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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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Gao Hongwen von der Produktionsgruppe des Gao-Hofs hatte drei Kinder. Er ist nach Guangmingxiang zum Bau der Eisenbahn gegangen, seine Frau hat die drei Kinder gekocht und gegessen. Es gab eine Menge Leute, die sich draußen von den Toten ein Stück Fleisch abschnitten, von den Oberschenkeln oder vom Gesäß, die Hungertoten waren sehr abgemagert und hatten nicht viel Fleisch. An ihnen wurde so viel herumgeschnitten, dass von manchen nur noch die Knochen übrig waren. Damals wurde meist nur Fleisch von Toten gegessen. Die Leichen, die draußen lagen, verwesten in der Kälte ja nicht.«

    Yu Wenhai erzählte, nach Ende des Winters seien die Toten alle in einer Grube am Rande des Dorfes begraben worden. Er hat mich zu dem Graben hingeführt und ihn mir gezeigt. Ich schaute in Richtung seines ausgestreckten Fingers, es war ein weiter Flecken Erde, dicht bewachsen mit Getreide, von irgendwelchen Spuren war nichts zu sehen. Niemand hätte gedacht, dass hier unter diesem erstaunlichen Stück Grün die Leichen von ein paar hundert Hungertoten lagen! Dennoch, in der Nähe des ursprünglichen Grabens haben die Leute ein paar Bäume gepflanzt, die schon sehr hoch gewachsen sind. Nur diese großen Bäume, die ihre Nahrung aus den Leichen von Verhungerten sogen, erinnern noch an das historische Geschehen.

    Im Archivmaterial der Provinz Henan sind Aufzeichnungen über sehr viele der Hungertoten erhalten geblieben.
    Eine Arbeitsgruppe berichtete am 18. Juni 1960, [37]   dass sich zwischen Oktober 1959 und April 1960 die Gesamtzahl der Toten im Gebiet von Xinyang auf 436882 Tote belaufen habe. Das waren 5,92 Prozent der ehemaligen Gesamtbevölkerung. Die Zahl der eines natürlichen Todes Gestorbenen liege bei 1,96 Prozent. Nach Untersuchungen der Arbeitsgruppe könnte die wirkliche Zahl der Toten noch etwas höher liegen.
    Im Bericht heißt es weiter, unter den Toten seien mehr Männer als Frauen. Unter den Arbeitskräften im besten Alter habe es besonders viele Tote gegeben. Als Folge davon gab es sehr viele Waisenkinder. Alleine in der Volkskommune 1. Juli im Kreis Gushi gab es über 370 Waisen, in der Volkskommune Sanpise im Kreis Huangchuan waren es über 200.
    Im Bericht heißt es weiter, in jedem Gebiet seien Familien ausgestorben. Nach Statistiken der fünf Produktionsbrigaden der Volkskommune Renhe im Kreis Huangchuan waren etwa 10 Prozent der ehemaligen Haushalte ausgestorben. Die Produktionsbrigade Chenwan legte die ursprünglich 51 Dörfer zu 41 zusammen, weil die Zahl der Toten so hoch war.
    Weiter heißt es, von den einfachen Kommunemitgliedern seien im Verhältnis viel mehr Menschen gestorben als von den Basiskadern und ihren Familienangehörigen. Nach Statistiken der Volkskommune Qiaogou im Kreis Huaibin starben 8,8 Prozent der Kader und 26,7 Prozent der Kommunemitglieder aus der Produktionsbrigade Wanwei und den Produktionsgruppen; aus der Produktionsbrigade Zuowei fanden 11,8 Prozent der Kader und 15,24 Prozent der Mitglieder den Tod. In der Produktionsbrigade Yangbo der Kreisvorstadt-Volkskommune gab es 156 Haushalte, in 31 von ihnen waren keine Toten zu beklagen, davon waren 13 Kaderhaushalte, vier von Küchenangestellten und ein Müllerhaushalt. Das Produktionsteam Qiandian dieser Produktionsbrigade bestand aus 31 Haushalten, in sechs Haushalten gab es keine Toten, fünf davon waren Kader und einer ein Küchenangestellter.
    Unter den Mitgliedern der »Fünf dunklen Elemente« (das waren die in den politischen Kampagnen als Grundbesitzer, reiche Bauern, Konterrevolutionäre, üble Elemente und Rechte gebrandmarkten Menschen) gab es mehr Tote als unter den arbeitenden Massen. Nach Statistiken der oben erwähnten Produktionsbrigade Zuowei waren 13 Prozent der Toten dort arme Bauern, aber 31 Prozent Großgrundbesitzer und reiche Bauern.
    In Xinyang kam es zwischen Oktober 1959 und Januar 1960 zu den meisten Todesfällen. In einem Bericht [38]   der kleinen Untersuchungsgruppe der Volkskommune Sanpise des Kreises Huangchuan, die zu einer gemeinschaftlichen Untersuchungskommission von Provinz, Gebiet und Kreis gehörte, heißt es:
»Zwischen Oktober 1959 und April 1960 sind in der gesamten Volkskommune 6668 Personen gestorben, das sind 14,5 Prozent der Gesamtbevölkerung; zu der Kantine von Klein-Huangying der Produktionsgruppe Huangying der Produktionsbrigade Dian gehörten vier Dörfer mit 21 Haushalten und 96 Personen, davon sind 50 ums Leben gekommen, das sind 53 Prozent der

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