Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
Provinzkomitees von Henan, Wang Renzhong (der zweite Sekretär des Zhongnan-Büros und in Personalunion erster Sekretär des Provinzkomitees von Hubei) hielt eine Rede über die Ereignisse von Xinyang, in der er sagte:
»Nach unserer Einschätzung liegt die Hauptgefahr in unserer mehr als offensichtlich mangelnden Kenntnis des Widerspruchs zwischen uns und unseren Feinden, wir sind uns über den grundlegenden Charakter der kapitalistischen Rache nicht im Klaren, die die Guomindang als Mitglieder der KPCh getarnt nehmen […]
Den Tod der Massen klar vor Augen haben sie einfach die Essensrationen für die Bevölkerung einbehalten, die Schließung der Volksküchen klar vor Augen haben sie den Massen verboten, zu Hause den Herd anzumachen, sie haben ihnen verboten, wildes Gemüse zu ernten, sie haben ihnen verboten, die Gegend zu verlassen, die Massen konnten vor Hunger nicht mehr laufen, und sie haben ihnen nicht einmal mehr einen Stock gelassen, auf den sie sich hätten stützen können, sie haben das Volk schlechter behandelt als Vieh, sie haben sie aus reiner Willkür beschimpft und geschlagen, ja, sie haben sie, Unmenschen, die sie sind, totgeschlagen – wenn das nicht unsere Feinde sind, was sind sie dann?
Diese Leute haben unsere Klassenbrüder in Scharen hingemordet, um ihre eigene Haut zu retten, wir haben keine andere Wahl, als nun unsererseits sie ohne jede Nachsicht zu töten.« [72]
Xu Zirong, stellvertretender Leiter des Amtes für Öffentliche Sicherheit, sagte in seiner Rede:
»Die Gesamtzahl der Toten steigt immer noch, der Schaden ist wirklich enorm, von einer Bevölkerung von 8 Millionen Menschen ist ein Achtel ums Leben gekommen. Das war wirklich ein gigantisches Komplott des Feindes. […] Von den über 88000 Menschen in der Volkskommune Zhongpu im Kreis Nancheng sind über 8000 nicht mehr, über 500 Dörfer sind vollständig ausgestorben. Von den Kadern und ihren Angehörigen ist keine Familie verschont geblieben. Wenn nur ein oder zwei Tote in einer Familie zu beklagen waren, konnte sie von Glück reden, über 1900 Haushalte sind vollständig ausgestorben.« [73]
Nach der damaligen Denkweise waren, wenn irgendwelche Probleme auftauchten, Menschen mit ungutem Klassenhintergrund die Schuldigen. In Wahrheit hatten diese Menschen am meisten zu leiden. Xu Zirong, dem die Öffentliche Sicherheit oblag, war noch ganz auf diese Personengruppe fixiert. In ganz Xinyang unterzog er 3000 bis 5000 Personen einer Untersuchung. Er sagte:
»Sämtliche Organisationen im Kreis sind in Massen von den fünf schlechten Elementen infiltriert, Grundbesitzertyrannen, Handlangern des Feudalismus, Landräubern, den konterrevolutionären Bruderschaften und Spionen. Man muss zugeben, dass einige bereits konterrevolutionäre Cliquen gebildet haben. Shi Shaoju hatte so eine Gruppe, mit der er sich oft zu wilden Gelagen und Ausschweifungen traf, um schlechte Menschen zu befördern und aus Grundbesitzern reiche Bauern zu machen.
Auch Xu Xilan hat schlechte Menschen befördert und schlechte Dinge tun lassen. Die Probleme von Ma Longshan sind noch größer, er hat mit Spionen aus Hongkong eine Verschwörung ausgeheckt.«
Wang Congwu, stellvertretender Sekretär des Kontrollkomitees des ZK sagte in einer Rede:
»Die Unmenge an Material, das nun in Xinyang und anderen Gebieten ans Tageslicht kommt, bestätigt zu hundert Prozent die Anordnungen des Vorsitzenden Mao. Dem Wesen nach ging es bei den Problemen in Xinyang um den Klassenfeind, der die Führungsmacht an sich gerissen und an der arbeitenden Bevölkerung wahnsinnige Klassenrache genommen hat. Das waren Klassenfeinde, die unter dem Deckmantel ihrer Zugehörigkeit zur KPCh das Geschäft der Guomindang betrieben.« [74]
Das Zentralkomitee hatte bereits geplant, in den großen Kreisen von Xinyang 800, in den kleinen 400 Personen hinrichten zu lassen und aus jeder Produktionsbrigade drei bis fünf Personen, für das gesamte Gebiet über 10000 Menschen. Als man beschloss, den Kreiskomiteesekretär von Guang Shan Ma Longshan und den Kreiskomiteesekretär von Gushi Yang Shouji hinzurichten, wurde Mao Zedong um eine Anweisung gebeten. Er sagte: »Ich habe noch nie einen Kreiskomiteesekretär zum Tode verurteilt, das Urteil soll zur Bewährung ausgesetzt werden!«
Am Ende lautete das Urteil: Der Gebietskomiteesekretär Lu Xianwen wurde zu drei Jahren Haft verurteilt, in Bezug auf die acht Kreiskomiteesekretäre erging folgendes Urteil: Der Kreiskomiteesekretär
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