Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)

Titel: Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yang Jisheng
Vom Netzwerk:
der Volkskommune Qiezang, war schon kurz vor dem Verhungern, als er seiner Frau Ma Hasufei einschärfte: »Ich habe kein Fleisch mehr auf den Knochen, aber wenn ich tot bin, nehmt mein Herz heraus und esst es!« Als er tot war, hat seine Frau tatsächlich sein Herz herausgenommen, es gekocht und gegessen.
Das Ehepaar Ma Yibula, ein armer Bauer aus einem Produktionsteam, das die Volkskommune Qiezang zusammengestellt hatte, hat seine 14-jährige Tochter aufgegessen, und als ihr Mann tot war, hat seine Frau auch ihn verzehrt.
Li Galiu aus der Arbeitsgruppe Xiaogoumen der Volkskommune Hongtai hat seine beiden toten Kinder verzehrt. Und als er selbst tot war, wurde wiederum er von einem anderen Mitglied der Volkskommune, einem Mann namens Hu Ba verzehrt, und nach dem Tod von Hu Ba wurde dessen Leichnam von Xiao Zhengzhi verzehrt.« [125]  
    Bei dieser schweren Hungersnot war die Lage in den Städten sehr viel besser als auf dem Land. Aber auch in den Städten waren die Schreie des Hungers zu hören.
    Am 9. Dezember 1960 schilderte das Amt für Verkehr und Kommunikation der Provinz Gansu, dass es im Verkehrssystem massenhaft zu Wassersucht komme. Unter den knapp 7000 Angestellten und Arbeitern der Nickelerzgruben von Baijiaju in Yongchang hätten 60 Prozent die Wassersucht und es sei bereits zu drei Todesfällen gekommen. Im Geologischen Amt und im Bauamt, diesen beiden Einheiten, habe bei 54 von 94 weiblichen Angestellten und Arbeiterinnen die Menstruation ausgesetzt, bei acht Frauen bereits seit einem halben Jahr. [126]  
    Das Stadtkomitee von Baiyin schrieb in seinem »Bericht über die Entwicklung und Situation einer aktiven Verhütung und Bekämpfung der Wassersucht und zukünftige Ansichten« an die übergeordneten Stellen:
»In allen Minen, Unternehmen, Behörden, Schulen und Einheiten und unter einem Teil der Arbeiter- und Angestelltenmassen eines Teils der Volkskommunen ist die Situation der Wassersucht-Erkrankungen ausgesprochen ernst. Seit Anfang November greifen die Erkrankungen immer weiter um sich und werden immer ernster […] Hauptursache ist der Nahrungsmittelmangel und die übergroße Arbeitsbelastung.«
    Das Stadtkomitee von Yumen schrieb in einem am 11. Dezember 1960 an die übergeordneten Stellen gerichteten »Bericht über die Situation der Wassersuchterkrankungen in den Minen, Unternehmen, Behörden und Parteischulen«:
»In über 14 Einheiten wie der für Öl zuständigen Behörde in Yumen, der Eisenbahndienststelle von Xumen, den Bergwerken und Maschinenfabriken im Nordosten, der städtischen Handelskammer und der städtischen Parteischule kam es bisher zu 3132 Fällen von Wassersucht, in der Einheit mit den meisten Erkrankungen liegt die Rate bei 25 Prozent der Gesamtbelegschaft. Symptome sind: Schwindelgefühl und Kopfschmerz, Anschwellen von Gesicht und Beinen, Anschwellen des Bauches von übergroßer Harnansammlung, Kraftlosigkeit in den Gliedern, Unruhe und Angstzustände. Zur Wassersucht kommt es vor allem unter den Arbeitern, weniger unter Kadern; vermehrt unter körperlich arbeitenden Menschen, weniger unter solchen, die körperlich leichte Arbeiten verrichten; vermehrt unter Benutzern der Volksküchen, weniger unter solchen, die zu Hause essen.«
    Das Parteikomitee der Stahlfabrik von Jiuquan zählt in einem Bericht vom 30. Dezember 1960 nicht nur die Fälle von Wassersucht auf, sondern kommt auch auf die ausbleibenden Monatsblutungen ihrer weiblichen Arbeiter und Angestellten und die Impotenz bei den Männern zu sprechen. Damals hatte es neben der Kürzung der Lebensmittelrationen auch einige Monate lang kein Speiseöl gegeben: »Die Angestellten und Arbeiter haben Angst, hier in der Wüste Gobi zu sterben; es werden immer mehr Anträge für eine Versetzung nach Hause gestellt; einige verkaufen ihre Sachen, andere gehen, ohne zu kündigen.«
    Unter normalen Umständen hätte die Hungerlage in der Provinzhauptstadt etwas besser sein sollen, aber der Bericht des Stadtkomitees von Lanzhou stößt auch Hungerschreie aus:
»Seit November haben wir nach und nach […] unter den 68096 Angestellten und Arbeitern der 51 Einheiten unseres Industriesystems 3346 Fälle von Wassersucht entdeckt, unter den 3313 Angestellten und Arbeitern des städtischen Handelssystems sind es 401. Unter den Arbeitern und Angestellten in den 21 Einheiten des Propaganda- und Schulapparats sind 12 Prozent erkrankt, unter den 5900 Angestellten und Arbeitern der politischen und Parteiorganisationen der Stadt

Weitere Kostenlose Bücher