Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
von Guangshan Ma Longshan wurde zum Tode mit einer zweijährigen Bewährungszeit verurteilt, die anderen betroffenen Kreiskomiteesekretäre kamen mit ein paar Jahren Haft davon.
Die Familien und Angehörigen dieser Leute wurden in Sippenhaft genommen. Die Ehefrau von Xu Xilan aus dem Kreis Xi wurde ebenfalls verhaftet, ihr Haus wurde durchsucht, alles weggeschafft und ihre Türen versiegelt. Ihr kaum zwei Monate altes Kind wurde zwangsweise abgestillt und verhungerte. Ihre anderen drei Kinder, das älteste war sieben, das jüngste drei Jahre alt, gingen drei Jahre lang auf den Straßen betteln.
Die Frau von Ma Longshan trieb sich mit ihren Kindern in der Gegend herum und kam mit dem Sammeln von Abfällen und dem Verkauf von Schrott mühsam über die Runden.
Nach der Verhaftung von Chuan Langtai, dem Komiteesekretär des Kreises Runan, wurde auch seine Frau festgenommen, ihre drei Kinder wurden zu Hause gedemütigt und von ihren Mitschülern beschimpft und geschlagen.
Ma Longshan sprach während eines Verhörs vom 21. Oktober 1960 ein paar Wahrheiten aus, zu denen damals niemand sonst den Mut gefunden hat: »Zu derart schwerwiegenden Ereignissen kommt es nicht in einem einzelnen Kreis oder in einer einzelnen Volkskommune, sie entstehen in einem ganzen Gebiet, das in gleicher und schlimmer Weise betroffen ist. Und sie zeigen hinreichend, dass die Denk- und Arbeitsweise des Gebietskomitees nicht richtig genug ist.« Die Ursache für die Ereignisse liege darin, dass »seit einigen Jahren, vor allem zwischen dem Winter des vergangenen Jahres und des darauffolgenden Frühlings, ausschließlich der so genannte staatliche Standpunkt betont und der Zwei-Wege-Krieg gewaltig ausgedehnt wurde und an dieser Leitlinie entlang beim großen Kampf gegen rechte Tendenzen viele theoretische und praktische Fehler gemacht wurden.« [75]
Diese bedauernswerten Kreiskomiteesekretäre sind heute zu einem großen Teil längst verstorben. Im Herbst 1999 habe ich den von den Jahren schwer gezeichneten Shi Shaoju im zweiten Altersheim für Kader in Xinyang aufgesucht, er war damals in den Kreisen Huaibin und Gushi Kreiskomiteesekretär gewesen. Während des Gesprächs erinnerte er sich, dass er 1958 in Zhengzhou mit dem Vorsitzenden Mao Zedong zusammen im Theater war: »Der Vorsitzende Mao saß in der siebten Reihe, Wu Zhipu begleitete ihn, und ich war auch in der siebten Reihe, neben ihm.« Es war erkennbar, dass dieser Theaterbesuch mit Mao Zedong für ihn ein Leben lang eine große Ehre bedeutete.
Seine alte Gefährtin Zhang Shengzhi war in diesen Jahren Vorsitzende des Frauenverbandes des Kreises Gushi. Sie erinnerte sich:
»Am siebten Tag des elften Monats nach dem Bauernkalender, abends um zehn Uhr wurden im ganzen Bezirk gleichzeitig Verhaftungen vorgenommen […] im Kreis Gushi allein über dreißigtausend. Zuerst ist er verhaftet worden, sie haben ihn in Handschellen abgeführt. Unser Haus wurde durchsucht und die Türen versiegelt. Von den Leuten, die sie mitnahmen, wurden einige verhaftet, andere kollektiv belehrt. Er (Shi Shaoju) wurde verhaftet, ich bekam eine Kollektivbelehrung. Um diese Belehrungsgruppen herum standen auf allen Seiten Maschinengewehre. Ich hatte den Vorteil eines guten Hintergrunds und wurde schnell wieder entlassen. Wenn ich von Grundbesitzern abstammen würde, hätte ich Pech gehabt. Yang Shoujis Frau stammte von Grundbesitzern ab, sie sind beide verhaftet worden. Ihre vier Kinder waren damals noch sehr klein, das älteste war sieben, das jüngste drei, vier Jahre alt; als die Eltern weggebracht wurden, schrien die Kleinen unter Tränen nach Papa und Mama. Auf einer großen Versammlung mit Zehntausenden ist Yang Shouji dann kritisiert worden.«
Shi Shaoju fuhr fort:
»Ich wurde meiner Ämter enthoben, gerichtlich verfolgt und zur Selbstprüfung angehalten. Ich habe ein Jahr gesessen. Über die Ereignisse damals darf ich nicht sprechen, wenn ich es doch tue, dann kann ich nicht schlafen. Es war nicht so, dass es damals nichts zu essen gab, man wagte nicht, etwas zu tun. Als ich sah, dass die Bauern nichts zu essen hatten, habe ich den stellvertretenden Sekretär des Nahrungsmittelamtes Zhou Yiyuan aufgesucht, um bei ihm drei bis fünf Millionen Pfund Getreide zu leihen, das dann nach der Ernte wieder ersetzt werden sollte. Zhou Yiyuan sagte, es sei Getreide da, aber Sekretär Wu Zhipu habe gesagt, aus dem staatlichen Speicher dürfe kein Korn weggeschafft werden, über alles, was da tagtäglich
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