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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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Kreis Xincai, wo auch nicht wenige Menschen zu Tode kamen, und es kamen auch viele Verwandte zu ihm nach Hause. Er kannte die wirkliche Lage genau, aber je länger die Kampagne gegen rechte Tendenzen lief, umso mehr steigerte er sich in sie hinein. Nach den Ereignissen von Xinyang war er noch immer der stellvertretende Gebietskomiteesekretär.
    Doch erst als Yu Dehong und andere beim Provinzkomitee seine Verantwortung für die Ereignisse in Xinyang einklagten, hat das Provinzkomitee ihm einen Verweis erteilt und ihn versetzt.
    Als in Xinyang die Menschen in Massen verhungerten und Kannibalismus sich immer weiter verbreitete, propagierte die Henan ribao [Henan Tageszeitung] weiter, wie gut die Lage doch sei, und veröffentlichte in Folge sieben Artikel, in denen das »Voranrücken Richtung Kommunismus« propagiert wurde.
    Yu Dehong erzählte, damals hätten in den Getreidespeichern von Xinyang über eine Milliarde Pfund Getreide gelagert, insgesamt seien in diesem Jahr über 2,9 Milliarden Pfund produziert worden, das mache vier Milliarden Pfund. Wenn man die Speicher geöffnet und das Getreide verteilt hätte, hätte niemand verhungern müssen. Später habe Xinyang selbst die Speicher offengelassen, da sei kein Getreide von außerhalb dabeigewesen. Die hungernde Bevölkerung habe die vollen Getreidespeicher vor Augen gehabt, aber niemand sei auch nur auf den Gedanken gekommen, die Speicher zu plündern. Ein paar Bauern hätten davor gesessen und gewartet, dass die Regierung sie öffnet; sie saßen also vor vollen Speichern und schrien: »Rette uns, Kommunistische Partei, Vorsitzender Mao, rette uns!« Es seien tatsächlich Menschen vor den vollen Getreidespeichern verhungert.
    General You Taizhong stammte aus dem Kreis Guangshan; in seiner Heimat sind die meisten Menschen verhungert. Als er von einem Besuch bei seiner Verwandtschaft zurückkam, sagte er bei seiner Truppe die Wahrheit und wurde prompt kritisiert. Der Provinzgouverneur von Hubei Zhang Tixue stammte aus Balifan im Kreis Xin, er hatte in seiner Familie Tote zu beklagen, doch als er nach einem Besuch die wahre Situation schilderte, blieb das ohne Wirkung.
    Nun, wie viele Menschen insgesamt sind in Xinyang verhungert? Die Untersuchungskommission des Zentralkomitees zitiert eine Statistik des Gebietskomitees vom 8. Juni 1960, derzufolge zwischen Oktober 1959 und April 1960 in der Präfektur Xinyang die Gesamtzahl der Toten bei 5,92 Prozent der Bevölkerung lag, davon seien 1,96 Prozent eines natürlichen Todes gestorben.
    Das Provinzkomitee von Henan schreibt im November 1960 in einer Untersuchung der Ereignisse in Xinyang: »Einer Statistik aus dem Oktober dieses Jahres zufolge starben zwischen dem vergangenen Winter und Frühling 549171 Personen, das macht 6,54 Prozent der Gesamtbevölkerung des Landstrichs von 8,4 Millionen […] In den 4473 Produktionsteams des Gebietes sind 520 Produktionsbrigaden, in denen über 20 Prozent der Gesamtbevölkerung gestorben sind, darunter sind einige, in denen über 50 Prozent den Tod fanden. Im Kreis Guangshan starben 97154 Personen, das sind 19,87 Prozent der Gesamtbevölkerung, vollständig ausgelöscht wurden 5639 Haushalte.« [42]  
    Xu Zirong, stellvertretender Leiter des Amtes für Öffentliche Sicherheit, sagte auf der Versammlung des ständigen Ausschusses des Provinzkomitees von Henan am 6. Dezember 1960: »Die Gesamtzahl der Toten steigt weiter an, der Schaden ist wirklich schlimm, von acht Millionen Leuten ist in etwa ein Achtel gestorben.« [43]  
    Die Leute, die die Ereignisse von Xinyang selbst miterlebt haben und die ich befragt habe, waren fast einhellig der Auffassung, dass damals wenigstens eine Million Menschen eines nicht natürlichen Todes gestorben sind.
    Tausendfacher Totschlag
    Es ist hier bereits darauf hingewiesen worden, dass während der Kampagne gegen die Verheimlichung der wahren Erträge eine nicht geringe Zahl von Menschen erschlagen worden ist. Darüber hinaus wurden auch Bauern, die vor Hunger nicht mehr ein noch aus wussten, totgeschlagen, wenn sie heimlich etwas aßen. Wer bei der Wahrheit blieb, wer der Obrigkeit nicht gehorchte, musste damit rechnen, totgeschlagen zu werden. Der Generalsekretär des Provinzkomitees von Hunan Yang Weibing hat folgende Zahlen geliefert: In den beiden Kreisen Guangshan und Huangchuan kam es zu 2104 Fällen von körperlicher Misshandlung mit Todesfolge, allein in Huangchuan wurden 254 Personen zu Krüppeln geschlagen. Unter den 1008

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