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Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
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und sah, dass auch in Yuanyang Menschen verhungert waren. Ich habe mit eigenen Augen einen Mann mit einer Lederkappe am Straßenrand verhungern sehen. In Yuanyang bekam ich einen Anruf, das Zentralkomitee erwarte mich zur Berichterstattung zurück. Wieder in Beijing hörte An Ziwen meinen Bericht und schrieb nun seinerseits einen Bericht für Ministerpräsident Zhou Enlai.
In dieser Zeit schickte auch Mao Zedong seine Leute in die Region. Am 15. November versah Mao Zedong den Untersuchungsbericht mit folgendem Vermerk: ›Wenn man über die großartige Lage spricht und die politischen Maßnahmen studiert, muss man auch die Probleme eines Drittels der Gebiete lösen.‹ Der Vermerk des Vorsitzenden Mao bestimmte, dass die Ereignisse von Xinyang auf eine nicht vollständige demokratische Revolution zurückzuführen seien, und so wurde eine große Anzahl von Basiskadern zu einem ›Trainingslager‹ zusammengerufen.
Im Januar 1961 bin ich erneut nach Henan gefahren. Dabei entdeckte ich, dass auch in Xinxiang und Kaifeng nicht wenige Menschen verhungert waren. Außerdem hatte es Ausschreitungen der einfachen Menschen gegeben. Wenn man sich das näher ansah, so steckte eine verheiratete Frau dahinter. Sie hatte sich selbst zur ›Kaiserin Tante‹ ernannt und die Massen aufgefordert: ›Befreit die Schweine, befreit die Schafe, befreit das Getreide und verteilt alles an die Volksküchen.‹ Die ›Kaiserin Tante‹ wurde verhaftet.«

    Am 21. Oktober 1960 wurde dem Politbüromitglied und Sekretariatssekretär des Zentralkomitees Li Fuchun das »Untersuchungsmaterial von vier Kadern zum Problem der großen Zahl von Hungertoten im Gebiet Xinyang, Provinz Henan, und der schweren Disziplinarvergehen von Kadern« zur Bearbeitung zugesandt.
    Am 24. Oktober legte Li Fuchun dieses Material Mao Zedong vor.
    Am Vormittag des 26. versah Mao Zedong Li Fuchuns Bericht mit folgendem Vermerk: »An Liu Shaoqi und Zhou Enlai mit der Bitte um sofortige Durchsicht, am Nachmittag Gespräch über zu treffende Maßnahmen.« [66]  
    Nach den Aufzeichnungen von Wang Congwu hat An Ziwen den »Bericht über die großangelegte Klassenrache feudalistisch-restaurativer Kräfte im Gebiet von Xinyang« Zhou Enlai vorgelegt. Darin heißt es:
»Die Genossen des ZK-Kontrollkomitees haben sich gegen alle Widrigkeiten direkt vor Ort bei den Bauern einen Überblick über die Lage verschafft. Erst hier wurde ihnen das Ausmaß der Probleme und die gewaltige Zahl der Hungertoten deutlich. Später haben sie auch weitere Kreise inspiziert, wo die Lage entsprechend ernst war. Schon nach ersten Untersuchungen gibt es Hinweise, dass die Zahl der Toten bei über 700000 liegt.
Dieses Ergebnis wurde umgehend dem ZK-Kontrollkomitee und den wichtigsten Führungspersonen des Organisationsministeriums des ZK mitgeteilt, wo man beschloss, dass der stellvertretende Abteilungsleiter des ZK-Organisationsministeriums An Ziwen Ministerpräsident Zhou Enlai noch am selben Abend über die Lage unterrichten sollte; direkt im Anschluss daran verfasste auch der stellvertretende Sekretär des ZK-Kontrollkomitees Wang Congwu einen schriftlichen Bericht über die Ereignisse in Xinyang und legte ihn Zhou Enlai vor. Als dieser den Bericht von Wang Congwu gelesen hatte, spürte er die Schwere des Problems und diskutierte unmittelbar danach die Ereignisse mit dem Vorsitzenden Mao Zedong. Nach Mao Zedongs Vorschlag berief Zhou Enlai am nächsten Tag eine Dringlichkeitssitzung des Staatsrates ein, bei der er den Vorsitz führte, und informierte über die Ereignisse von Xinyang. Auf dieser Sitzung sagte Zhou Enlai tief bewegt: ›Ich bin dafür verantwortlich, dass es in Xinyang zu so einem schwerwiegenden Ereignis kommen konnte, niemand hat uns darüber in Kenntnis gesetzt, das Zentralkomitee wusste nichts davon.‹ Auf dieser Sitzung beschloss Zhou Enlai, sofort eine Arbeitsgruppe des Zentralkomitees zu bilden, die umgehend nach Xinyang gehen und die Sachlage einer weiteren Untersuchung unterziehen sollte.
Die Leitung dieser Arbeitsgruppe übernahm der stellvertretende ZK-Kontrollkomiteesekretär Wu Congshu, die stellvertretende Leitung übernahmen Xu Zirong, der stellvertretende Abteilungsleiter des Amtes für nationale Sicherheit, und An Ziwen, stellvertretender Abteilungsleiter des Organisationsministeriums des ZK. Sie standen an der Spitze einer aus drei Einheiten zusammengezogenen Delegation von ein paar Dutzend Personen. Die Arbeitsgruppe brauchte in Xinyang einen guten Monat für

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