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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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verhungert waren. Wir schätzen, dass im Kreis Xi zwischen 120000 und 140000 Menschen ums Leben gekommen sind. Nach der Statistik des Kreisamtes für Öffentliche Sicherheit waren es 130000. Nach dem Tod so vieler Menschen wurden die kleineren Ortschaften zusammengelegt – im ersten Halbjahr 1959 gab es noch 5489 kleinere Ortschaften, heute sind es nur noch 4805, das ist ein Minus von 639. […]
Zhang Wenru von der Produktionsbrigade Wenquanzi der Volkskommune Zhangtao hat im November des vergangenen Jahres außerhalb Fleisch von menschlichen Leichen als Rindfleisch verkauft, das Pfund für drei Jiao. Als das entdeckt wurde, hat man ihn totgeschlagen.
Der arme Bauer Li Shiping, sein Sohn Li Xinquan und seine Tochter Liu Xiaoni sind nachts auf dem Friedhof beim Leichenausgraben mit dem mittleren Bauern und Volkskommunemitglied Wang Zhenyu in Streit um einen Kadaver geraten, Vater und Sohn Li haben Wang Zhengyu totgeschlagen und seinen Leichnam mit nach Hause genommen, ihn gekocht und gegessen. Die örtlichen Kader kamen dahinter und haben die Lis mit dem Rücken eines Messers solange gegen den Kopf geschlagen, bis diese starben. […]
Chen Dengchang war ein Mann von 38 Jahren, gehörte zur Volkskommune Xiangdian im Kreis Xi und stammte von mittleren Bauern ab. Am 29. November des vergangenen Jahres hat er seine schwer erkrankte Tochter erwürgt, sie gekocht und gegessen. Am 2. Mai hat er die Leiche eines zwei Jahre alten Jungen aus seiner Produktionsbrigade gegessen, er wurde zu 20 Jahren verurteilt und ist im Gefängnis gestorben.« [40]  

    Dass die Kader mehr besaßen und mehr zu essen hatten als alle anderen, war relativ verbreitet. Ein Mitglied des Produktionsteams Qiandian der Produktionsbrigade Tangpo aus dem Kreis Huaibin erzählt: »Wir waren vor Hunger aufgedunsen und die Kader vom Fressen.«
    Es war in diesem Produktionsteam, dass in der ersten Oktoberhälfte pro Kopf eine Ration von einem halben Pfund Süßkartoffeln ausgegeben wurde, zusätzlich gab es für jeden Erwachsenen eine ganze, für Kinder eine halbe Schale Kartoffelblätter; zwischen dem 21. Oktober und dem 25. November gab es dann pro Kopf noch 200 Gramm Süßkartoffeln und eine kleine Menge Kartoffelblätter, zwischen dem 26. November und der ersten Dezemberhälfte gab es nur noch Blätterkohl, für Erwachsene eine Schale, für Kinder eine halbe; Mitte Dezember gab es pro Kopf nur noch alle fünf Tage etwas zu essen, danach waren die Kantinen für fünf Tage geschlossen. In einer solchen Situation wurde 20 Tage gegen die Dürre gekämpft, und man schlief jeden Tag nur noch zwei, drei Stunden. [41]  
    Im »Untersuchungsbericht über die Todesfälle infolge fehlerhafter Lebensführung in der Volkskommune Tiaolin im Kreis Huangchuan« heißt es, die Zahl der Toten in der Produktionsbrigade Hepi im Kreis Huangchuan liege bei 24,9 Prozent, davon seien 49 Prozent Arbeitskräfte. Unter den Kadern der 60 Produktionsteams der Brigade habe es nur zwei Tote gegeben (die Massen vermeldeten, es habe sich um zwei gute Kader gehandelt, die nicht mehr besessen und auch nicht mehr zu essen gehabt hätten als alle anderen). Unter sämtlichen Kadern von 23 Produktionsbrigaden habe es keinen Toten gegeben, auch sei es bei keinem zu Wassersucht gekommen (spätere Untersuchungen ergaben, dass die Brigadekader seit vergangenem Herbst bis zum 13. Mai 1960 3000 Pfund Rind- und Schweinefleisch mehr gegessen und nach Hause geschafft hatten und über 300 Gänse, 150 Pfund Fisch, 15 Schafe, 570 Pfund Sesamöl und über 5000 Pfund Getreide).
    Der Parteikomiteesekretär der Präfekturbüros von Xinyan Li Wenyao kehrte in seinen Heimatort zurück, um sich über den Kannibalismus dort zu erkundigen. Seine Frau, sie hieß mit Nachnamen Wen, hatte kein Menschenfleisch zu sich genommen, aber sie hatte es ihren Kindern zu essen gegeben. Li Wenyaos Vater konnte infolge des Hungers nicht mehr gehen und starb auf der Straße. Aber Li Wenyao blieb weiterhin dabei, die Lage sei ausgezeichnet, und kritisierte Zhang Shubo und Yu Dehong aktiv.
    Yu Dehong sagte: »Deine Alte hat Menschenfleisch gefressen, dein Vater ist verhungert und du kritisierst mich weiter, weil ich die Wahrheit sage? Bist du überhaupt noch ein Mensch?«
    Der stellvertretende Sekretär des Gebietskomitees von Xinyang Wang Dafu übernahm persönlich die Verantwortung für die Kampagne gegen rechte Tendenzen, seine Haltung war sehr entschieden und der ganze Mann sehr streng. Er stammte aus dem

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