Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
wovon 521 Arbeitskräfte waren, die eine Fläche von 2850 Mu Ackerboden bewirtschafteten. Eigentlich ein Produktionsteam mit einem relativ hohen Lebensstandard. Im Winter 1958 nun wurde das gesamte Vermögen der kleinen Produktionsgruppen und der Kommunemitglieder eingezogen. Mit dem Resultat, dass zwischen Herbst 1958 und Ende 1960 der Großviehbestand von 208 auf 160 und der Schafbestand von 463 auf 75 zurückging. Von den ursprünglich 78 Schweinen war Ende 1960 nicht ein einziges übrig geblieben.
Der Getreideertrag lag 1958 bei 540000, 1960 nur noch bei 190000 Pfund. 1958 lag der durchschnittliche Jahresverdienst eines Kommunemitglieds bei 32, 1960 nur noch bei 10 Yuan. [110]
Das absurde Projekt einer Umleitung des Taoflusses
Die Flussumleitungsprojekte in der Provinz Gansu haben in großem Umfang das Aufkommen der Hungersnot begünstigt. Der Ausgangspunkt dieser Projekte lag in dem ernsten Wassermangel in Longzhong und Longdong (in der Mitte und im Osten der Provinz Gansu). Zuo Zongtang [14] hatte gesagt: »Longzhong ist das trockenste Gebiet unter dem Himmel.« Der durchschnittliche Jahresniederschlag lag hier bei nicht einmal 400 Millimetern, die Verdunstungsmenge hingegen bei über 1400 Millimetern, über 70 Prozent der gesamten Niederschlagsmenge konzentrierte sich auf drei Monate: Juli, August und September. Im Frühling und Sommer gab es keinerlei Wasser, Weizen trieb überhaupt nicht aus. Der Mittel- und Ostteil von Gansu gehört zur Lößhochebene, die Erdschicht ist sehr dick. Gäbe es nur genügend Wasser, dann wäre es ein reiches Land.
Die meisten Landstriche verfügen über keinerlei Grundwasser, man kann keine Brunnen bohren, um Wasser zu gewinnen, außer in der Regenzeit sind die meisten Flüsse ausgetrocknet. Lediglich der Taofluss bildet eine Ausnahme, doch außer den Kreisen Lintao und Min kommt kein weiterer Kreis in den Genuss dieses Wassers.
In den Jahren des Großen Sprungs nun machte das Provinzkomitee der KPCh von Gansu den Vorschlag, das Wasser des Tao auf die Lößhochebene umzuleiten, woraus »Der Plan zur Umleitung des Wassers auf die Dongzhihochebene« wurde. Nach den Planungen handelte es sich hier um ein Bewässerungssystem von einem Ost-West-Umfang von 320 und einem Nord-Süd-Umfang von 200 Kilometern, mit Kanälen in einer Gesamtlänge von 1150 Kilometern, einer Wasserfläche von 40 Metern in der Breite und sechs Metern Tiefe, auf der Schiffe mit bis zu 100 Tonnen frei fahren konnten. Daneben gab es 15 Hauptkanäle mit einer Gesamtlänge von 3500 Kilometern. Dieses Bewässerungsprojekt umfasste zusätzlich zwei Staudämme, für die geschätzte 2 Milliarden Kubikmeter Fels und Erde hätten bewegt werden müssen und etwa 2,73 Millionen Kubikmeter Beton und Spritzbeton (Beton aus Steinen und Beton) nötig gewesen wären. Außerdem hätte man ein paar Dutzend Elektrizitätswerke bauen können, die das Gefälle ausgenutzt hätten. Damals stellte man sich vor, dass sich nach der Fertigstellung dieser Projekte »die Dürregebiete in bewässerte Felder verwandeln, sich über den Bergen der Duft der Reisblüte erhebt, Mais und Weizen die Speicher füllen, ein grüner Schatten sich über die Bergketten zieht, elektrische Laternen alles erhellen, überall Maschinen knattern, Dampfer pfeifen und die Schiffe hin und her pendeln«.
Das Umleitungsprojekt des Tao wurde am 12. Juni 1958 offiziell in Angriff genommen. In dessen Verlauf wurden über 3000 Angestellte und Arbeiter mobilisiert, an den eigentlichen Bauarbeiten nahmen über 100000 Menschen teil, zu den Stoßzeiten sogar 160000. Der Plan sah eine Bauzeit von viereinhalb Jahren vor. Der durchschnittliche Arbeitskräfteeinsatz pro Tag belief sich 1958 auf 106000, 1959 auf 112000 und 1960 auf 80000. Bis Ende 1960 waren für die Bauarbeiten direkt 60 Millionen Arbeitstage eingeplant worden.
Dieses Projekt zog die Aufmerksamkeit des ganzen Landes auf sich. Im September 1958 haben die 447 Delegierten der 3. Konferenz zu den Wasser- und Bodenerhaltungsarbeiten dieses Projekt besichtigt. Im Herbst 1958 hat der Sekretär des Politbürosekretariats der KPCh Xi Zhongxun eigens die Baustellen inspiziert, er sagte: »Dieses Projekt […] ist ein Projekt von Weltbedeutung […] es zeigt, dass wir nicht nur Herren der Gesellschaft sind, sondern auch Herren über die Natur. Das Wichtigste an diesem Projekt ist der Mut, es zu denken und anzugehen […] das ist der Stil des Sozialismus […] Gansu gibt uns einen
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