die Schulden zurückzuzahlen.
    Auf einer Sitzung des Politbüros sagte Mao Zedong, die Zeit in Yan’an sei so schwierig gewesen, sie hätten Chili gefressen und davon sei auch keiner gestorben, jetzt gehe es allen viel besser als damals, man müsse den Gürtel einfach ein wenig enger schnallen und sich anstrengen, die Schulden innerhalb von fünf Jahren zurückzuzahlen. Die Politbürositzung hat diese Entscheidung diskutiert und verabschiedet. Daraufhin hat jede Provinz eine kleine Außenhandelskommission gebildet und Dinge zur Rückzahlung der Schulden herausgepresst. [780]  
    Am 31. Dezember 1964 sagte Zhou Enlai voller Stolz: In einer wirtschaftlich schwierigen Zeit »haben wir nicht nur keinen Fen ausländisches Geld aufgenommen, sondern auch noch Schulden aus der Vergangenheit im Wesentlichen abgelöst […] die Restsumme von 17 Millionen neuen Rubeln haben wir bereits vorgeschlagen über den Handelsüberschuss mit der Sowjetunion zu einem gewissen Teil vorzeitig zurückzuzahlen. Doch nicht nur das, wir haben noch Kapital und Waren in einem weit höheren Wert als die rückerstatteten Kredite zur Unterstützung sozialistischer und demokratischer Staaten aufgebracht.« [781]   Im Gesamttext des »Arbeitsberichts der Regierung« heißt es: »Bis Ende 1964 liegen nach Schätzungen unsere Ausgaben für Auslandsunterstützungen bei 6,67 Milliarden Yuan, davon fallen auf den Zeitraum zwischen 1961 und 1964 3,55 Milliarden oder 53 Prozent.« Doch gerade dass »Kapital und Waren in einem weit höheren Wert als die rückerstatteten Kredite zur Unterstützung sozialistischer und demokratischer Staaten aufgebracht« wurden, beweist, dass die Schulden keine große Belastung waren, und es beweist weiter, dass ihre Rückzahlung mit der Hungersnot im eigenen Land nichts zu tun hatte.

Kapitel 13
    Warum hat die Hungersnot nicht zu Aufständen geführt?
    In der chinesischen Geschichte haben große Hungersnöte oft zu heftigen Protesten bei den Bauern geführt. Einige haben sogar große Bauernaufstände heraufbeschworen, die Dynastiewechsel zur Folge hatten. Die Hungersnot in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts erreichte ein nie dagewesenes Ausmaß. Warum ist es hier nicht zu gewaltigen Erschütterungen der Gesellschaft gekommen?

Die gesellschaftliche Sicherheitslage in den
Jahren der Hungersnot
    Zwischen 1958 und 1962 hatten laut Statistiken aus einem Gebiet in der Nähe der Stadt Baoji in Shaanxi von den 116 Fällen von »reaktionären Parolen« und Briefen 50 Prozent mit dem Nahrungsmittelproblem zu tun, [794]   was dem strengen Regiment der Regierung und dem Leiden des Volkes, dem Hunger überall und der dramatischen Zunahme der Unzufriedenheit der Massen mit der Regierung zuzuschreiben war. In der Zeit der Hungersnot verschlechterte sich die Sicherheitslage der chinesischen Gesellschaft, es kam zu kleineren Unruhen und Aufständen, die Menschen aus den Grenzgebieten wanderten in Massen ab, die Kriminalitätsrate nahm zu. Aber es ist nicht zu

Weitere Kostenlose Bücher