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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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ihre Untersuchung. Sie hat sich im Grunde in alle relativ schwer betroffenen Kreise begeben. Nach ihrer Rückkehr nach Beijing wurde jeweils für Zentralkomitee und Staatsrat ein gesonderter förmlicher Bericht aufgesetzt, dazu gab es sporadische und Ad-hoc-Berichte. Später ist Xinyang auf den Vermerk von Mao Zedong hin und auf Anordnung von Zhou Enlai eine große Menge Getreide zugewiesen worden, um die dringendste Not zu lindern; gleichzeitig wurde aus der Provinz Henan direkt unterstellten Einheiten eine Gruppe von Kadern nach Xinyang versetzt, die helfen sollten, vor Ort die versäumten Schulungen in demokratischer Revolution und eine Kampagne zur Ausrichtung der Volkskommunen und des Arbeitsstils durchzuführen.« [67]  

    Verschiedene Ministerien des Zentralkomitees haben mehrmals Untersuchungskommissionen nach Xinyang geschickt, im Oktober hat Mao Zedong hierzu grundlegend Stellung bezogen. Das Gebietskomitee von Xinyang hat in einem Bericht einen Satz von Mao Zedong zitiert:
»Wenn üble Elemente an der Macht sind, Menschen geschlagen werden und sterben, wenn die Getreideproduktion sinkt und es nicht genug zu essen gibt, dann war die demokratische Revolution noch nicht erfolgreich, die feudalistischen Kräfte machen noch in großem Stil Ärger, und aus ihrem stets wachsenden Hass auf den Sozialismus heraus zerstören sie die sozialistischen Produktionsbeziehungen und -kräfte. […] Die Ereignisse von Xinyang waren eine Restauration der Grundbesitzerklasse, eine konterrevolutionäre Klassenrache […] es müssen unbedingt ergänzend Grundschulungen in demokratischer Revolution durchgeführt werden, um den Feind, wie schon bei der Bodenreform, vollständig zu Boden zu ringen, um die üblen Machenschaften vollständig zu enthüllen und die Führungsmacht wieder zu erstreiten und die Situation grundlegend zu verändern.«
    In diesem Bericht heißt es weiter:
»In Hinblick auf die durch die Kontrolle der Massen enthüllten Tatsachen hat sich der Hinweis des Großen Vorsitzenden vollkommen bestätigt: Die Probleme in Xinyang sind ihrem Wesen nach durch und durch eine konterrevolutionäre Restauration, unter dem Mäntelchen des Kommunismus haben Guomindang und Grundbesitzer an der arbeitenden Bevölkerung grausame Klassenrache genommen.« [68]  
    Mao Zedong hat in zwei weiteren Gesprächen ausgeführt, in Xinyang gäbe es viele Grundbesitzer, Reiche, Konterrevolutionäre und üble Elemente, die die Führungsmacht an sich gerissen und ihr Unwesen getrieben hätten. Die Lage in zwei Dritteln des Gebiets sei ausgezeichnet, in einem Drittel sei sie miserabel. Für diese miserab- le Lage gebe es zwei Gründe: Erstens, der klägliche Rest von Grundbesitzern und Feudalisten habe unsere Reihen infiltriert; zweitens seien unsere eigenen Leute aus der Art geschlagen, so habe zum Beispiel der erste Sekretär von neun Kreisen im Gebiet Xinyang die Tochter eines Grundbesitzers zu seiner Frau und sich selbst zum Fürsprecher der Grundbesitzer gemacht; der dritte Grund sei ein schlimmer Bürokratismus. Das Schlagen und Morden von Menschen sei ihnen zur zweiten Natur geworden.
    Auch Liu Shaoqi hat einen Bericht mit einem Vermerk versehen: Xinyang sei eine Restauration der Grundbesitzerklasse gewesen, die Ereignisse von Xinyang seien konterrevolutionäre Ereignisse, man müsse die Bevölkerung von Xinyang ein zweites Mal befreien. [69]  
    In Wirklichkeit war Xinyang ein alter Landkreis, die demokratische Revolution konnte unmöglich nicht grundlegend gewesen sein. Doch in Xinyang wurde eine Massenkampagne »Zusätzliche Schulungen zur demokratischen Revolution« ausgelöst, und deren Speerspitze war direkt auf die Basiskader in den ländlichen Gebieten gerichtet.
    Die Basiskader übernehmen die Verantwortung für die Hungertoten
    Im November 1960 schickte das Zentralkomitee unter anderen Li Xiannian nach Xinyang, um den Geist des Zentralkomitees dort umzusetzen. Als er sah, wie viele Menschen dort gestorben waren, brach Li in Tränen aus. Er sagte, er habe in seinem Leben nur zweimal geweint, das erste Mal, als das Armeekorps West auf dem langen Marsch einen Ausfall wagte und nach Nordshaanxi durchbrach, und jetzt ist das zweite Mal.
    Betroffenheit ist das eine, aber Li Xiannian ging auch bei der Umgestaltung der Führungsteams von Xinyang auf den verschiedenen Ebenen nicht gerade zimperlich vor. Er sagte, die Kader von Xinyang wären insgesamt nicht tragbar. Das Zentralkomitee hat sämtliche Kader auf allen Ebenen aus

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