Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
Probleme, zu denen es jetzt gekommen ist, sind Probleme für einen Finger. Doch auch in dieser Zeit haben wir 70 Prozent Erfolge und 30 Prozent Probleme, und was die Mehrzahl der Kader und Parteimitglieder angeht, so gibt es im ganzen Gebiet höchstens 4 – 5 Prozent üble Elemente, und in Gebieten, wo es besonders schlimm ist, höchstens 10 – 20 Prozent, das sind nicht zu viele.«
Yang Weibing betonte zudem: »Der Umgang des Provinzkomitees mit Lu Xianwen (damals war Lu bereits seines Amtes als erster Sekretär des Gebietskomitees enthoben) geschah im Geiste der Anordnungen des Zentralkomitees; wo es solche Anordnungen nicht gibt, hat das Provinzkomitee auch nicht das Recht, etwas zu unternehmen.« [63]
Im November 1960 schickte das Zentralkomitee Li Xiannian, Xu Zirong, Wang Congwu und Tao Zhu sowie Wang Renzhong vom Büro für den Mittleren Süden unter Begleitung von Wu Zhipu nach Xinyang. Das Gebietskomitee ließ die Delegation von Zhang Shubo in der Infanterieschule von Xinyang empfangen. Als sie im Konferenzraum des Gästehauses ihren Tee zu sich nahmen, sagte Wu Zhipu vor den Führungskadern des Zentralkomitees zu Zhang Shubo: »Genosse Shubo, von den Problemen hier in Xinyang hat man im Provinzkomitee vorher gar nichts gewusst, wir waren ganz ahnungslos. Wie man hört, warst du dir mit Lu Xianwen nicht ganz einig, warum bist du da nicht zu uns gekommen? Wenn du früher zu uns gekommen wärst, hätten wir da nicht das Schlimmste verhindern können?«
Dieser Gerissenheit von Wu Zhipu widersprach Zhang Shubo und war dabei nicht gerade höflich:
»Werter Genosse Zhipu, du willst von der Situation hier wirklich gar nichts gewusst haben? Und die Kampfkritik, der ich ein paar Monate lang unterzogen wurde, war die nicht vom Provinzkomitee genehmigt worden? Und war diese Genehmigung nicht eine Folge der Rede, die ich auf der Konferenz über die Produktion und die Möglichkeiten zur Abwendung der Katastrophe gehalten habe? Als das Provinz- und Gebietskomitee die Produktionsmenge schätzte, habe ich weniger angenommen, und war da nicht ich es, der bei der Kampagne gegen die Verschleierung der wahren Erträge nicht nur kein weiteres Getreide aus ihnen herausgepresst, sondern im Gegenteil, über 7 Millionen Pfund Getreide an die Massen ausgegeben hat? Als ich sagte, die Kader mit Befehlen zu etwas zu zwingen und Leute totzuschlagen, das sei der Stil der Guomindang, da hat man mir den Hut rechter Tendenzen aufgesetzt und mich einer Kampfkritik unterzogen. Wie kannst du, werter Genosse, da sagen, du hättest von nichts gewusst? Hast nicht du Kampfkritiken gegen mich angeordnet? Wozu hätte ich dich da noch aufsuchen sollen? Was mit dir bereden?«
Wu Zhipu lief an wie eine Tomate, er wäre am liebsten im Erdboden versunken. Zhang Shubo wollte noch weitermachen, aber Tao Zhu unterbrach ihn sofort: »Es reicht, wir haben verstanden, die Kritik an dir war ein Fehler, wir rehabilitieren dich, kein Wort mehr!« [64]
Untersuchung und Entscheidungsfindung des Zentralkomitees zu den Ereignissen von Xinyang
Im Februar 1960 kam Abteilungsleiter Guo vom Innenministerium des Zentralkomitees nach Xinyang zu einer Inspektion. Als er hörte, hier seien 200000 – 300000 Menschen verhungert, ist er sofort zurück nach Beijing gefahren und hat darüber berichtet: »Als er davon erfahren hatte und wieder in Beijing war, hat er den Führungskadern im Ministerium berichtet, die wiederum haben dem Generalsekretär des Staatsrates Xi Zhongxun Bericht erstattet, der wiederum dem Sekretär des Kontrollkomitees des ZK Dong Biwu berichtete, der sofort die beiden Abteilungsleiter Li Jian und Li Zhenhai nach Xinyang geschickt hat, um die Sache vor Ort zu untersuchen.« [65]
Li Jian hat dem Autor dieses Buches den obigen Vorgang bestätigt, in Bezug auf die »dreimalige Reise« der Untersuchungskommission nach Henan erinnerte er sich:
»Bevor wir fuhren, hat Qian Ying vom Innenministerium über die Opfer der Wassersucht berichtet, Tan Zhenlin kritisierte das Ministerium: ›Ob die Wassersucht eine Folge eines Nahrungsmittelproblems ist, ist noch nicht entschieden.‹
Unsere Untersuchungskommission bestand aus fünf Personen; uns allen war nicht wohl in unserer Haut: ›Peng Dehuai ist gemaßregelt worden, wir sollten noch etwas sagen dürfen!‹
Als wir in Xinyang ankamen, hatte das Gebietskomitee zwei Leute geschickt, jetzt waren wir also zu siebt. Wir verließen Xinyang, sind über den Berg Luo in den Kreis
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